Der Fluch des Horns

    Welttag des Nashorns :Der Fluch des Horns

    Porträt der ZDF-Studioleiterin Johannesburg Verena Garrett
    von Verena Garrett
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    Nach dem erfolglosen Versteigerungsversuch des bisherigen Eigentümers hat eine Naturschutzorganisation die weltgrößte Nashornfarm gekauft. Nun will sie 2.000 Tiere auswildern.

    Auf seiner riesigen Farm, die er als "größtes privates Nashornschutzprojekt der Welt" bezeichnet, seien mehr als 1.800 Nashörner geboren worden, sagt John Hume. Es war sein Traum: Nashörner retten und mit dem Horn der Tiere sehr reich werden. Das ist kein Widerspruch, denn um ans Horn zu gelangen, muss ein Nashorn nicht getötet werden. Eines vorab: das mit dem Geld hat nicht geklappt.

    Das wertvolle Horn der Tiere

    Das Horn eines Nashorns besteht aus dem gleichen Material wie der menschliche Zehennagel, Keratin, und es wächst nach. Nashörnern in Narkose kann es problemlos abgesägt werden.

    Es schadet dem Nashorn nicht, wenn man das Horn absägt. Eine kurze Narkose, mehr nicht. Weniger Trauma für das Tier, als wenn ein Mensch zum Zahnarzt geht.

    John Hume

    Eine Technik, die in Nationalparks angewandt wird, um die Tiere vor Wilderei zu schützen. Dort werden die Hörner im Anschluss verbrannt. Das Horn, das John Hume seinen Tieren abnehmen ließ, hat er behalten, weggeschlossen an einem geheimen Ort, um es für viel Geld zu verkaufen. Der Plan ging schief.

    Naturschutz als Geschäftsmodell

    Mit Immobilien hat der Geschäftsmann es zu Wohlstand gebracht. Vor 15 Jahren, als reicher Rentner, begann er, Nashörner zu züchten - wie andere Menschen Pferde. Zunächst mit Erfolg: Humes Herde wuchs von einigen Dutzend auf 2.000 Exemplare an.
    Dann zerplatzte der Traum: er musste sich von seiner "Platinum Rhino Farm" trennen. Der Unterhalt kostete ihn nach eigenen Angaben 3 Millionen Dollar jährlich - ihm ging das Geld aus. Ein Großteil der laufenden Kosten wurde von Sicherheitsmaßnahmen geschluckt, um die Nashörner vor Wilderern zu schützen, sagt er im ZDF- Interview.
    Breitmaulnashörner gelten als stark vom Aussterben bedroht. Heute leben gerade noch 16.000 von ihnen weltweit, knapp 13 Prozent auf John Humes Farm.

    Südafrika beherbergt etwa 80 Prozent aller Nashörner weltweit. Allerdings ist die Population trotz der Anstrengungen staatlicher und privater Reservate durch Wilderei bedroht. Nach Angaben den südafrikanischen Regierung wurden im vergangenen Jahr 448 Nashörner durch Wilderer getötet - drei weniger als im Jahr zuvor.

    Er wollte versteigern: die Farm, Elektrozäune, Hundestaffeln, Helikopter - alles sollte unter den Hammer. Einstiegsgebot: 10 Millionen Dollar. Niemand stieg ein. Einst wertvolles Gut, sind Rhinozerosse und ihre Haltung vor allem eines: extrem teuer, weil sie stark geschützt werden müssen. Wilderer haben zu einem Zusammenbruch der Nachfrage geführt.
    Nun hat die Naturschutzorganisation African Parks Nashornprojekt übernommen.

    Angesichts der Tatsache, dass es sich wahrscheinlich um den wichtigsten Genpool an Breitmaulnashörnern in Afrika handelt, war es für uns moralische Pflicht, hier etwas zu unternehmen.

    Peter Fearnhead, Geschäftsführer African Parks

    Weltgrößtes Zuchtprojekt
    :Naturschützer kaufen Nashornfarm in Südafrika

    Die weltgrößte Nashornfarm mit etwa 2.000 Tieren hat einen neuen Besitzer: Die Naturschutzorganisation "African Parks" hat die Anlage nach eigenen Angaben gekauft.
    Ein Breitmaulnashorn geht auf dem Gebiet der privaten Nashornaufzucht von J. Hume in Südafrika.

    Der Handel mit dem Horn

    Als Potenzmittel heiß begehrt, werden in China oder Vietnam horrende Summen fürs Horn der Rhinozerosse gezahlt: bis zu 55.000 Euro wird das Kilo auf dem Schwarzmarkt gehandelt. John Hume wollte das für sich nutzen, hat auf internationalen Handel gesetzt - und sich verzockt.

    Obwohl der Handel mit Horn von Nashörnern international verboten ist, sind von 2018 bis 2021 nach Angaben der Weltnaturschutzunion mindestens 2.707 afrikanische Nashörner von Wilderern getötet worden. 90 Prozent der Fälle wurden aus Südafrika gemeldet, wo die meisten Nashörner leben.

    Sein Problem: er darf sein Horn nicht verkaufen. Das Washingtoner Artenschutzabkommen verbietet den Handel. Und während Gegner davon ausgehen, dass der legale Verkauf die Nachfrage weiter ankurbeln werde, sieht Züchter Hume sich als Retter einer bedrohten Art:

    Wenn wir kontinuierlich eine Menge von legalem Horn auf den Markt bringen würden, würde das die Wilderei verringern und nicht verstärken, davon bin ich überzeugt.

    John Hume

    Eine neue Zukunft für die Tiere

    Die neue Eigentümerorganisation verfolgt nach eigenen Angaben nur ein Ziel: die Tiere sollen innerhalb der nächsten 10 Jahre ausgewildert werden - ein gewaltiges, logistisches Unterfangen.

    Es ist wichtig, dass diese Nashörner wieder die Rolle im globalen Ökosystem einnehmen, die ihnen zusteht. Wir müssen diesen Prozess sehr systematisch angehen.

    Peter Fearnhead, Geschäftsführer African Parks

    Seinen Schatz, das über die Jahre geerntete Horn, hat John Hume behalten. Es bleibt unter Verschluss. Hume will den Markt beobachten, sagt er. Und hofft, dass er es irgendwann doch noch zu Geld machen kann.

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