Umfrage: Knapp jeder Zweite von Depression betroffen
Deutschland-Barometer Depression:Knapp jeder Zweite von Depression betroffen
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Keine Freude, kein Antrieb: Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland ist direkt oder indirekt von Depressionen betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage.
24 Prozent der Erwachsenen leiden laut einer Umfrage an einer Depression, während 26 Prozent als Angehörige betroffen sind. (Symbolfoto)
Quelle: dpa
In Deutschland sind 45 Prozent der Menschen direkt oder indirekt von Depression betroffen. Das geht aus einer Umfrage der Stiftung Deutsche Depressionshilfe hervor, die in Leipzig veröffentlicht wurde.
Demnach leiden 24 Prozent der Erwachsenen selbst an einer Depression, während 26 Prozent als Angehörige betroffen sind. Bei fünf Prozent trifft beides zu.
Familie für viele Erkrankte wichtige Stütze
Trotz der Belastung, die Depressionserkrankungen für 77 Prozent der Familien darstellen, bleibt die Familie für viele Erkrankte eine wichtige Stütze. 46 Prozent der Betroffenen bekommen von ihrer Familie das Gefühl, nicht allein gelassen zu sein. 38 Prozent wurden durch Angehörige ermutigt, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Verwandte sind dabei auch eine wichtige Hilfe, um den Alltag zu meistern (34 Prozent) und im Haushalt zu unterstützen (24 Prozent).
Es sei wichtig zu wissen, dass Betroffene sich eben nicht gehen ließen, sondern dass ihnen krankheitsbedingt Antrieb und Hoffnung fehlten, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention, Ulrich Hegerl.
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Allerdings berichten auch 42 Prozent der befragten Menschen mit Depression, dass die Familie ihnen nicht helfen konnte. Grund sei etwa, dass die Angehörigen selbst Probleme mit Depression oder anderen psychischen Erkrankungen hatten.
Depressionen wirken sich auf Angehörige aus
Dabei wirken sich Depressionen auch auf Familienangehörige aus. Als belastend für die Familie wurden laut Umfrage vor allem die Sorge um den Erkrankten (81 Prozent) und dessen Antriebs- (73 Prozent) und Interessenlosigkeit (67 Prozent) empfunden. In 43 Prozent der Familien gab es während der Depression häufiger Streit als sonst. In jeder fünften Familie führte das sogar zu einem Kontaktabbruch (19 Prozent).
Jede zweite Familie berichtet rückblickend aber auch von positiven Erfahrungen: Bei 55 Prozent der befragten Angehörigen öffnete sich das erkrankte Familienmitglied gegenüber der Familie mehr. 47 Prozent gaben an, dass sich durch die Depression die Beziehung zueinander vertieft oder gefestigt habe.
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Krankheit kehrt oft wieder
Nach Angaben der Stiftung wird die Diagnose gestellt, wenn über zwei Wochen hinweg oder länger mindestens zwei der drei Hauptsymptome:
Verlust von Interesse und Freude
depressive Stimmung
Antriebsmangel
und zusätzlich mindestens zwei Nebensymptome vorliegen, darunter zum Beispiel:
Schlafstörungen
Suizidgedanken
Appetitminderung
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"Von Selbstzweifeln zerfressen"
Die Krankheit tritt meist in wiederkehrenden Episoden auf. Die Depression ist eine ernsthafte Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen tiefgehend beeinflusst und erhebliches Leid verursacht. "Ich war nur am Grübeln und von Selbstzweifeln zerfressen", sagte ein Betroffener bei der Vorstellung der Ergebnisse. Lange Zeit habe er seine Gefühle nicht einordnen können.
Mit der Unterstützung seiner Partnerin habe er sich schließlich dazu entschieden, eine Therapie zu machen und Antidepressiva zu nehmen. "Was mir wahnsinnig geholfen hat, war, darüber zu sprechen, weil ich mir nicht mehr falsch vorkam." Auch seine Partnerin sei eine wichtige Stütze gewesen.
Für das achte sogenannte Deutschland-Barometer Depression wurden im September 5.000 Menschen zwischen 18 und 69 Jahren befragt. Die Befragung untersucht jährlich Einstellungen und Erfahrungen zur Depression in der erwachsenen Bevölkerung, in diesem Jahr insbesondere die Familiensituation. Gefördert wurde die Studie von der Deutsche-Bahn-Stiftung.
Experte: Angehörige in Behandlung einbeziehen
Wie die Umfrage weiter ergab, werden Angehörige allerdings noch zu selten in die Behandlung einbezogen (16 Prozent). Die Angehörigen selbst empfanden es als Belastung, nicht gut von den Behandlern informiert worden (41 Prozent) und nicht in die Behandlung eingebunden zu sein (39 Prozent).
"Depression betrifft die ganze Familie", erklärte Hegerl weiter.
Familiäre Belastungen könnten so "reduziert werden", betonte Hegerl.
In einer akuten Krise können Sie sich jederzeit kostenlos an die Telefonseelsorge unter der Nummer 0800-111 0 111 oder den Notruf 112 wenden. Krisendienste und Beratungsstellen in Ihrer Nähe finden Sie auf der Internetseite der Deutschen Depressionshilfe. Hilfe bei der Suche nach einem Therapieplatz bieten die Kassenärztliche Vereinigung Ihres Bundeslandes und die Patientenservice-Nummer 116 117.