Papst in Portugal: Gläubige enttäuscht über Skandale
Franziskus in Portugal:Papst: Gläubige enttäuscht über Skandale
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Papst Franziskus hat zu Beginn seiner Portugal-Reise ein heikles Thema angesprochen: den Missbrauchsskandal auch in der portugiesischen Kirche. Er traf sich mit Opfern.
Papst Franziskus bei der Vesper im Jeronimos-Kloster: Geistliche müssen Schmerzensschrei der Opfer hören
Quelle: dpa
Papst Franziskus hat am ersten Tag seines Besuchs in Portugal den Missbrauchsskandal innerhalb der portugiesischen Kirche angesprochen. Viele Menschen würden sich vom Glauben abwenden und reagierten mit Enttäuschung und Zorn angesichts der Skandale, die den Ruf der Kirche beschädigt hätten, sagte Franziskus am Mittwoch bei einer Vesper im Hieronymitenkloster von Belém. Die Geistlichen müssten "eine demütige und beständige Läuterung" an den Tag legen und den Schmerzensschrei der Opfer immer hören.
Papst trifft Missbrauchsopfer in Portugal
Mit 13 Opfern sexuellen Missbrauchs traf sich Franziskus anschließend am Abend in der Botschaft des Heiligen Stuhls, wie Vatikan-Sprecher Matteo Bruni mitteilte. Das mehr als einstündige Treffen sei von "intensivem Zuhören" gekennzeichnet gewesen.
In einem im Februar veröffentlichten Bericht wurde festgestellt, dass in Portugal seit 1950 mindestens 4.815 Jungen und Mädchen von Priestern oder anderen Kirchenvertretern sexuell missbraucht worden seien. Zuvor hatte die portugiesische Kirche darauf beharrt, dass es nur einige wenige Fälle gegeben habe.
Auch nach der Veröffentlichung des Berichts wurde die Aufarbeitung nach Ansicht vieler Kritiker verschleppt. Mit seinen Äußerungen im Kloster und dem Treffen mit Missbrauchsopfern brachte Papst Franziskus ein heikles Thema seiner Reise gleich zu Beginn zur Sprache.
Franziskus: Gemeinsam an Zukunft arbeiten
Gleichzeitig warb er auch für Frieden. VVor portugiesischen Regierungsvertretern und Diplomaten sagte er:
Er verwies auf den russischen Krieg in der Ukraine, die Erderwärmung und den demografischen Wandel in Europa. Er forderte vor allem junge Menschen auf, gemeinsam an einer Zukunft zu arbeiten.
Franziskus bei Weltjugendtag in Lissabon
Franziskus verbindet in Portugal einen Staatsbesuch mit einer Pilgerreise nach Fatima und dem Weltjugendtag in Lissabon. Dieser ist der erste seit Beginn der Corona-Pandemie. Zu der mehrtägigen Veranstaltung wurden mehr als eine Million junge Menschen aus der ganzen Welt erwartet.
Zahlreiche Pilgerinnen und Pilger trafen bereits vor Dienstag ein. Sie mussten sich auf hohe Sommertemperaturen bei Veranstaltungen im Freien gefasst machen. Für Sonntag, wenn der Papst seine abschließende Messe hält, wurden 35 Grad Celsius erwartet. Die Gesundheitsbehörden riefen Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu auf, genug Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Weltjugendtag erstmals seit 2016 wieder in Europa
Papst Johannes Paul II. rief den Weltjugendtag in den 80er Jahren ins Leben, um die nächste Generation von Katholiken in ihrem Glauben zu stärken. Die Veranstaltung findet zum ersten Mal seit 2016 wieder auf europäischem Boden statt. Die Organisatoren haben nach eigenen Angaben 32 Wassertanks mit 640 Wasserhähnen zum Auffüllen von Flaschen installiert. Die Stadtverwaltung von Lissabon teilte mit, man habe die Zahl der Trinkbrunnen in der Stadt auf etwa 400 verdoppelt.
Angesichts seines geschwächten Zustands könnte die Hitze auch für Franziskus ein Problem werden. Der 86-Jährige hatte erst im Juni neun Tage im Krankenhaus verbracht. Nach Angaben des Vatikans litt er an einem Gewebebruch an der Bauchdecke - Folge einer Darmoperation. Franziskus wird auf seinen Auslandsreisen stets von einem Arzt und einer Krankenschwester begleitet.
Von heute an wird Lissabon zur Metropole für junge katholische Pilger aus aller Welt - auch der Papst kommt zum Weltjugendtag nach Portugal. Doch was zieht die jungen Menschen an?