Norwegischer Autor:Literaturnobelpreis geht an Jon Fosse
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Der Norweger Jon Fosse wird mit dem diesjährigen Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Er gebe dem "Unsagbaren eine Stimme", wie die Schwedische Akademie mitteilt.
Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an den Norweger Jan Fosse. Er wird für seine "innovativen Theaterstücke und Prosa ausgezeichnet, die dem Unsagbaren die Stimme geben", wie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mitteilte. Fosse selbst sagte:
Er sehe den Preis "als eine Auszeichnung für die Literatur, die in erster Linie Literatur sein will, ohne andere Erwägungen", so Fosse.
"Neue Ausdrucksformen für die menschliche Einsamkeit"
Seine Landsleute feiern Fosse als den erfolgreichsten norwegischen Dramatiker seit Henrik Ibsen. Seine Protagonisten sind oft tief deprimiert und mit ihren Lebensplänen gescheitert. "Spirituelle Verlorenheit und Außenseitertum in scheinbar nestwarmen Gemeinschaften" nennt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" sein Thema 2001. "Regisseure und Schauspieler sind fasziniert von der klaren Sprache, die mit ihren Wiederholungen und Pausen sehr musikalisch wirkt." Der Literaturkritiker Denis Scheck spricht von "Weltliteratur": Fosse sei ein Autor, der für die menschliche Einsamkeit neue Ausdrucksformen gefunden habe, und "ein Geistesverwandter von Samuel Beckett".
Abgeschiedenheit, Ruhe und das Meer: Aufgewachsen ist der Norweger an der fjordgeprägten Westküste des Landes. Die Sprache - sei es in Lyrik, auf der Bühne oder anderswo - nimmt einen zentralen Platz in Fosses Leben ein. Seinen Romanen und Theaterstücken haftet dabei oft etwas Melancholisches, Düsteres und auch Mystisches an.
In mehr als 40 Sprachen übersetzt
Nach seinem literarischen Erstlingswerk "Rot, Schwarz" (1983) veröffentlichte er Romane, Gedichtbände, Essaysammlungen und Kinderbücher. Das Religiöse, Mystische in seinen Bühnenstücken kam tief aus ihm selbst. Nach seinem Austritt aus der protestantischen Kirche gehörte er erst den Quäkern an, dann trat er 2013 zum Katholizismus über. Von diesem Wechsel erzählte er unter anderem in dem 2015 erschienenen Buch "Geheimnis des Glaubens". Im selben Jahr sagte er dem "Deutschlandradio":
Fosses Werke wurden in 40 Sprachen übersetzt, seine Theaterstücke werden auf den großen Bühnen der Welt aufgeführt. Sein jüngstes auf Deutsch erschienenes Werk ist der Roman "Ich ist ein anderer". Für sein Prosawerk "Trilogie" bekam er den Literaturpreis des Nordischen Rates verliehen, den renommiertesten Literaturpreis Skandinaviens. Für sein Gesamtwerk erhielt er den Straßburger Europäischen Preis für Literatur.
"Ein hypersensibler Mensch"
Doch die öffentlichen Auftritte, die mit dem Schaffen am Theater verbunden sind, belasteten ihn. "Jon Fosse ist ein hypersensibler Mensch", schrieb die "NZZ" 2014 über ihn. Sozialer Druck setzt ihm zu. Später widmete sich Fosse mehr der Prosa, aber auch Gedichten.
Seine Rückzugsorte hat Fosse etwa in der Nähe von Bergen oder im österreichischen Städtchen Hainburg an der Donau, wo er mit seiner slowakischen Frau zeitweise lebt. Es ist seine dritte Ehe, insgesamt hat Fosse fünf Kinder. Seit 2011 kann sich Fosse zum Schreiben auch an einen ganz besonderen Ort zurückziehen: Norwegen hat seinen berühmten Bürger mit der staatlichen Künstlerresidenz "Grotte" am Rande des Osloer Schlossparks beehrt. Das Haus, das ursprünglich dem Dichter Henrik Wergeland gehörte, wird seit dessen Tod jeweils einem großen norwegischen Künstler auf Lebenszeit zur Verfügung gestellt.
Die Nobelpreisgala findet am 10. Dezember in Stockholm statt. Dotiert ist die Auszeichnung in diesem Jahr mit umgerechnet rund 950.000 Euro. Fosse folgt auf die französische Schriftstellerin Annie Ernaux.
Quelle: dpa, Reuters, AFP, ZDF, KNA
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