Nordsee: Schlepper soll brennenden Frachter drehen
"Fremantle Highway" in Flammen:Küstenwache will brennenden Frachter drehen
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Der Frachter in der Nordsee brennt noch immer - die Umwelt-Sorgen steigen. Um ein Abtreiben zum regulären Schiffsverkehr zu verhindern, soll die "Fremantle Highway" gedreht werden.
Die niederländische Küstenwache wird den noch immer brennenden Autofrachter in der Nordsee mit Hilfe eines Schleppers drehen. Da die Strömung sich ändere, könne das Schiff wieder kontrolliert Richtung Osten treiben, teilte die Küstenwache am Donnerstagabend mit.
Durch den Schlepper bleibe die "Fremantle Highway" außerhalb der Fahrrouten und in sicherem Abstand zum regulären Schiffsverkehr. Zuvor war der Frachter vom Norden der Wattenmeerinsel Ameland durch Wind und Strömung nach Westen getrieben.
Quelle: ZDF
Tausende Autos an Bord - 25 Elektroautos
An Bord der Frachters sind rund 3.800 Autos - darunter sollen sich 25 E-Autos befinden, wie die japanische Reederei Kawasaki Kisen Kaisha in Tokio mitteilte. Der Funkverkehr deutet an, dass der Brand von einem dieser Fahrzeuge ausging - endgültig bestätigt wurde dies jedoch noch nicht.
Ein Teil des Funkverkehrs, den der niederländische TV-Sender RTL veröffentlicht hat, gibt ebenfalls einen Eindruck von den dramatischen letzten Stunden an Bord der "Fremantle Highway". 23 Männer saßen demnach in der Falle, während die Temperaturen an Bord stiegen. Sie hätten keine Möglichkeit gehabt, zu den Rettungsbooten zu gelangen, sagten die Rettungskräfte per Funk.
Dramatische Rettungsversuche der Besatzung
Gegen 2.15 Uhr sollte die Besatzung das Schiff verlassen. Gemeinsam mit der Küstenwache und dem Kapitän wurde vereinbart, dass die Männer von Bord springen sollten - etwa 30 Meter in die Tiefe. Sieben Menschen springen und werden geborgen, doch viele sind verletzt.
Ein Mann überlebt die Evakuierung nicht, er stirbt auf einem Rettungsboot. Die übrigen 16 Besatzungsmitglieder werden später mit zwei Hubschraubern von Bord geholt.
Szenen des Rettungseinsatzes.
Quelle: epa
Spezialisten: Löschen von Frachter nicht möglich
Die Situation am Frachter galt am Donnerstag zwar stabil, doch die Spezialisten können nicht viel mehr tun als Abwarten. Löschen war überhaupt noch nicht möglich. Aus der Luft wurde kontrolliert, ob die Temperatur gesunken war. Erst dann können die Bergungsspezialisten an Bord.
Hinzu kommt, dass das Schiff wie ein schwimmender Schuhkarton aus Stahl sei. Im ZDF-Morgenmagazin erklärte Lars Tober von der Gesellschaft für Sicherheitstechnik und Schiffssicherheit Ostsee:
Man habe "keine Öffnung, wo ich irgendwo sinnvoll Löschmittel einsetzen kann".
Sehen Sie hier das ganze Interview mit Lars Tober:
27.07.2023 | 3:20 min
Umweltkatastrophe befürchtet
Sollte das Schiff kentern oder auseinanderbrechen, besteht die Gefahr einer Ölpest. "Dann könnten große Mengen Öl in die Nordsee geraten und zu einer Ölkatastrophe führen, die das ganze Ökosystem in Gefahr bringt", warnte der Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack.
Dem Bundesumweltministerium zufolge befinden sich an Bord 1.600 Tonnen Schweröl sowie weitere 200 Tonnen Marinediesel. Hinzu kämen mögliche Tankinhalte der transportierten Fahrzeuge sowie Verbrennungsrückstände.