"Endgame": Mr. Scobie, ist Charles ein geeigneter König?

    Interview

    Kritiker der britischen Royals:Mr. Scobie, ist Charles ein geeigneter König?

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    Das britische Königshaus steht vor einem Scheideweg: weiter so in den Abgrund oder große Veränderungen, sagt Autor Omid Scobie. Ein Gespräch über Lügen, Intrigen und den Thron.

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    Das Buch "Endgame" von Omid Scobie sorgt für Aufregung über das britische Königshaus. In den Niederlanden wurde es aus dem Verkauf gezogen, was viel Raum lässt für Spekulationen.30.11.2023 | 1:59 min
    In der royalen Bubble gibt es momentan nur ein Gesprächsthema: "Endgame", das neue Buch des britischen Royal-Reporters und Bestsellerautors Omid Scobie ("Finding Freedom"). Schon die ersten Auszüge sorgten für Lobgesang auf der einen Seite und wutentbrannte Kommentare auf der anderen Seite.

    Omid Scobie
    Quelle: picture alliance / Photoshot

    ... ist langjähriger "royal correspondent", wie Journalisten, die sich mit Geschichten rund um das britische Königshaus beschäftigen, heißen. Er schreibt Beiträge für das US-amerikanische Magazin "Harper's Bazaar", tritt im Frühstücksfernsehen "Good Morning America" von ABC auf und hat mit "Finding Freedom" sein Erstlingswerk veröffentlicht.

    Da Scobie, der sich selbst als "mixed-race" bezeichnet, regelmäßig Insider-Informationen aus dem Umfeld von Prinz Harry und Herzogin Meghan erhielt, nannte ihn die britische Klatschpresse als "mouthpiece" der Sussexes und "besten Freund" der Herzogin. Scobie hat dem von Anfang an widersprochen.

    Der Klimax der aktuellen Aufreger-Debatte kommt vermutlich nicht von Scobie selbst. In einem Kapitel greift er das Interview von Herzogin Meghan mit Oprah Winfrey von 2021 auf, worin sie erzählt hatte, dass Mitglieder der Königsfamilie über die mutmaßliche Hautfarbe ihres damals noch ungeborenen Sohnes sprachen. Scobie behauptet, er wisse, welche Personen es gewesen seien. Während sie in der englischen Ausgabe von "Endgame" nicht drin stehen, tauchen sie in der niederländischen Ausgabe auf. Ein Eklat - und die erste Frage an den Autoren.
    ZDFheute: Mr. Scobie, es scheint so, als verrate die niederländische Ausgabe, wer damals "dieses Gespräch" über Archies Hautfarbe führte. Was ist passiert?
    Omid Scobie: Wissen Sie, ich bin Autor und spreche nur Englisch. Ich kann lediglich meine Version lesen und überarbeiten. Meine Version hat nie Namen beinhaltet. Ich vertraue anderen Personen, dass sie meine Arbeit übersetzen. In diesem Fall scheint es etwas zu geben, das verloren ging oder inkorrekt ist.

    Es gibt einen Grund, warum ich die Identitäten nicht enthüllt habe und das hat mit dem britischen Gesetz zu tun. Die Situation ist aber unter Kontrolle.

    Omid Scobie

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    ZDFheute: Warum ignoriert die Königsfamilie dermaßen die Auseinandersetzung mit Themen wie Rassismus und unbewussten Vorurteilen?
    Scobie: Die koloniale Vergangenheit hängt bis heute über den Köpfen der Royals. Es wird oft in sehr abstrakten, unzusammenhängenden Begriffen angesprochen. König Charles hat in Kenia und Barbados über die Gräueltaten der Vergangenheit geredet, aber damit hat es sich. Es ist frustrierend, sich das anzusehen.
    Ja, es gibt eine Generation von Royal-Unterstützern, die solche Gespräche nicht führen wollen, die nicht wollen, dass die Königsfamilie solche Themen anspricht. Aber dies ist eine Institution, die der gesamten, diversen Gesellschaft dient. Es gibt einen großen Teil der Öffentlichkeit, der darauf wartet zu hören, dass diese Themen wichtig sind für die Royal Family.

    Wenn wir Charles als Monarchen beurteilen, geht es nicht nur darum, wie er sich auf einer Reise benimmt oder ob er die alltäglichen Aufgaben korrekt erledigt, sondern, wie er diese antiquierte Institution in das Hier und Jetzt führt.

