Weltjugendtag in Lissabon: Was macht die Faszination aus?

    Katholisches "Woodstock":Weltjugendtag: Was macht die Faszination aus?

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    Von heute an wird Lissabon zur Metropole für junge katholische Pilger aus aller Welt - auch der Papst kommt zum Weltjugendtag nach Portugal. Doch was zieht die jungen Menschen an?

    In Lissabon startet am heutigen Dienstag der Weltjugendtag. Die Stadt stellt sich auf Hunderttausende junge Menschen aus der ganzen Welt ein, die bis Ende der Woche gemeinsam feiern, beten, diskutieren - und Papst Franziskus sehen wollen.

    Organisatoren erwarten etwa 600.000 Pilger

    Alle paar Jahre richtet die katholische Kirche dieses Glaubensgroßevent aus. Rund 8.000 der mehr als 300.000 offiziell angemeldeten Pilgerinnen und Pilger kommen aus Deutschland. Die Organisatoren erwarten insgesamt 600.000 Teilnehmende. Erstaunliche Zahlen angesichts des Bedeutungsrückgangs von Kirche und Religion, zumindest in Europa.
    Beim Weltjugendtag (WJT) treffen junge Menschen aufeinander, die unterschiedliche Sprachen sprechen und unterschiedliche Lebensrealitäten haben - auch im Glauben und kirchlichen Alltag. Ob kirchenpolitische Fragen wie zur Rolle der Frau oder zu LGBTIQ+-Rechten, so ziemlich jede Meinung wird in Lissabon vertreten sein.
    Vom Gottesdienst auf Latein bis hin zur Lichtshow mit Elektromusik - die Teilnehmenden eint das Ziel, sich in der portugiesischen Hauptstadt mit ihrem Glauben auseinanderzusetzen, sich untereinander zu begegnen und das Gastland kennenzulernen.
    Beim Weltjugendtag in Panama 2019 herrschte gute Stimmung - ein Rückblick:

    Viele Begegnungen und "Festivalstimmung"

    Die WJT-Atmosphäre gleicht oft der auf einem Jugendlager, einem internationalen Sportevent oder einer friedlichen Demo. Locker und vertraut kommt es immer und überall zu Begegnungen, ob im Bus, in der Klowarteschlange oder abends bei einem kühlen Getränk. Es wird viel gesungen, bunte Fahnen und Gruppen-Shirts dominieren das Stadtbild.
    "Festivalstimmung" nennt Luca Rusch aus Münster das, er war schon bei mehreren Weltjugendtagen. Die besondere Atmosphäre motiviere am meisten, immer wieder hinzufahren.
    Geschlafen wird in Turnhallen, Schulen oder Gastfamilien; eine Nacht verbringen alle gemeinsam zu einem Nachtgebet auf freiem Feld. Jedem Weltjugendtag gehen "Tage der Begegnung" mit den Menschen im Gastland in allen Landesteilen voraus.

    Gemeinschaft und Papst-Verehrung

    Johannes Weiler, der beim vergangenen WJT in Panama dabei war, sagt:

    Man merkt, dass man in der Gemeinschaft ist. Dass der Glaube doch auch noch anderen jungen Menschen wichtig ist.

    Johannes Weiler

    Im Alltagsleben, in den Gemeinden nehme man das nicht mehr wahr, so Weiler. Zu den wenigen jungen Menschen in Sonntagsgottesdiensten böten die Freiluftmessen mit Hunderttausenden einen starken Kontrast.
    Papst Franziskus fliegt am Mittwoch nach Portugal und wird hier große Gottesdienste feiern und im kleineren Rahmen Jugendliche treffen. Es ist die erste Auslandsreise des 86-jährigen Kirchenoberhaupts seit einer Operation im Juni.
    Den Papst zu sehen, auch das ist ein Grund für Luca Rusch, zum Weltjugendtag zu reisen. Franziskus gibt den Jugendlichen für gewöhnlich Botschaften mit auf den Weg. Vor sieben Jahren rief er in Krakau dazu auf, keine Couch-Potatoes zu sein, sondern die Welt zu gestalten.
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    Papst-Themen: Umwelt, Pandemie, Ukraine-Krieg

    Welche Themen den Papst und die Jugend diesmal beschäftigen werden, bleibt abzuwarten. Der WJT-Organisator und Weihbischof von Lissabon, Americo Aguiar, kündigte an:
    "Es wird um Umweltprobleme gehen, um die Corona-Pandemie, um den Ukraine-Krieg und andere Konflikte, um universelle Geschwisterlichkeit. Es wird um Brückenbauen zwischen verschiedenen Religionen und Gesellschaften gehen; aber auch um das von Papst Franziskus geforderte menschlichere Modell von Wirtschaft, das auf soziale Gerechtigkeit und nicht nur aufs Wachsen ausgerichtet ist."
    Quelle: KNA

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