Özdemir zu Ernten: Zukunft der Landwirtschaft im Klimawandel
Özdemir zu Ernten:Zukunft der Landwirtschaft im Klimawandel
von Marcus Groß
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Langanhaltende Hitzephasen – oder heftige Regenfälle in kurzer Zeit. Die Landwirtschaft in Deutschland wird zum Lotteriespiel. Wie kann sie sich im Klimawandel anpassen?
Im Süden von Berlin erstreckt sich die Agrargenossenschaft Groß Machnow auf rund 3.000 Hektar. Hier gedeihen Getreide, Ölsaaten, Leguminosen und Kartoffeln. Angebaut sowohl ökologisch als auch konventionell.
Lilian Guzmán Pfeiffer, die Vorstandsvorsitzende, ist sportlich, hat lange, lockige Haare. Auf dem Kartoffelfeld gräbt sie mit der Hand einige Knollen aus dem Boden. "Im Mai hatten wir sechs Wochen Trockenheit", berichtet sie. Dank der wasserrechtlichen Erlaubnis des Betriebes konnten sie die Kartoffeln zweieinhalb Wochen lang bewässern. Andernfalls wäre die Ernte in diesem Jahr zur Katastrophe geworden.
Die Landwirtschaft bekommt schon jetzt die Folgen des Klimawandels massiv zu spüren. Hitze und Trockenheit, dann Unwetter mit Starkregen.22.08.2023 | 2:01 min
Lange stellte sich die Frage:Wie wird die Ernte 2023?
Brandenburg: Trockenheit im Frühjahr spürbar
Die Wasserverfügbarkeit in Deutschland, in der Fläche, sinkt und somit auch die Erträge auf den Feldern. Seit fünf Jahren beobachtet Lilian Guzmán Pfeiffer, wie sich die Niederschläge verändern. Die Wassermenge bleibt gleich, aber die Verteilung hat sich verschoben.
Besonders spürbar ist die Frühjahrstrockenheit in Brandenburg. Diese Zeit ist entscheidend, da die Pflanzen in dieser Periode dringend Wasser für ihr Wachstum benötigen. Die Tendenz ist für die Landwirtin klar: Das Klima verändert sich, und sie sowie ihre Kollegen müssen sich anpassen.
Dies kann durch Zwischenfrüchte oder Untersaaten erreicht werden. Um das Wasser im Boden zu halten, müssen Landwirte Humus aufbauen. Sandböden, wie sie in Brandenburg vorherrschen, haben hingegen eine geringe Wasserspeicherfähigkeit. Eine andere Anpassungsstrategie: widerstandsfähige Sorten, die an wärmere Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster angepasst sind.
Historische Gärten im Klimawandel:
Forschung zur Zukunft der Landwirtschaft im Havelland
Im Havelland, einer anderen Region Brandenburgs, steht eine Forschungsanlage. Auf Stelzen befinden sich lichtdurchlässige Solarpaneele, unter denen die Rinder von Landwirt Christian Knees weiden. Unter einer weiteren Reihe von Solarpanelen wachsen Äpfel, Erdbeeren und Kohlrabi.
Diese innovative Doppelnutzung namens Agrisolar ermöglicht es Landwirten, sowohl die Sonne als auch den Schatten für den Obst- und Gemüseanbau zu nutzen. Der Schatten der Paneele schützt vor Verdunstung und erhält die Bodenfeuchtigkeit. Auch so kann Landwirtschaft in Zukunft aussehen.
Agri-Solgaranlagen: Gehören sie zur Landwirtschaft der Zukunft?
An der Zukunft der Landwirtschaft forscht in Brandenburg das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg. Als eines der führenden Forschungszentren für Agrarlandschaftsforschung in Deutschland liegt der Fokus auf nachhaltiger Landnutzung und Ressourceneffizienz.
Ein zukünftiger Schwerpunkt ist die Präzisionslandwirtschaft, im Englischen als Precision Farming bekannt. Dabei werden fortschrittliche Technologien eingesetzt, um landwirtschaftliche Flächen präziser, effizienter und nachhaltiger zu bewirtschaften.
Sensoren wie Bodenfeuchtigkeitssensoren, Wetterstationen oder Drohnen sammeln Daten über Bodenbedingungen, Klima und Pflanzenzustand. Diese Daten liefern wiederum wertvolle Einblicke und ermöglichen gezielte Maßnahmen. Autonome oder teilautonome Landmaschinen können dann mithilfe dieser Daten präzise Routen durch das Feld fahren, was die Effizient der Landwirtschaft erhöht.
Landwirt Sebastian Frey will der Dürre durch Agroforst entgegenwirken. Er baut Bäume auf seinen Feldern an, denn diese ziehen das nötige Wasser aus der Tiefe und halten so den Acker feucht.19.06.2023 | 1:48 min
Was hinter der Idee Agroforst steckt, um der Dürre entgegenzuwirken:
Özdemir: Extremwetter machen Landwirtschaft zum "Lotteriespiel"
Überall in Deutschland sind Landwirtschaftsbetriebe mit langanhaltenden Hitzephasen und heftigen Unwettern konfrontiert. Das hob der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, heute bei der Vorstellung des Ernteberichts 2023 hervor.
Obwohl eine leicht unterdurchschnittliche Ernte bei Getreide, Raps und Ölsaaten erwartet wird, sind die Getreidespeicher insgesamt aber gut gefüllt. Um für die Zukunft in Deutschland gewappnet zu sein, müsse die Landwirtschaft aber klimafest gemacht werden, so das Fazit des Ministers.