Bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz waren die aktuellen Reformprozesse das bestimmende Thema.
Quelle: dpa
Die Diskussionen bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in dieser Woche in Wiesbaden waren dem Vernehmen nach sachlich, aber kontrovers.
Reformprozess: Chance oder Irrweg?
Während die einen den Reformprozess "Synodaler Weg" als Irrweg bezeichneten, sehen die anderen darin die letzte Chance, Vertrauen bei den Menschen im Land zurückzugewinnen und systemische Ursachen, die
sexualisierten Missbrauch, Gewalt und deren Vertuschung ermöglicht haben, abzustellen.
Der "Synodale Weg" soll zu mehr Mitbestimmung für alle Gläubigen und transparente Entscheidungsverfahren führen sowie eine Reform der katholischen Morallehre und den Zugang für Frauen zu allen Ämtern in der katholischen Kirche bringen. Zwischen 2018 und 2023 erarbeiteten Bischöfe und Laien gemeinsam Grundlagen für Veränderungen.
Funktioniert die Finanzierung des "Synodalen Ausschusses"
Auch wenn eine Mehrheit der Bischöfe hinter den Reformvorhaben steht, ist unklar, wie es nach Ende des "Synodalen Wegs" im März 2023 jetzt weitergeht. Dies soll ein "Synodaler Ausschuss" genauer definieren. Die Bischöfe aus Köln, Passau, Regensburg und Eichstätt verweigerten dem Gremium im Juni die finanzielle Unterstützung. Zuvor hatten sie bereits mit Hilfe des Vatikans versucht, das Projekt zu stoppen.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, erklärte in Wiesbaden, für die Finanzierung sei eine Lösung gefunden, der Ausschuss, bestehend aus Laien und Bischöfen, werde wie geplant im November seine Arbeit aufnehmen.
Zudem arbeiteten schon einzelne Kommissionen der Bischofskonferenz mit den Texten des Synodalen Wegs. Zusammen mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken sollen Arbeitsgruppen etwa eine Handreichung für die Segnung von "Paaren, die sich lieben", erstellen. Dazu gehörten neben gleichgeschlechtlichen Paaren auch wiederverheiratete Geschiedene.
Wie groß ist der Druck zur Reform innerhalb der Kirche?
Am Rande der Vollversammlung bremsten die fünf deutschen Bischöfe, die ab kommender Woche an der Weltbischofssynode im Vatikan teilnehmen, die Hoffnungen auf schnelle Reformen. Zwar betonte Bischof Bätzing, dass der Druck, Veränderungen anzugehen, groß sei. Zugleich betonte der Augsburger Bischof, Bertram Meier, es gehe zuallererst "um eine geistliche Reform der Kirche".
Ab kommenden Mittwoch beraten im Vatikan 360 Bischöfe, Ordensleute und Laien über das Thema "Synodalität". Dabei geht es vor allem um strukturelle Fragen, wie künftig ein größeres Miteinander von Klerus und Laien im kirchlichen Leben bis hin zu Entscheidungen möglich ist. Offen ist dabei allerdings, ob die Laien nur stärker an den Beratungen beteiligt werden sollen, Entscheidungen aber weiterhin vor allem durch Priester, Bischöfe und den
Papst gefällt werden.
Starke Uneinigkeit innerhalb der Kirche
Der Reformprozess in Deutschland ist nach Ansicht des Passauer Bischofs Stefan Oster kein Vorbild für die Beratungen in Rom. Dieser habe die Polarisierungen verstärkt: zwischen der Kirche in Deutschland und Rom, unter den Bischöfen und unter den Gläubigen.
Oster gehört zu der Minderheit der deutschen Bischöfe, die den Synodalen Weg von Anfang an kritisch sahen. Er wird zusammen mit den Bischöfen Meier, Bätzing, dem Münsteraner Bischof Felix Genn und dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck an der Synode in Rom teilnehmen.
Synode in Rom stellt Weichen für 2025
Zwar sind bei dieser Bischofssynode erstmals 80 Nicht-Bischöfe stimmberechtigt, darunter auch viele Frauen. Doch aus Deutschland wurden vom Papst nur Bischöfe berufen sowie mit Thomas Söding ein Theologe, der aber nicht stimmberechtigt ist.
Am Ende der Vollversammlung schauen nun die Bischöfe und die Gläubigen auf den Vatikan. Dort werden in den kommenden vier Wochen wichtige Weichen gestellt. Auch wenn Entscheidungen frühestens Anfang 2025 zu erwarten sind, wird sich zeigen, wie offen der Papst und die Weltkirche für Veränderungen sind.