Rhodos: Feuer breiten sich aus - weitere Urlauber evakuiert
Weitere Urlauber evakuiert:Feuer auf Rhodos breiten sich aus
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Griechenland leidet weiter unter Feuer und Hitze: Auf Rhodos breiteten sich die Brände weiter aus. Auch in anderen Regionen waren Evakuierungen nötig.
Ein massiver Waldbrand auf der griechischen Insel Rhodos hat sich am Montag weiter ausgebreitet und neue Evakuierungsaktionen nötig gemacht. Etwa die Hälfte der 19.000 Menschen, die am Samstag auf Rhodos ihre Hotels verlassen mussten, waren Schätzungen zufolge am Montag entweder abgereist oder wieder in Hotels untergebracht.
Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis bedankte sich am Montag bei allen Menschen, die bei den Löscharbeiten in den vergangenen Tagen in Griechenland mitgeholfen haben. "Wir befinden uns (in Sachen Brände) im Krieg", sagte er während einer Parlamentsdebatte, die vom Staatsrundfunk übertragen wurde. Dieser Zustand sei auf den Klimawandel zurückzuführen, fügte er hinzu.
Quelle: dpa
Geringe Niederschläge und hohe Temperaturen bereits im Frühjahr, gepaart mit langen, heißen Trockenperioden im Sommer können das Waldbrandrisiko künftig erhöhen. Daher wurde in den Forsten damit begonnen, waldbauliche und technische Maßnahmen umzusetzen. Sie haben eine vorbeugende, schadensmindernde Wirkung. Allerdings greifen diese Maßnahmen erst nach mehreren Jahren.
Erhöhung des Laubholzanteils: Durch den Wandel von Kiefern-Monokulturen hin zu Mischwäldern aus Laubbäumen wird das Waldbrandrisiko gesenkt. Mischwälder (Foto) besitzen die Fähigkeit, viel Feuchtigkeit im Boden sowie in den Baumkronen zu speichern. So kann sich in einem trockenen Sommer kein Vollfeuer entwickeln.
Anlegen von Waldbrandriegeln: Dabei handelt es sich um Flächen zwischen 100 und 300 Metern, auf denen brandhemmende Laubbäume, Sträucher und Gräser wachsen. Diese Riegel sollen im Brandfall auflaufende Vollfeuer in leichter zu bekämpfende Bodenfeuer umwandeln.
Anlegen von Schutz- und Wundstreifen: Sie sind 20 bis 30 Meter breit und werden stets von leicht brennbarem Gestrüpp befreit. Die geringe Brennstoffmenge verhindert, dass sich ein Bodenfeuer in den Kronenraum ausbreiten kann. Solche Streifen verlaufen bevorzugt entlang von Hauptstraßen, Straßen und Bahnlinien.
Anlegen künstlicher Löschwasser-Entnahmestellen: Diese können Staueinrichtungen, im Erdboden eingelassene Behälter oder Anschlüsse an Fernwasserleitungen sein.
Sehr trockene Pflanzenteile und Gräser fangen am schnellsten Feuer. Danach folgen trockene Nadeln und kleine Zweige. Nadelwälder mit dichtem Grasbewuchs bergen eine besonders hohe Feuergefahr. Trockenes Laub und Totholz dagegen brennen erst, wenn die Flammen schon größere Ausmaße erreicht haben. Wird aus dem Flammenherd eine Feuerwalze, können nahezu alle Pflanzenteile und sogar der Humus sowie Wurzeln im Boden erfasst werden.
Kommt zum Brand starker Wind dazu, entstehen langgezogene Brandstellen, die sich auch in der Geschwindigkeit schnell ausbreiten. Kronenfeuer gelten als besonders problematisch und sind bei Feuerwehrleuten besonders gefürchtet. Denn starke Winde übertragen die Flammen in der Höhe. Durch den Dominoeffekt im Kronenbereich werden die Löscharbeiten erschwert. Es entsteht schließlich ein Megafeuer.
Quelle: dpa
Zur Brandbekämpfung gibt es in Deutschland zwei Verfahren:
Direkter offener Angriff der Feuerfront mittels Löschmannschaften, Löschfahrzeugen und Löschwasserabwürfen: Dabei setzen die Feuerwehrleute den Löschangriff gegen die Windrichtung an. In der Regel erfolgt der Löschangriff von der Flanke zur Spitze der Feuerfront. Das Verfahren wird nur bei geringer Flammenhöhe angewendet. Denn schwer einschätzbare Windböen können dazu führen, dass Einsatzkräfte vom Feuer eingeschlossen werden.
