Becoming Karl Lagerfeld: Daniel Brühl spielt den Modezaren

Es war ein "wunderbares Gefühl, sich mit der Figur Karl Lagerfeld zu verbinden". Daniel Brühl schwärmt von seiner Vorbereitung zu "Becoming Karl Lagerfeld". Bei dem Modezaren habe er "so viele Kontraste, ein irrsinniges Leben, eine irrsinnige Lebensleistung" entdeckt. An freien Drehtagen in Paris habe er sich dann immer gefragt, "was würde Karl Lagerfeld denn heute wohl so machen?", erzählt er ZDFheute bei der Premiere in Berlin.

Als Hauptdarsteller in "Good Bye, Lenin!" wird Daniel Brühl 2003 berühmt. Es kommen Hauptrollen als Niki Lauda und in "Nebenan" dazu. Karl Lagerfeld war eine ganz neue Herausforderung.

Ein verrauchter Nachtclub, Paris 1972: Ein mondän gekleideter Mann bahnt sich seinen Weg nach draußen durch die tanzende Menge. Fasziniert beobachtet ein junger französischer Dandy, Jaques de Bascher, die Szene in Zeitlupe und will wissen, wer dieser Mann ist.

So beginnt "Becoming Karl Lagerfeld". Der Mann ist Karl Lagerfeld. Er lebt zusammen mit seiner Mutter Elisabeth (Lisa Kreuzer) und ist ein kaum bekannter Modedesigner. Ehrgeizig, verzweifelt kämpft er um Anerkennung. Immer in Konkurrenz zu Yves Saint Laurent. Ganz Paris feiert sein Genie. Sehr zum Ärger von Lagerfeld. Szene im Auto: Karl Lagerfeld schaltet das Radio ein. Auf jedem Kanal wird über Yves Saint Laurent berichtet. Er wechselt genervt so lange den Kanal, bis endlich nur Musik kommt.

Dann lernt er Jaques de Bascher kennen - der Dandy wird der Mann an Karl Lagerfelds Seite. Er ist aber zeitweise auch Yves Saint Laurents Liebhaber. Eine dramatische Dreiecksgeschichte: Saint Laurent ist besessen von Jaques. Der nutzt ihn nur, um Lagerfeld eifersüchtig zu machen.

Karl Lagerfeld trinkt nicht, raucht nicht, geht abends früh nach Hause. Er wird diszipliniert, ehrgeizig, pedantisch dargestellt. Ein "Arbeitstier", wie er einmal selbst von sich sagt.

Die Serie mit sechs Folgen basiert auf dem Roman "Kaiser Karl" von Raphaëlle Bacqué. Die Produktion von Disney+ ist großartig ausgestattet. Tausende Kostüme lassen die Pariser Modewelt auferstehen mit dem Look und Flair der siebziger Jahre.

"Aber auch da wächst man rein." sagt Daniel Brühl im ZDF Interview.

Viel Tragik: Ehrgeiz, Bitterkeit über ausbleibenden Erfolg, verzweifelte Einsamkeit wird erzählt. Es ist aber wenig zu spüren vom Humor und Sarkasmus, von der Schlagfertigkeit Lagerfelds, der 2019 starb.

Daniel Brühl hat den Modezaren einmal bei einem Fotoshooting getroffen. Der Schauspieler wurde von ihm fotografiert: "Ich habe den späteren Karl Lagerfeld kennengelernt."

Erst nach den Filmarbeiten hat er erfahren, dass Lagerfeld sich daraufhin "Good Bye, Lenin!" angesehen hat und den Film mochte. "Nach 20 Jahren das zu hören, war wirklich ein tolles Gefühl", meint Brühl bewegt.

Noch bewegender für ihn ist die Schwangerschaft seiner Ehefrau Felicitas Rombold. Zum dritten Mal werden die beiden Eltern: "Ich freue mich sehr, dass die Familie wächst."