    Omid Scobie

    ZDFheute: Sie schreiben: "Viel von der Legende, der Magie und des Geheimen starb mit der Queen". Sind Prinz William und Prinzessin Kate imstande, der Monarchie wieder etwas Märchen-Glanz hinzuzufügen?
    Scobie: Kate hat offenbar von Queen Elizabeth II. gelernt, dass es dein Untergang ist, wenn du zu viel von dir verrätst. Wir kennen Kates Meinungen nicht. Man hört nur sehr selten etwas von ihren Freunden, auch nicht anonym in den Medien.

    Bei William ist es anders. Ähnlich wie bei seinem Vater weiß man schon fast zu viel von ihm.

    Omid Scobie

    In diesem Buch wollte ich zeigen, wie er und Menschen aus seinem Umfeld mit den Medien verwickelt sind. William hat einmal zu Harry gesagt, dass er sich auf solche Spielereien niemals einlassen würde, dass die Medien niemals in ihre Beziehung eindringen würde.
    ZDFheute: Ist es genau das, was Prinz Harry am meisten aufbringt?
    Scobie: In "Spare" hat Harry sich als "Opferlamm" bezeichnet, als Charles sich als sorgender Vater neu erfunden hat oder Camilla als sympathischer Mensch, als sie sehr unbeliebt war. Und dann geschieht das gleiche mit William. Ein neuer Privatsekretär erscheint zu einer Zeit, als William als "arbeitsscheu" und "faul" von der britischen Presse bezeichnet wird. Als sie sein Image aufpolierten, ging Harry als Kollateralschaden hervor. Er wurde genutzt, um William besser dastehen zu lassen.

    Von außen weiß man meistens nicht, was hinter den Palastmauern vor sich geht. Mir war es deshalb wichtig, im Buch Details über diese Welt der Briefings und Leaks zu geben.

    Omid Scobie

    ZDFheute: Halten Sie Charles für einen geeigneten König?
    Scobie: Als Prinz von Wales hatte Charles nicht die allumfassende Unterstützung der Institution. Wir sehen einen Mann, der in große Fußstapfen treten musste. Er hat nichts falsch gemacht. Gleichzeitig reicht das nur für eine begrenzte Zeit. Wir erwarten größere Veränderungen in der Royal Family.

    Menschen, mit denen ich gesprochen habe, haben Charles "die Brücke" zum wahren Erben, William, genannt.

    Omid Scobie

    Diese Brücke könnte allerdings 15, 20 Jahre lang halten müssen. Reicht es, dafür zu sorgen, dass alles gleichmäßig voranschreitet oder brauchen wir etwas Drastischeres? Ich denke, deshalb hören wir von William, dass er vieles anders machen wird. Man hört viel davon, wie er seinen Vater untergräbt. Das bringt die Royal Family in eine prekäre Lage.
    ZDFheute: Muss man seine Moral und Integrität aufgeben, um König zu werden?
    Scobie: Als die Queen starb, war eines der Dinge, die wir an ihr feierten, dass sie über jeglichem Drama stand. Sie hat sich nie Gedanken über Berichterstattung, ihre Beliebtheit und Umfragen gemacht.

    Jetzt herrscht ein Klima in der Königsfamilie, in der selbstsüchtige Agenden und Egos in den Weg dessen geraten, wofür sie eigentlich da ist.

    Omid Scobie

    Ich bin bedacht darauf, den Lesern nicht zu sagen, was sie denken sollen. Ich decke die Fakten auf und jeder muss seine eigenen Schlüsse ziehen.
    ZDFheute: Trotzdem würde ich gerne wissen, was Sie persönlich von der Spitze der Monarchie halten.
    Scobie: Dies sind sehr reale Personen. Sie werden zu Opfern der Verlockung von Beliebtheit und Kontrolle über das Narrativ. Dabei sind sie da, um dem Land zu dienen. Das sollte immer ihre Priorität sein. Und wenn sie selbst oder es anderen erlauben, hinter den Kulissen mit jenen zusammenzuarbeiten, die nicht die Moral hochhalten, auf die wir als Land stolz sein können, dann muss man sie alle hinterfragen.
    Das Interview führte Laura Schäfer.

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