Opfer von Telefon-Hacking?:Prinz Harry: Teilsieg für den Royal
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Im seinem Kampf gegen unrechtmäßige Presse-Veröffentlichungen hat Prinz Harry Recht bekommen. Ein Londoner Gericht spricht ihm rund 160.000 Euro Schadenersatz zu.
Der britische Prinz Harry, Herzog von Sussex, nimmt am Elterngipfel der Archewell Foundation zum Thema "Psychisches Wohlbefinden im digitalen Zeitalter" teil. (10.10.2023)
Quelle: dpa
Prinz Harry hat bei seiner Klage gegen den Verlag der "Mirror"-Gruppe wegen illegaler Informationsbeschaffung einen Teilsieg errungen. Der zuständige Richter am Londoner High Court sah es als erwiesen an, dass der jüngere Sohn von König Charles III. Opfer von Telefon-Hacking wurde, allerdings in einem geringeren Ausmaß als von Harry behauptet.
15 von 33 beanstandeten Artikel über ihn seien das Ergebnis illegaler Informationsbeschaffung gewesen, hieß es in dem am Freitag verkündeten Urteil. Harry steht demnach Schadenersatz in Höhe von 140.600 Pfund (etwa 163.000 Euro) zu.
Harry seit 130 Jahren erster Royal im Zeugenstand
Die Summe sei moderat ausgefallen, weil die Zeitungen der "Mirror"-Gruppe nicht die einzigen gewesen seien, die zu dem Unrecht beigetragen hätten, das Harry erleiden musste, hieß es in dem Urteil.
Der 39-jährige Royal sprach der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge als Reaktion auf die Entscheidung von einem "großen Tag für die Wahrheit und die Rechenschaftspflicht". Sein Anwalt David Sherborne verlas nach dem Urteil ein Statement vor dem Gerichtsgebäude. Darin erklärte er, dass der Herzog von Sussex die Polizei und Strafverfolgungsbehörden dazu aufrufe, gegen Personen und Unternehmen zu ermitteln, die das Gesetz gebrochen haben. Er war bei der Verhandlung im Juni - als erster britischer Royal seit 130 Jahren - selbst in den Zeugenstand getreten und hatte sich zwei Tage lang einem Kreuzverhör gestellt.
Intime Details aus Handy-Sprachnachrichten abgehört
Harry sprach damals leise, oft kaum hörbar, schien teilweise frustriert. Die mutmaßliche Bespitzelung habe ihm schweres seelisches Leid zugefügt, Freundschaften und Beziehungen belastet, klagte er und bekannte zum Schluss, es habe ihm viel abverlangt, vor Gericht aufzutreten.
In den Berichten ging es teilweise um pikante Details wie den Besuch eines Strip-Clubs, das Ende seiner Beziehung mit Ex-Freundin Chelsy Davy oder Sportverletzungen. Zehn der nachgewiesen illegal beschafften Geschichten handelten laut Gericht von dem Liebes-Aus mit Davy. Die BBC zitiert aus dem Urteil:
Die Informationen seien so intim gewesen, argumentierte er, dass sie nur aus dem Abfangen von Handy-Sprachnachrichten und anderer illegaler Informationsbeschaffung stammen konnten. Der Richter sah das nicht in allen Fällen als erwiesen an.
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Dass in dem betroffenen Zeitraum illegale Methoden bei vielen britischen Zeitungen verbreitet waren - auch bei Blättern von MGN - war aber schon lange unumstritten. Im Urteil wurde der damalige "Mirror"-Chefredakteur Piers Morgan namentlich erwähnt. Er habe gewusst, dass Informationen unter anderem durch das Hacken von Handys beschafft wurden. Auf Twitter kündigte Morgan an, sich in Kürze äußern zu wollen.
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Der Richter befand, dass die Praxis des Telefon-Hackings bei den "Mirror"-Blättern zeitweise sogar gewohnheitsmäßig stattfand. Selbst als bereits eine öffentliche Untersuchung, die so genannten Leveson-Ermittlungen, dazu lief, seien die Abhöraktionen weitergeführt worden, hieß es in dem Urteil. Im Fall Harrys sei die Praxis in moderatem Ausmaß betrieben worden, so der Richter.
Harry kämpft gegen "Zügellosigkeit" der Boulevardpresse
Prinz Harry, das ging aus einer von ihm eingereichten schriftlichen Zeugenaussage hervor, geht es um mehr als nur seine eigenen leidvollen Erfahrungen als Jugendlicher und junger Erwachsener. Er betrachtet die britischen Boulevardzeitungen oder "tabloids", wie sie im Vereinigten Königreich genannt werden, als "zügellos".
Er ist überzeugt, dass auch der Unfalltod seiner Mutter Prinzessin Diana 1997 auf das Konto der Paparazzi ging, die ihr auf den Fersen waren. Er warnte immer wieder davor, dass sich die Geschichte wiederholen könne mit seiner Frau Meghan (42). Die beiden leben nach einem Bruch mit der britischen Königsfamilie in den USA.
Druck auf Royal Family wächst
Dieser Tag dürfte nicht nur eine Genugtuung für den Prinzen gegenüber der so verhassten Klatschpresse sein, sondern auch gegenüber der Royal Family. Immer wieder hatte Harry in Interviews und seiner Autobiografie "Spare" (in Deutschland: "Reserve") betont, dass er Verantwortliche im Königshaus und auch seine nächsten Verwandten um Hilfe im Kampf gegen falsche Geschichten gebeten habe. Doch diese sei ihm verwehrt worden.
In seiner Klage gegen den Verlag der "Sun" legte Harrys Anwalt sogar angebliche Dokumente vor, in dem es heißt, Prinz William habe 2020 einen Vergleich mit der Verlagsgruppe geschlossen. Nun hat ein Gericht Prinz Harry, der Nummer fünf in der britischen Thronfolge, Recht gegeben. Der Druck auf die Königsfamilie wächst, ihr Verhältnis zur Klatschpresse zu überdenken.
Zwei weitere Urteile stehen noch aus: Der Herzog von Sussex hat neben dem Verlag der "Sun" auch den Verlag der "Daily Mail" verklagt. Wie beim "Mirror" lauten die Vorwürfe: unrechtmäßige Beschaffung von Informationen. Der letzte Satz in seinem von Sherborne verlesenen Statement könnte daher gleichermaßen Versprechen wie Drohung sein: "Die Mission geht weiter."
Quelle: dpa