85 Jahre nach Pogromen: Magdeburg hat wieder eine Synagoge
Historisches Ereignis:Nach 85 Jahren: Synagogenweihe in Magdeburg
von Svetlana Ulman
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Terror und Krieg in Nahost, steigender Antisemitismus im Land: Wie blicken Magdeburger Jüdinnen und Juden auf die Eröffnung ihrer neuen Synagoge in dieser Zeit?
Nach 85 Jahren hat Magdeburg wieder eine Synagoge (Archivbild)
Quelle: picture alliance/dpa
Ein Menschenleben nach der Zerstörung der Magdeburger Synagoge zur Zeit Nazi-Deutschlands wird am Freitag die neugebaute Synagoge ihre Pforte öffnen. "Wir blicken erwartungsvoll auf den ersten Gottesdienst am 8. Dezember, auf die Reaktionen unserer Gemeindemitglieder", sagt Inessa Myslitska, die Vorsitzende der für den Bau verantwortlichen "Synagogengemeinde".
Während der Novemberprogrome 1938 wurde die Synagoge im Inneren zerstört und ein Jahr später auch die Fassade gesprengt. 85 Jahre später und 300 Meter weiter steht jetzt ein schlichter, sandfarbener quadratischer Bau.
"Historisches Ereignis"
Bescheiden und nicht auffallend wollten die Gemeindemitglieder ihre neue Synagoge haben. Es sei ein "historisches Ereignis" für die Jüdinnen und Juden in Magdeburg, sagt die Vorsitzende. "Dieses wunderschöne Gebäude - unsere Neue Synagoge, unser neues Zuhause - vereint in sich viele Hoffnungen und Erwartungen vieler Menschen", so Myslitska.
Der Anschlag in Halle 2019 hatte gezeigt, dass das Land Sachsen-Anhalt stärker auf das erhöhte Sicherheitsbedürfnis der jüdischen Gemeinden reagieren muss. 2,7 Millionen Euro flossen deshalb in die Sicherheitstechnik der neuen Synagoge, die pünktlich zu Chanukka - dem jüdischen Lichterfest - fertig wurde.
Steigender Antisemitismus in der Gesellschaft
Steigender Antisemitismus weltweit, massiv verschärft seit dem Krieg in Nahost, beunruhigt auch die Juden und Jüdinnen in Sachsen-Anhalt, berichtet Wolfgang Schneiß, Antisemitismusbeauftragte in der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt:
Er sehe jetzt eine gewisse "Enthemmung". Antisemitische Erzählungen seien in der Mitte der Bevölkerung angekommen. "Das wurde während Corona in den Verschwörungstheorien sehr deutlich".
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Das beschäftigt auch den Landesrabbiner Daniel Fabian: "Mehrere Tausend Straftaten mit antisemitischen Hintergrund in zwei Monaten sind erschreckend. Es zeigt sich auch erneut, dass es keine Differenzierung zwischen Israel bzw. Israelis und Juden gibt. Die Angriffe richten sich gegen Juden."
Das Gefühl des Sicherheitsverlustes breitet sich aus. Umso wichtiger war es dem Land Sachsen-Anhalt mit dem Neubau der Synagoge ein Willkommens-Zeichen für die relativ "jungen" jüdischen Gemeinden in Magdeburg zu setzen, die größtenteils aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion in den 90er Jahren zugezogen waren.
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Ein Gotteshaus für alle
Das Gotteshaus stehe allen offen, die beten wollen, heißt es von Verwaltungsseite, auch wenn die Synagogengemeinde den Gottesdient nur nach orthodoxem Ritus abhalte. Am Sonntag wird die Neue Synagoge dann für alle Interessierten geöffnet.
Dann können sich auch Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), Israels Botschafter Ron Prosor und der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ein eigenes Bild von der Synagoge machen. Die Vorsitzende der Synagogengemeinde schwärmt:
Im Schein von vier Chanukka-Kerzen wird die Gemeinde abends mit vielen ihrer 400 Mitglieder ihren großen Chanukkaball feiern - ein festlicher und fröhlicher Abschluß für diesen historischen Tag im Leben vieler Magdeburger Jüdinnen und Juden.