1. Schultoilettengipfel: Wie werden unsere Schulklos besser?
1. Schultoilettengipfel:Wie werden unsere Schulklos besser?
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Alt, stinkig, dreckig: Viele unserer Schultoiletten sind in einem üblen Zustand. Woran das liegt und was dagegen getan wird, war Thema beim ersten Deutschen Schultoilettengipfel.
Das Gymnasium gehört zu den Hauptpreisträger des bundesweiten Wettbewerbs "Toiletten machen Schule".
Quelle: dpa
Deutschlands Schulen sind in einem maroden Zustand - das ist gemeinhin bekannt. Über einzelne Bereiche sprechen wir dagegen nicht so gerne: die Toiletten. Und das wenig überraschend. Oft sind die Anlagen marode, schmutzig und kaputt, es fehlt an Privatsphäre und Toilettenpapier; manchmal alles zusammen.
Schüler wollen Toiletten oft nicht benutzen
Aus diesen Gründen nimmt eine Mehrheit der Schülerinnen und Schüler die Schultoiletten als einen negativen Ort wahr. Ein Viertel trinkt und isst in der Schule weniger, um nicht auf Klo zu müssen. Fast 40 Prozent der Schüler*innen sagten laut der Studie, es gebe Toilettenpapier nur "selten" oder "nie". Der Aussage "Es stinkt immer" stimmten fast 42 Prozent der Jugendlichen zu.
... gibt es an dieser Schule in Mainz eine extra Kloaufsicht. 05.03.2024 | 2:02 min
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie an Berliner Schulen aus dem Jahr 2023, die von dem Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) am Universitätsklinikum Bonn und der Deutschen Toilettenorganisation (GTO) - die erste überhaupt in diesem Bereich.
Andrea Rechenburg, die die Auswertung der Daten am IHPH leitete, erklärt, welche Folgen das für unsere Gesundheit hat:
Besonders für Mädchen während der Periode seien saubere Toiletten ein wichtiges Thema. "Sie brauchen Privatsphäre, vernünftige Waschgelegenheiten und auch Hygieneprodukte in greifbarer Nähe."
Nicht nur ein Berliner Problem
Doch die Probleme gibt es nicht nur in Berlin, betont Svenja Ksoll, Projektkoordinatorin Schulen bei dem gemeinnützigen Verein GTO. "Egal, ob Land oder Stadt, Gymnasium oder Grundschule - die Situationen sind überall ähnlich." Der GTO beschäftigt sich seit rund 15 Jahren mit dem Thema Schultoiletten in ganz Deutschland.
Nun hat GTO zum ersten Deutschen Schultoilettengipfel geladen. Bei einer Diskussionsrunde nannte Torsten Kühne, Staatssekretär für Schulbau und Schuldigitalisierung in Berlin, vier Hauptgründe für die aktuelle Lage:
Deutliche Überbelegung der Schulen
sanierungsbedürftige Schulgebäude
schlechte Reinigungsleistung von Unternehmen
nutzerbedingtes Verhalten
Doch es gibt auch Schulen, die dem Problem mit Kreativität und Erfindungsreichtum dem Kampf ansagen. Beim Schultoilettengipfel wurden drei Schulen für ihre neu gestalteten Sanitäranlagen ausgezeichnet. Beim Wettbewerb "Toiletten machen Schule" hatten sich laut Ksoll 135 Schulen aus 14 Bundesländern beteiligt.
Eine "Toilette für alle" - das gibt es an der Sägefeldschule in Ulm.18.07.2022 | 2:02 min
Gymnasium Winsen: Mit bunten Fliesen zu mehr Zufriedenheit
Einer der Preisträger ist das Gymnasium Winsen im Landkreis Harburg. "Unser Schulgebäude ist über 50 Jahre alt, so alt sind auch unsere Sanitäranlagen, und für neue ist kein Geld da", beschreibt Schulleiter Jens Peter die Situation.
Zudem gab es immer wieder Probleme mit Beschmutzungen, Schmierereien und auch Vandalismus. So kamen er und weitere Lehrkräfte auf die Idee, gemeinsam mit einer Lüneburger Künstlerin, einzelne Fliesen zu entfernen, neu zu gestalten und durch bunte Mosaike zu ersetzen.
Was simpel klingt, fand großen Anklang bei der Schülerschuft in Niedersachsen: "Die Idee war, dass sich alle Schülerinnen und Schüler beteiligen, und dadurch auch die Beschmierungen weniger werden, alle besser damit umgehen - so ist es auch gekommen." Zudem habe sich eine Gruppe gebildet, die die Räume regelmäßig beobachtet und hilft, zu pflegen.
Toilettenpapier ist ursprünglich als Recycling-Idee entstanden. Davor gab es von Moos über Stoffe bis hin zum schlichten Schwamm allerlei kreative Möglichkeiten. Vielleicht ist ja eine Inspiration dabei?26.03.2020 | 3:27 min
Ksoll: Die Schüler müssen beteiligt werden
Beteiligung ist auch für Ksoll ein wichtiger Bestandteil der Lösung: "Das Wichtigste ist, dass die Schülerschaft mitgenommen wird. Deswegen versuchen wir erst einmal durch Umfragen herauszufinden, was genau an der Schule los ist. Auf der Basis der Wünsche und Bedürfnisse können dann zielgerichtete Lösungen entwickelt werden."
Manchmal helfe schon eine Umgestaltung, mehr Kleiderhaken oder - wenn erlaubt - eine Handyhalterung.
Laut Ksoll ist das nicht nur ein Thema der Infrastruktur, sondern auch der Bildung. "Die Schultoilette ist der erste (halb-)öffentliche Ort, wo Kinder und Jugendliche ohne Aufsicht durch Erwachsene lernen, mit Gemeingut umzugehen."