Abgesagte Arzttermine: Strafgebühr für Patienten?

    FAQ

    Patienten sagen Termine nicht ab:Strafgebühr für Terminschwänzer beim Arzt?

    von Jan-Frederik Fischer, Jannik Hausmann
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    Viele Patienten sagen ihre Arzttermine nicht ab, was Arztpraxen Einnahmen kostet und dringend benötige Termine ungenutzt lässt. Kritiker fordern Ausfallgebühren. Ein Überblick.

    Baden-Württemberg, Stuttgart: Patienten warten im Wartezimmer einer Arztpraxis.
    Keine Seltenheit: Volle Wartezimmer und Termine, die schwierig zu bekommen sind.
    Quelle: dpa

    Einen Termin bei einem Arzt zu ergattern endet nicht selten mit einem Frustmoment: Denn der nächste Platz ist oft erst in Wochen, wenn nicht gar Monaten frei.
    Doch während die einen verzweifelt suchen, lassen andere ihre vereinbarten Arztbesuche einfach verfallen ohne abzusagen. Damit muss Schluss sein, sagt Andreas Gassen. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung erklärt gegenüber ZDFheute:

    Angemessen wäre eine von den Krankenkassen zu entrichtende Ausfallgebühr.

    Andreas Gassen, Kassenärzte Bundesvereinigung

    Ist eine solche Gebühr längst überfällig oder bloß Abzocke? Ein Überblick über die aktuelle Debatte.

    Nicht abgesagte Termine: Wie groß ist das Problem?

    Die Höhe der nicht abgesagten Termine variiert je nach Region und Branche. Während einheitliche Zahlen fehlen, zeigt eine Online-Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung eine Tendenz.
    So gaben bereits im Sommer 2023 knapp 70 Prozent der Praxen an, dass sie mit nicht abgesagten Terminen Probleme haben. In vielen Praxen machen solche Ausfälle sogar bis zu zehn Prozent aller Termine aus.
    No-Show Arzt

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    Kritiker stellen die Aussagekraft der Zahlen jedoch in Frage, da Patienten aus ihrer Sicht oft nicht absagen könnten. Der Grund: In den Praxen sei niemand erreichbar.

    Wie könnte eine Strafzahlung aussehen?

    Für eine allgemeine Strafzahlung gibt es unterschiedliche Ideen: Zum Beispiel könnten Patienten, die einen Termin nicht absagen, selber für die Kosten aufkommen. Die Arztpraxis müsste diese dann eintreiben.
    Eine andere Möglichkeit wäre, dass die jeweilige Krankenkasse die entstandenen Kosten übernimmt. Das könnte aber für alle teurer werden: Denn die Kassen würden die Kosten wohl auf alle Beitragszahler umgelegen.
    Karl Lauterbach
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    Strafgebühr: Wie sieht es in der Praxis aus?

    Einer, der von Strafzahlungen nichts hält, ist der Facharzt für Innere Medizin Dr. Patrick Fischer. Er leitet eine Praxis im baden-württembergischen Baden-Baden. Für ihn kommt es nicht infrage, seinen Patienten eine Strafgebühr aufzuzwingen.

    Wir gehen hier ordentlich miteinander um und unsere Patienten sagen ihre Termine in der Regel ab.

    Patrick Fischer, Facharzt für Innere Medizin

    Statt Strafzahlungen sieht Fischer mehr Erfolg in einer offenen Kommunikation:

    Hin und wieder kommt es dennoch vor, dass jemand einen Termin nicht absagt. Dann notiere ich das und spreche die Menschen beim nächsten Mal darauf an. Dann passt auch alles wieder.

    Patrick Fischer, Facharzt für Innere Medizin

    Sein Vorteil: Täglich kommen sehr viele Patienten in seine Praxis. Verpasste Termine würden da weniger ins Gewicht fallen.
    In der chirugischen Venenpraxis in Reutlingen setzt man ebenfalls auf eine offene Kommunikation, doch erhebt zugleich Ausfallgebühren. Hier werden fällig:
    • 100 Euro bei einem Sprechstundentermin (Absage bis 24 Stunden vorher)
    • 500 Euro bei einer nicht abgesagten Operation (Absage bis drei Tage vorher)
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    Gegenüber ZDFheute erklärt Facharzt Christian Dan Munteanu, dass diese Gebühren schon länger gelten würden. Die Praxis möchte dadurch vor allem eine Planungssicherheit erreichen: So würden Sprechstunden sowie personal- und kostenintensive Eingriffe tatsächlich stattfinden - und für andere Patienten bliebe mehr Zeit.

    Das soll Leute nicht drangsalieren oder erziehen, aber es schafft eine gewisse Fairness für Patienten, und eine zuverlässige Terminplanung.

    Christian Dan Munteanu, Facharzt chirugische Venenpraxis Reutlingen

    Bei Krankheit oder nachvollziehbaren Gründen müsse jedoch niemand etwas bezahlen, bekräftigt Facharzt Munteanu. Und ergänzt: "Die Mehrzahl der Patienten hält sich sowieso extrem zuverlässig an die Termine."
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    Arzttermin nicht abgesagt: Muss ich jetzt zahlen?

    Ob die "No-Show"-Gebühren rechtlich zulässig sind, wird von Gerichten unterschiedlich beurteilt. Daniel Heymann aus der Redaktion Recht und Justiz erklärt: "Solche Ausfallgebühren sind tatsächlich schon von Gerichten bestätigt worden - es kommt aber immer auf die Umstände des konkreten Einzelfalls an." Er rät Patienten:

    Wer einen Termin nicht wahrnehmen kann, sollte so schnell wie möglich Kontakt zur Praxis aufnehmen und ihn absagen.

    Daniel Heymann, ZDF Recht und Justiz

    Je eher man sich meldet, desto besser stehen die Chancen, den Termin einfach zu verschieben - dann entsteht auf keinen Fall eine Gebühr.

    Wer aber einfach unentschuldigt nicht kommt, läuft Gefahr, zahlen zu müssen - vor allem, wenn es nicht nur um den klassischen Hausarzttermin geht.

    Daniel Heymann, ZDF Recht und Justiz

    Alernative: Kommunikationswege verbessern

    So gibt es etwa bei aufwändigen Behandlungen wie beim Zahnarzt häufig keinen kurzfristigen Ersatz. Gerade in solchen Fällen kann die Ausfallgebühr entstehen, wobei es auch hier immer auf den jeweiligen Behandlungsvertrag ankommt.
    Gerade in unverschuldeten Fällen kann auch ein klärendes Gespräch helfen. "Wenn man den Termin verpasst hat, weil man etwa einen Unfall hatte, sollte man das ansprechen", so Heymann.
    Experten schlagen zudem Alternativen zu Strafzahlungen vor, etwa:
    • einfach bedienbare Online-Tools zur besseren Organisation
    • niedrigschwellige Kommunikation (über Messengerdienste)
    • Sensibilisierung für die Auswirkungen
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