Legehennen in der Freilandhaltung, so gut geht's nicht vielen Hühnern. (Symbolfoto)
Quelle: Imago
Diese Tage vor
Ostern entsteht wieder viel Kunst ums Ei: Tausendfach werden die Hühnerprodukte bunt bemalt und eingefärbt. Höchste Zeit, sich mehr mit den gackernden Osterboten zu beschäftigen. In ihrem Buch "Es war einmal das Huhn" gibt Biologin Astrid Drapela Auskunft. Wissenswertes und Funfacts im Überblick:
Moderne Hühner sind Eierlegemaschinen
Ein Legehuhn produziert bis zu 300 Eier im Jahr. Noch immer kommen dabei etwa 85 Prozent der Eier aus Käfighaltung. Zum Vergleich: Die Wildform des Huhns bringt maximal fünf bis 15 Eier pro Jahr zustande.
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"Aktuell geht man von etwa 34 Milliarden Hühnern aus, die zu jedem Zeitpunkt auf der Erde leben", heißt es in Drapelas Buch. Das Huhn ist demnach das häufigste Landwirbeltier der Erde - und das kulinarisch beliebteste. Hühner gibt es auf allen Kontinenten außer am Südpol, Hühnerfleisch wird in so gut wie allen Kulturen verzehrt, es ist ein wichtiger Bestandteil der menschlichen
Ernährung. In der Römerzeit wurde zunehmend Geschmack an Hühnerfleisch und Eiern gefunden, vor den Städten entstanden spezialisierte Höfe.
Was hat das "Cockpit" mit dem Huhn zu tun?
Eine Version lautet Drapela zufolge: Hähne wurden und werden in vielen Ländern für schauderhafte Kämpfe aufeinander gejagt. Dafür gab es bei den Briten tiefergelegte Arenen - englisch "Cockpit", Hahnengrube. Auf alten britischen Segelschiffen wiederum liegt hinter dem Steuerrad oft eine Vertiefung. Während eines Kampfes wurden dort die Verwundeten abgelegt - was Zeitzeugen an die "Cockpits" zu Hause erinnerte.
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"Da an dieser Stelle ansonsten der Steuermann stand, hieß dieser Platz, und später dann alle Orte, von denen aus ein Fahrzeug gesteuert wird, Cockpit." Eine andere Version lautet, dass der Platz so genannt wurde, weil dort auf Schiffen zum Zeitvertreib Hähne aufeinander losgelassen wurden.
Das weltweit größte Hahnenkampf-Event gibt es dem Buch zufolge auf den Philippinen: Beim Slasher-Cup-Wettbewerb fließt über fünf Tage verteilt bei rund 650 Kämpfen viel Blut.
Was haben Hühner mit Sport am Hut?
Als Symbol für Männlichkeit und Angriffslust fand der Hahn Eingang in den Sport. So ziert er etwa Trikots beim britischen Fußballverein Tottenham Hotspurs (deutsch: Heißsporne), dem italienischen SSC Bari (Fußball), den Iserlohn Roosters (Eishockey) oder den Sydney Roosters (Rugby).
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Woher stammt das Haushuhn?
Das Haushuhn war ursprünglich ein tropischer Vogel. Es stammt wohl vom südostasiatischen Bankivahuhn (Gallus gallus) ab. Die wilden Vorfahren sind gute Flieger und Gleiter und wesentlich kleiner als das heutige Durchschnittshuhn: Die Hähne wiegen nicht mehr als ein Kilogramm, die Hennen noch weniger.
Von Asien nach Europa gelangten Hühner schon vor langer Zeit, die ältesten in Italien gefundenen Hühner wurden zum Beispiel auf das 8. bis 6. Jahrhundert vor Christus bestimmt. In vielen Ländern war das Schlachten von Hühnern lange Zeit verboten oder tabuisiert.
Wann wurde Hühnerhaltung hip?
