Kommen auch auf uns Regenfälle wie in Griechenland zu?
Nach Griechenland und Libyen:Kommen auch auf uns schwere Regenfälle zu?
von Jan Schneider, Alice Pesavento
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Die schweren Unwetter der letzten Wochen schüren auch in Deutschland Sorgen vor Starkregen und Überschwemmungen. So schätzen Wetter-Experten die Gefahr ein.
Ein Auto wird in Volos/Griechenland von den Wassermassen fortgespült.
Quelle: afp
Die Wetterlage in Mitteleuropa und in den angrenzenden Regionen im Südwesten und Südosten hätte in den vergangenen Wochen kaum unterschiedlicher sein können. Während wir in Deutschland einen größtenteils warmen und trockenen Spätsommer erlebt haben, sind in Spanien, Griechenland und zuletzt in Libyen sintflutartige Regenmassen vom Himmel gekommen. In manchen Regionen fiel in wenigen Tagen so viel Regen wie sonst in Deutschland im ganzen Jahr - und mehr.
Was hat die extremen Niederschläge ausgelöst?
Grund für die Situation war eine sogennante Omega-Wetterlage. Über Mitteleuropa setzte sich ein ausgeprägtes Hochdruckgebiet fest. Flankiert wird so ein Hoch im Südwesten und Südosten von zwei Tiefdruckgebieten, eins über Spanien und eins über dem östlichen Mittelmeer, eben Tief "Daniel", welches Griechenland und Libyen die katastrophalen Regenmengen brachte.
Eine Omega-Wetterlage ist eine stabile Hochdrucklage, bei der sich ein blockierendes Hoch über Mitteleuropa etabliert. Dann nämlich erinnert das Strömungsfeld, das sich bis in eine Höhe von ca. 10 km durchsetzt, sehr stark an den griechischen Großbuchstaben Omega. Dabei werden die atlantischen Tiefdruckgebiete in weitem Bogen um Mitteleuropa herum geführt.
Ein Beispiel für eine Omega-Wetterlage war der sogenannte "WM-Sommer 2006". Die mit einer solchen Wetterlage einhergehenden Charakteristika wie wochenlanger Sonnenschein und langen niederschlagsarme Phasen rundeten das positive Bild der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland ab.
Im Winterhalbjahr sind Omegalagen bezüglich des Starkregens ungefährlich.
Quelle: Deutscher Wetterdienst
Sowohl das Hochdruck- als auch die Tiefdruckgebiete verharrten sehr lange an der selben Stelle. In Kombination mit einer sehr feuchten, warmen und instabilen Luftmasse führt das zu langanhaltendem Starkregen in Verbindung mit Gewittern. Die Intensität der Niederschläge wurde jedoch noch zusätzlich durch relativ hohe Wassertemperaturen unterstützt, die Anfang September 2023 im östlichen Mittelmeerraum bei 26 bis 29 Grad lagen. Dadurch hatte sich auch die darüberliegende Luftschicht erwärmt, die dann relativ viel Feuchtigkeit aufnehmen konnte.
Das Ergebnis waren Niederschlagsmengen von bis zu 754 Liter pro Quadratmeter in Griechenland. Zum Vergleich: Bei der Ahrtal-Flut im Juli 2021 lagen die Niederschlagsmengen zwischen 100 und 200 Liter pro Quadratmeter. Bei der Flutkatastrophe im August 2002 an Donau und Elbe waren es in der Spitze 312 Liter in nur 24 Stunden.
Können solche Tiefdruckgebiete auch bei uns hängenbleiben?
Es ist durchaus möglich, dass auch in Deutschland starke Tiefdruckgebiete über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben, erklärt ZDF-Wetterexpertin Katja Horneffer. So sei auch der Auslöser für die Katastrophe im Ahrtal ein stagnierendes Tief über Mitteleuropa gewesen, welches enorme Regenmengen mitgebracht hatte.
Ähnlich sieht es auch Fred Hattermann, Hydrologe am Potsdamer Institut für Klimafolgeforschung. Extreme Wetterlagen können überall in Deutschland auftreten, sagte er ZDFheute.
Entwicklung der Niederschlagsmenge bis 2020
ZDFheute Infografik
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Besonders Dörfer oder Städte, die in Tälern oder an Flüssen sowie in gebirgigeren Gegenden liegen, seien durch Hochwasser gefährdet. Regenmengen wie in Griechenland hält die Meteorologin Horneffer aber noch für unwahrscheinlich - zumindest in den nächsten zehn Jahren:
Die Alpen sorgen dafür, dass die sehr feuchten und warmen Luftmassen vom Mittelmeer nur in abgeschwächter Form bei uns ankommen. Es sei aber dennoch gefährlich, dass sich das Mittelmeer so rasant erwärmt hat und aktuell drei bis vier Grad wärmer ist als üblich, so Horneffer. So sei auch in naher Zukunft noch mit Starkregen, Hagel und Gewittern zu rechnen.
Wie können wir uns vor dem Extremwetter schützen?
Um die Folgen dieser Hochwasser möglichst abzuschwächen, müsse die Infrastruktur in Deutschland angepasst werden, so Hattermann. Denn Straßen, Brücken, Krankenhäuser und andere Teile der Infrastruktur seien in ihren Bauweisen an die Wetterlage der Vergangenheit angepasst. Durch den Klimawandel habe sich das Klima aber schon jetzt so stark verändert, dass unsere Infrastruktur in vielen Bereichen nicht mehr sicher sei.
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"Auch ganz wichtig ist eine bessere Vorwarnung", sagt Hattermann. Die Wettervorhersage sei mittlerweile schon sehr gut, sie könne aber noch besser werden. Dazu gehören auch Alarme, die im Ernstfall ausgelöst werden. "Das muss die Leute dann aber auch erreichen, die müssen natürlich auch darauf hören", sagt Hattermann. Zudem sei es wichtig, entsprechende Versicherungen abzuschließen, damit Betroffene - wenn etwas passiert - nicht vor dem Nichts stünden.
Fazit: Ja, eine Omegalage kann sich auch anders positionieren, sodass wir es in Deutschland mit starken Niederschlägen zu tun bekommen können. Derart extreme Niederschlagsmengen wie in Griechenland sind bei uns jedoch zumindest in naher Zukunft vorerst nicht zu erwarten.
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