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Interview
Leiter der Meldestelle CENAP:"UFOs kommen meistens bei gutem Wetter"
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Seit über 50 Jahren nimmt Hansjürgen Köhler den Hörer ab, wenn sich jemand mit einer Sichtung bei der UFO-Meldestelle CENAP meldet. Aliens sind ihm dabei aber noch nicht begegnet.
Landet hier ein Raumschiff? Nein, es handelt sich um ein "Burn Up", das Wiederzünden der oberen Treibstufe einer Rakete im Orbit - von der Sonne angestrahlt.
Quelle: Cenap-Archiv
Das Telefon klingelt in Hansjürgen Köhlers Meldestelle im hessischen Odenwald an einem durchschnittlichen Tag zwischen zwei- und viermal. Dran sind immer Menschen, die etwas am Himmel beobachtet haben, was sie nicht zuordnen können: seltsame Bewegungen, Lichtphänomene oder ein Objekt am Abendhimmel, das da scheinbar nicht hingehört.
Köhler widmet sich mit vier anderen Ehrenamtlichen mit seinem "Centralen Erforschungs-Netz außergewöhnlicher Himmels-Phänomene", kurz CENAP, diesen Phänomenen - vor allem, um aufzuklären.
ZDFheute: Herr Köhler, Sie haben das CENAP vor mehr als 50 Jahren gegründet, als sie selbst noch in der Ausbildung waren. Woher kam das Interesse?
Hansjürgen Köhler: Hauptsächlich aus jugendlichem Leichtsinn. Als Azubi habe ich meinen Freund Werner Walter kennengelernt, der leider 2016 verstorben ist. Wir haben in den gemeinsamen Pausen in der Kantine festgestellt, dass wir beide das Interesse für Science-Fiction und UFOs teilen. Wir haben außerdem als Kinder die Mondlandung mitbekommen, das hat uns ziemlich geprägt.
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ZDFheute: Und wie kommt man darauf, eine Meldestelle für UFO-Sichtungen in Deutschland zu eröffnen?
Köhler: Wir sind dann zu einer UFO-Konferenz nach Wiesbaden gefahren - doch dort ging es eher unwissenschaftlich zu. Unsere Fragen wurden nicht beantwortet. Dann haben wir uns entschlossen, uns mehr Wissen im astronomischen Bereich anzueignen und sind Mitglieder bei einer Sternwarte geworden. Dort lag ständig der Hörer neben dem Telefon, weil man vor lauter Anrufen von Leuten, die Fragen zu Sichtungen hatten, sonst nicht zum Sternegucken gekommen wäre. Wir in unserem jugendlichen Leichtsinn haben dann beschlossen, den "Telefondienst" zu übernehmen.
ZDFheute: Und heute? Wie viele Menschen rufen bei Ihnen an?
Köhler: Wir sind rund um die Uhr im Einsatz und die Anrufe werden immer mehr. Vor einigen Jahren haben sich noch zwischen 300 und 400 Anrufer im Jahr gemeldet. Heute sind es wesentlich mehr: Letztes Jahr haben wir 807 Fälle gezählt, in diesem Jahr sind wir bereits bei über 400 Fällen.
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ZDFheute: Woran liegt es, dass die Zahlen so ansteigen?
Köhler: Es sind einfach mehr Dinge am Himmel zu sehen: Drohnen spielen mittlerweile eine große Rolle. Auch Missinterpretationen von Flugzeugen, von Helikoptern und Ballons aller Art werden uns gemeldet. Und seit 2019 haben wir weiteren neuen "Arbeitgeber": Elon Musik mit seinen Starlink-Satelliten. Zudem hat heute jeder ein Handy dabei und kann alles aufnehmen, was am Himmel komisch aussieht.
Hansjürgen Köhler ist noch immer vom All fasziniert.
Quelle: Ufo-Meldestelle Cenup
Außerdem ist das astronomische Wissen manchmal auch sehr mau: Da werden helle Planeten oder Fixsterne gesehen und die Leute können das nicht einordnen. Und auch die Wetterlage spielt mit rein. Ich sage immer gerne:
ZDFheute: Und können Sie jede Sichtung aufklären?
Köhler: Stand heute haben wir von 11.351 bearbeiteten Fällen noch 139, die offen geblieben sind. Da fehlen uns allerdings hauptsächlich Daten. Wir brauchen den Ort, die Himmelsrichtung, die Länge der Beobachtung und Datum und Uhrzeit. Dann überprüfen wir den Luftverkehr, ob es Militäreinsätze gab oder ob Wetter- oder Forschungsballons am Himmel waren. Wir checken alle üblichen Verdächtigen ab.
Manchen Leuten würde auch eine kostenlose Astronomie-App schon bei der Aufklärung helfen, die man einfach an den Himmel halten kann und die Sterne und Planeten anzeigt.
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ZDFheute: Ein richtiges UFO ist ihnen also noch nie begegnet?
Köhler: Wir erklären denn Leuten immer, dass sie durchaus ein UFO gesehen haben, denn die Buchstaben stehen ja für "Unbekanntes Flugobjekt". Das ist eigentlich ein neutraler Begriff. UFOs muss man nicht direkt mit kleinen grünen Männlein verbinden.
ZDFheute: Was sagen die Leute denn, wenn Sie ihnen eine sehr irdische Erklärung für ihre scheinbaren Alien-Sichtungen liefern?
Köhler: 99 Prozent wolle einfach nur wissen, was sie da gesehen haben. Aber klar, es gibt auch Menschen, die unsere Erklärungen nicht akzeptieren wollen. Etwas Galgenhumor braucht man schon, gerade beim Thema UFOs gibt es eine riesige Schwurbelszene.
ZDFheute: Was treibt sie nach all den Jahren immer noch an?
Köhler: Vor allem die eigene Neugier. Vielleicht kommt ja doch mal "der Fall der Fälle". Ich unterscheide zwischem dem Hobby der "UFO-Jagd" und dem astronomischen Wissen.
ZDFheute: Ihre Faszination für das Weltall haben Sie also noch immer nicht verloren?
Köhler: Die Astronomie interessiert mich noch immer. Jetzt ist das Webb-Teleskop im Weltall, dass fast jeden Tag ganz tolle Aufnahmen von unserer Entstehung im Weltall zeigt, Sternenexplosionen und so weiter. Das ist fantastisch.
Und es wäre doch beschränkt zu denken, wir wären die einzigen Lebewesen im All. Aber wenn jemand da draußen die Fähigkeiten hätte, diese Weiten zu überbrücken, würde er wohl kaum zu einer unterentwickelten Spezies wie unserer kommen. Vielleicht dann in hunderttausend Jahren, wenn wir schlauer geworden sind - oder uns selber umgebracht haben.
Das Interview führte Anna Grösch, ZDFheute-Redakteurin.
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