Im Zuge der
Corona-Pandemie hat die private Hühnerhaltung neuen Aufschwung bekommen. Aber schon Queen Victoria (1819 bis 1901) war Hühnerliebhaberin und "ultimative Trendsetterin". Im 18. und 19. Jahrhundert war Hühnerzucht hip - was für das Huhn letztendlich verheerende Folgen haben sollte: Es ging - zunächst in den USA - plötzlich vor allem darum, für die industrialisierte Massenhaltung geeignete, immer schneller heranwachsende Tiere zu kreieren.
Wie verlor das Huhn seine Farbe?
Es gibt beim Huhn unzählige Färbungen, Größen und Formen, weltweit sind rund 1.600 Hühnerrassen registriert. Lege- und Masthühner aber sind meist schmucklos weiß. Helle Haut und weiße Federn hätten bei den Abnehmern der Massentierhaltung mehr Anklang gefunden. Zudem machen demnach auch schlecht gerupfte Hühner einen besseren Eindruck, wenn sie hell sind.
Warum werden Broiler im Kükenalter geschlachtet?
Heutige Broiler sind so sehr auf schnelles Wachstum gezüchtet, dass sie noch im Kükenalter geschlachtet werden. Das Haushuhn ist "das einzige Nutztier, das sein Schlachtgewicht von 1,5 Kilogramm in fünf Wochen erreicht und somit sein Schlüpfgewicht verfünfzigfacht", heißt es im Buch. Die Tiere länger leben zu lassen, ginge gar nicht, da sie bei Überschreitung des vorgesehenen Schlachtalters nicht mehr gehen könnten.
Rund 75 Milliarden Broiler wurden im Jahr 2022 weltweit geschlachtet - im Schnitt rund 140.000 Hühner pro Minute. Die Zahl hat sich seit Anfang der 1960er-Jahre verzehnfacht. "Geschätzte 16,8 Milliarden Masthühner landen jährlich nicht auf dem Teller, sondern im Müll oder sterben bereits vor der
Schlachtung."
Hühnergott und Hahnenstein
Es gibt wenige Völker in Westafrika, für die das Huhn nicht das wichtigste Opfertier ist, oft wird es als Orakel verwendet. Auch in Europa half es lange bei der Zukunftsdeutung. Wo und wann der Hahn krähte, wies zum Beispiel auf das anstehende Wetter hin. Das Krähen vertrieb zudem Dämonen, störte den Teufel, verjagte Hexen und Gespenster, wie es im Buch heißt. "Wenn kein Hahn mehr nach jemandem krähen kann, dann ist jede Hilfe aussichtslos."
Ein Garant für großes Unheil war auch das sogenannte Hahnenei, ein ganz besonders kleines Ei, meist ohne Dotter. Als Glücksbringer hingegen galt der Hühnergott: ein Stein mit natürlich entstandenem Loch, wie er heute noch am Ostseestrand zu finden ist.
Hilft die Hühnersuppe wirklich bei Erkältungen?
Im alten Europa gab es interessante Heilbehandlungen - auch mit Huhn. Um Melancholie und Wahnsinn bei Frauen zu heilen, sollte zum Beispiel eine lebendig der Länge nach halbierte schwarze Henne auf deren Kopf platziert werden. Und schon der Arzt Maimonides pries im 12. Jahrhundert Hühnersuppe als Medizin gegen fast alles - von Asthma bis Lepra.
An der Allheilkraft der Hühnersuppe wird bis heute kaum gezweifelt. Tatsächlich wirkt sie Studien zufolge durchblutungsfördernd und lindert Angst- und Spannungszustände, wie es im Buch heißt. Inwiefern Hühnersuppe bei Erkältungen wirklich hilft, war und ist demnach umstritten.
Wie kann das Hühnerleben in Zukunft aus?
Wie lange es noch Qualzucht-Hochleistungshühner gibt, hängt von Politik und Gesellschaft ab. Als Positivbeispiele werden im Buch die Rondell-Methode als Haltungssystem für Legehennen sowie das niederländische Start-up Kipster genannt, die Industrie-Hühnern ein lebenswerteres Dasein etwa mit Sitzstangen, Sandbädern und Auslauf bieten.
Quelle: dpa