Defensiver Angriff: Er wird angewendet, wenn die Flammen zu hoch schlagen oder die Fläche mit Munition kontaminiert ist. Defensiv bedeutet, es werden Feuerschneisen angelegt, die frei von trockenem Gestrüpp und oder dürren Sträucher sind. Feuerfeste Barrieren wie Straßen und Wege halten das Feuer ebenfalls auf. Auf den defensiven Angriff setzt man auch bei Waldbränden im Bergland. Dort breitet sich das Feuer hangaufwärts sehr viel schneller aus als hangabwärts. Mittels großer Planierraupen oder Bergepanzer der Bundeswehr werden Feuerschneisen angelegt. Der trockene Bewuchs wird plattgemacht. Die vegetationsfreie Schneise hilft, die Flammenausbreitung abzubremsen.
Weitere griechische Regionen von Bränden betroffen
Angefacht von starkem Wind und andauernder Hitze breiteten sich auch andernorts in Griechenland Feuer aus. Auf der Ferieninsel Korfu im Nordwesten des Landes konnte am Montag ein Waldbrand unter Kontrolle gebracht werden. In der Nacht hatten die Behörden vorbeugend rund 1.000 Touristen und rund 1.500 Einheimische aus der Region rund um die beliebte Ferienortschaft Nisaki in Sicherheit gebracht. Die Gefahr sei nun vorbei und die Menschen sollten nach und nach zurück in ihre Hotels, berichtete der örtliche staatliche Radiosender am Montag.
Auch auf Evia und in einer Bergregion auf dem Peloponnes wurden Evakuierungen angeordnet. Hilfe zur Bekämpfung der Brände traf aus der EU ein.
Deutschland erlebt immer wieder Hitzewellen mit sehr heißen Tagen. Extreme Temperaturen sind nicht nur unangenehm, sie können auch gefährlich werden: Wann Hitze dem Körper schadet.
Auch türkische Löschflugzeuge waren auf Rhodos im Einsatz. In mehreren Regionen des Landes werde die Feuergefahr am Montag extrem hoch sein, sagte Feuerwehrsprecher Vassilis Vathrakogiannis. Am Sonntag wurden im Süden des griechischen Festlands bis zu 45 Grad gemessen, für Montag wurde ein vorübergehender leichter Rückgang auf Höchsttemperaturen von 38 Grad vorhergesagt.
Die Menschen erwarten sehnlichst den kommenden Donnerstag. Die Temperaturen sollen dann erstmals auf für die Jahreszeit normale Werte von etwa 35 Grad fallen.
ZDF-Korrespondent Andreas Postel ist vor Ort auf Rhodos. Aktuelle Einschätzungen im Video:
Auswärtiges Amt unterstützt Urlauber
Das Auswärtige Amt unterstützt deutsche Urlauber auf Rhodos mit Personal vor Ort und steht mit griechischen Behörden und deutschen Reiseveranstaltern in Kontakt, wie eine Sprecherin am Montag in Berlin sagte. Am Nachmittag sollte der Krisenstab der Bundesregierung zusammenkommen.
Eine Sprecherin des Innenministeriums sagte, die Bundespolizei unterstütze Touristen bei der Rückkehr nach Deutschland. Deutsche Feuerwehrleute, die vor Ort im Einsatz gewesen seien, seien inzwischen zurückgekehrt. "Für weitere Hilfe stehen wir bereit."
Ein ZDFspezial beleuchtet die angespannte Lage in Griechenland und analysiert die bisherigen Wetterextreme des Sommers 2023:
Es ist die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte Griechenlands. Rund 19.000 Menschen mussten vor einem Waldbrand auf der Insel Rhodos in Sicherheit gebracht werden.24.07.2023 | 12:19 min
Der Reisekonzern Tui setzt laut eigenen Angaben zusätzliche Flugzeuge ein, um Urlauber in ihre Heimatländer zu bringen. Sechs zusätzliche Maschinen brachten Gäste aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich am Montagmorgen nach Hause, wie Tui mitteilte. Angekündigt war ein weiterer Flug nach Dänemark.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bot dem griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis in einem Telefonat am Sonntagabend weitere Unterstützung an, wie sie auf Twitter schrieb.
Ursula von der Leyen bietet Hilfe an
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Das griechische Militär half auf Rhodos bei der Errichtung von Notunterkünften. Dazu wurden auch Schulen und Sporteinrichtungen geöffnet. Der Tourist Kevin Evans sagte der britischen Nachrichtenagentur PA, er sei mit seiner Frau und den drei Kindern am Samstag sogar zwei Mal evakuiert worden - einmal von Kiotari nach Gennadi und dann, als das Feuer auch dort näher rückte, in den Nordosten der Insel.
Viele Touristen hätten alles in den Hotels zurücklassen müssen und trügen nun nur ihre Badekleidung, sagte Evans. "Bei Einbruch der Dunkelheit konnte man das Feuer auf dem Gipfel der Hügel in Kiotari sehen. Sie haben gesagt, alle Hotels stünden in Flammen."
Europa ist die Erdregion, die sich laut Meteorologen "am schnellsten erwärmt". Hitzewellen haben demnach in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen - eine Chronologie.