Zensur-Streit: Brasiliens Justiz ermittelt gegen Elon Musk

    X-Chef wirft Richter Zensur vor:Brasiliens Justiz ermittelt gegen Elon Musk

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    Brasiliens Justiz geht gegen Desinformation im Netz vor - auch bei X. Gründer Elon Musk beklagt Zensur - und übt harte Kritik am zuständigen Richter. Nun wird gegen Musk ermittelt.

    Elon Musk
    Elon Musk gilt als Verfechter der freien Rede. Zuletzt wurde seine Plattform X jedoch in Brasilien auch zur Verbreitung von Desinformation genutzt. Jetzt wird gegen Musk ermittelt.
    Quelle: reuters

    Im Streit um angebliche Zensur durch einen Richter hat der Oberste Gerichtshof in Brasilien eine Untersuchung gegen den High-Tech-Milliardär Elon Musk eingeleitet. Musk hatte Richter Alexandre de Moraes vorgeworfen, durch die Sperrung einzelner Konten auf der Plattform X die freie Meinungsäußerung einzuschränken. De Moraes warf dem Besitzer der Plattform daraufhin am Sonntag eine "kriminelle Instrumentalisierung" des Kurzbotschaftendienstes vor.

    Das soziale Netzwerk X muss es unterlassen, gerichtliche Anordnungen zu missachten, einschließlich der Reaktivierung eines Kontos, dessen Sperrung der Oberste Gerichtshof angeordnet hat.

    Alexandre de Moraes, Richter

    Moraes drohte dem reichsten Menschen der Welt mit einer Geldstrafe in Höhe von etwa 20.000 Dollar für jedes Konto, das entgegen der Entscheidung des Gerichtshofs wieder freigeschaltet wird. "Soziale Netzwerke sind kein rechtsfreier Raum", schrieb der Richter in Großbuchstaben in seiner Verfügung.
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    Justiz geht gegen Desinformation vor

    Moraes hatte in den vergangenen Jahren die Sperrung mehrerer Konten angeordnet, die im Verdacht standen, Desinformationen zu verbreiten. Musk hatte am Samstag auf X eine Reihe von Angriffen gegen Moraes gestartet. "Dieser Richter hat schamlos und wiederholt die Verfassung und das Volk von Brasilien verraten", schrieb der Unternehmer unter anderem und forderte dessen Rücktritt oder Absetzung. Musk versteht sich als Verteidiger der freien Rede.
    Moraes ist einer von elf Richtern des Obersten Gerichtshofs. Er steht auch dem Obersten Wahlgericht (TSE) des Landes vor. Im Kampf gegen Desinformation hat er in den vergangenen Jahren die Sperrung von Konten einflussreicher Persönlichkeiten in Online-Netzwerken angeordnet.
    Bei den meisten von ihnen handelte es sich um Anhänger des rechtsextremen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro, der vom TSE im Juni für acht Jahre von allen politischen Ämtern ausgeschlossen wurde, weil er unbegründete Behauptungen über Sicherheitsmängel im Wahlsystem des Landes aufgestellt hatte.
    Die Tastatur eines Laptops spiegelt sich in dessen Bildschirm.
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    Generalstaatsanwalt für mehr Regulierung

    Kurz nach den ersten Angriffen von Musk gegen Moraes forderte der brasilianische Generalstaatsanwalt Jorge Messias eine "Regulierung der sozialen Netzwerke".
    "Wir können nicht in einer Gesellschaft leben, in der Milliardäre, die im Ausland leben, die sozialen Netzwerke kontrollieren und bereit sind, gegen die Rechtsstaatlichkeit zu verstoßen, indem sie gerichtliche Anordnungen missachten und unsere Behörden bedrohen", fügte er auf X hinzu, ohne Musk namentlich zu nennen.

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    :X (Twitter)

    Aus Twitter wird X: Elon Musk hat den Kurznachrichtendienst 2022 gekauft und plant große Veränderungen. Eine davon: Seit Juli 2023 heißt Twitter X. Aktuelle News und Hintergründe.
    Diese Abbildung zeigt das X-Logo (ehemals Twitter) auf einem Smartphone-Bildschirm
    Quelle: AFP, dpa, Reuters

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