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Höherer Mehrwegflaschenpfand:Deutsche fahren für Pfand nach Österreich
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Pfandflaschen in Deutschland kaufen und in Österreich zurückgeben? Nach einer Erhöhung des Mehrwegflaschenpfands im Nachbarland leiden deutsche Brauer unter Pfandtourismus.
Nach einer Erhöhung des Mehrwegflaschenpfands in Österreich kommt es im Grenzgebiet zu Pfandtourismus.
Quelle: Photocase
An der Grenze zu Österreich leiden Brauer und Handel verstärkt unter Pfandtourismus. Hintergrund ist die Erhöhung des Mehrwegflaschenpfands im Nachbarland auf 20 Cent bei Bierflaschen.
Zusammen mit dem bereits seit längerem höheren Kastenpfand sorgt das dafür, dass ein in Deutschland mit 3,10 Euro Pfand erworbener Kasten mit leeren Mehrwegflaschen in Österreich eine Pfanderstattung von 7 Euro bringt - also 3,90 Euro mehr.
In Deutschland kaufen, in Österreich zurückgeben
Das wird offenbar ausgenutzt. "In den ersten Tagen war die Tendenz katastrophal", sagt Christian Thiel von der Brauerei Schönramer in Petting in Bayern. 13 Kilometer sind es von hier bis zur Grenze, keine 20 ins Zentrum von Salzburg.
Da versuchen Leute, sich zu bereichern, auf Kosten der Brauerei und des Handels. Ich kenne einen Fall, da ist jemand mit einem Anhänger mit 50 Kästen bei einem kleinen Getränkemarkt vorgefahren. Der hat das aber nicht angenommen.
Christian Thiel, Brauerei Schönramer
Brauereiverband: Keine Zahlen zu Pfandtourismus
Auch vom Verband der Brauereien Österreichs heißt es, dass Händler nur haushaltsübliche Mengen an Leergut zurücknehmen müssten und nur Kästen, die sie selbst im Sortiment hätten.
Zahlen, zu einem möglichen Pfandtourismus, lägen nicht vor, sagt Florian Berger.
Es gibt aber grenznahe Handelspartner, die berichten, dass nun ein bisschen mehr los sei als sonst.
Florian Berger, Verband der Brauereien Österreichs
Auch in Deutschland schwelt seit Jahren eine Debatte über eine Pfanderhöhung, die nun ein Stück weit neu angestoßen wird.
"Grundsätzlich bräuchten gerade wir kleine und mittelständische Brauereien auch in Deutschland eine Pfanderhöhung", sagt Thiel. Der Deutsche Brauer-Bund sieht hier im Moment aber wenig Chancen.
Deutsche Brauereien scheuen Pfanderhöhung
Zwar heißt es von dort, man könne die Erhöhung in Österreich nachvollziehen und beobachte sie genau, doch man habe das Thema bereits vor längerem geprüft und festgestellt, dass eine Erhöhung "nur sehr schwer umzusetzen" wäre.
Letztlich scheuen die Brauereien drei Punkte. Und zwar:
- Dass eine Erhöhung Kunden verschrecken könnte,
- die Kosten von geschätzt mehreren hundert Millionen,
- mögliche Leergutengpässe, wenn Kunden vor einer Umstellung Pfand horten, um es später für mehr Geld zurückgeben zu können.
Diesen Sorgen steht das Problem gegenüber, dass Flaschen und Kästen schon jetzt in der Beschaffung sehr viel mehr kosten als das für sie veranschlagte Pfand.
Quelle: dpa
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Quelle: dpa
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