Nässe für "mindestens ein halbes Jahr" gegen Dürre
Interview
Was gegen Dürre helfen kann:Nässe für "mindestens ein halbes Jahr"
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Trotz des vielen Regens ist es in Teilen von Deutschland zu trocken. Warum das so ist und was dagegen helfen kann, erklärt Andreas Marx, Projektleiter vom Dürremonitor.
Die Hitzeperioden haben sich durch den Klimawandel intensiviert, sagt Andreas Marx. Sommerdürren könnten sich so schneller ausprägen.
Quelle: dpa
Wie trocken ist es gerade in Deutschland? Nicht nur für Landwirtinnen und Landwirte ist das eine wichtige Frage. Den aktuellen Zustand der Böden zeigt der Dürremonitor vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Leiter des Projekts ist Andreas Marx. Er erklärt, warum der Regen der letzten Wochen für Teile des Landes noch längst nicht ausreicht.
ZDFheute: Auf der Karte für den Gesamtboden, also bis 1,8 Meter Tiefe, gibt es noch immer sehr viele rote und tiefrote Gebiete, in denen also extreme oder sogar außergewöhnliche Dürre herrscht. Wie kann das bei all dem Regen der letzten Zeit sein?
Andreas Marx: Bis zu einer Tiefe von zwei Metern können je nach Bodenart mehrere Hundert Liter Wasser pro Quadratmeter gespeichert werden. In extremen Dürrephasen fehlen dann aber dementsprechend auch deutlich mehr als hundert Liter Wasser. Selbst wenn in sehr nassen Phasen bei uns in zwei Wochen so viel Niederschlag fällt, geht davon weniger als die Hälfte in den Boden und versickert nach unten.
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ZDFheute: Wie stark und wie lange müsste es denn regnen, damit diese roten Flecken wieder verschwinden?
Marx: Im Norden und Westen Deutschlands hat sich die Dürre auch im Gesamtboden aufgelöst. Dort ist der Zeitraum seit dem letzten Winter insgesamt zu nass. Aus den Dürren der letzten 250 Jahre hat sich gezeigt, dass im Gesamtboden in den Wintermonaten unter optimalen Bedingungen vier überdurchschnittlich nasse Monate ausreichen können, normalerweise aber mindestens ein halbes Jahr.
Karte: Dürre in Deutschland
ZDFheute Infografik
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ZDFheute: Rot ist es aber immer noch vor allem im Osten Deutschlands. Woran liegt das?
Marx: Durch das atlantische Klima im Westen Deutschlands und den Regenstau an den Bergen im Süden regnet es dort statistisch mehr als im Osten mit einem kontinentalen Klima. Die regionalen Unterschiede reichen von etwa 450 Litern pro Quadratmeter im Jahr östlich des Harzes bis zu 2.200 Litern pro Quadratmeter in den Alpen.
Quelle: Sebastian Wiedling UFZ
... ist Leiter des Deutschen Dürremonitors und des Mitteldeutschen Klimabüros am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ in Leipzig. Der Klimaforscher befasst sich vor allem mit den Fragen der Anpassung an die Folgen der Erderwärmung.
Der Dürremonitor wird nach Angaben des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) jede Nacht aktualisiert. Basis sind Daten von ungefähr 2.500 Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Zunächst wird daraus die aktuelle Bodenfeuchte bis 1,8 Meter Tiefe berechnet und anschließend mit Werten aus der Vergangenheit verglichen. Um Schwankungen auszugleichen, geben die Forscherinnen und Forscher die Dürredaten in einem 30-Tage-Durchschnitt an.
ZDFheute: Oft hört man: Dürren hat es doch schon immer gegeben. Was hat sich nach Ihrer Beobachtung in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert?
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ZDFheute: Wie groß sind die Schäden durch solche Dürren?
Marx: In den letzten Jahren sind Milliardenschäden in vielen Bereichen entstanden. Natürlich denkt man da zuerst an die von den Böden abhängigen Landwirtschaft und an die Wälder. Dürre findet aber auch in Gewässern statt, so dass auch die Binnenschifffahrt und die Industrie, die Energieerzeugung bis hin zur Fischzucht und zum Tourismus betroffen waren.
Die Regenwochen haben den Böden geholfen. Trotzdem ist es in Teilen Deutschlands diesen Sommer so trocken wie nie im Vergleichszeitraum. So ist die Lage bei Ihnen.
von Luisa Billmayer
Grafiken
ZDFheute: Welche Möglichkeiten gibt es, sich auf diese Entwicklung einzustellen?
Marx: Wir müssen das im Winter überschüssige Wasser stärker in den Sommer bringen. Das tun wir heute schon mit Talsperren oder der künstlichen Aufhöhung des Grundwassers. Daneben müssen wir im Sommerhalbjahr aber auch den Verbrauch kennen und regulieren können.
Daher muss im ersten Schritt gemessen werden, wer wie viel Wasser aus der Natur entnimmt - das ist heute leider nicht überall bekannt. Darüber hinaus sollten die Rechte zur Wasserentnahme von Unternehmen überprüft und angepasst werden, vor allem wenn sie zeitlich unbegrenzt ausgesprochen wurden.
Das Interview führte Mark Hugo aus der ZDF-Umweltredaktion
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