Studierenden geht es offenbar deutlich schlechter als vor der Pandemie. Eine Studie kommt zum Ergebnis: Jeder Dritte könnte auf einen Burn-out zusteuern.
Beril Koc fühlt sich endlich im Studium angekommen. Ihr Satelliten-Kurs an der TU Berlin findet wieder in Präsenz statt, auch die Vorlesungen zur Luft-und Raumfahrtelektronik kann sie gemeinsam mit anderen Kommilitonen verfolgen. Beril möchte Astronautin werden. Aber fast hätte sie alles hingeschmissen, den Traum aufgegeben - so sehr hat sie unter der digitalen Lehre, den Online-Seminaren und Kontaktbeschränkungen gelitten.
Der ganze Druck brachte Beril an ihre Grenzen. Sie hatte Ängste, fühlte sich allein. Online und bei ihrer Fachschaft suchte sie nach Hilfe. Aus dem schwarzen Loch hat sie erst herausgefunden, seit der Campus wieder voll ist, sie mit anderen wieder ganz normal quatschen und sich austauschen kann.
Digitalisierung im Studienalltag macht einsam
Die Pandemiezeit war für viele Studierende sehr hart, da soziale Kontakte auf allen Ebenen gefehlt haben. Laut Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TKK) sagen 71 Prozent der Befragten, sie hätten durch die digitale Lehre viel weniger Sozialkontakte. Knapp die Hälfte fühlt sich gesundheitlich belastet von zu viel und zu langer Bildschirmarbeit. Man bewege sich weniger im Alltag und die Digitalisierung mache es ihnen schwer, sich zum eigenständigen Arbeiten zu motivieren.
Die Corona-Pandemie hat auch Studierende hart getroffen. Fast drei Jahre lang durften sie nur online studieren. Das hat Spuren hinterlassen, wie unsere Nahaufnahme zeigt.26.01.2023 | 3:06 min
Gemeinsam lernen, lachen und lehren - das gab es während Corona nicht:
Schätzten 2015 noch 84 Prozent ihren Gesundheitszustand insgesamt gut ein, sagen dies 2023 nur 61 Prozent der Befragten.
Es gibt Hilfe, auch in scheinbar ausweglosen Situationen. "Ich weiß nicht mehr weiter", "Ich kann nicht mehr": Wenn Ihre Gedanken darum kreisen, sich das Leben zu nehmen, versuchen Sie unbedingt, mit jemandem darüber zu sprechen - egal, ob Familie, Freunde oder Menschen, die sich auf diese Themen spezialisiert haben.
Studentin: Mehr Druck heißt nicht automatisch mehr Leistung
Dilara studiert Wirtschaftsingenieurwissenschaften an der TU Berlin. Sie erzählt, dass sie schon immer Prüfungsangst hatte, aber nun kommen auch noch neue digitale Prüfungsformen hinzu. "Mehr Druck heißt nicht, dass wir besser funktionieren. Es gibt so hohen psychischen Druck", erklärt sie.
Studierende in der Pandemie übersehen?
Milan studiert Industriel Economics an der TU Berlin und hat das Gefühl, die Anforderungen werden immer höher mit dem sich rasant verändernden Arbeitsmarkt. Er meint, dass die Studierenden in der Pandemie einfach nicht gesehen wurden von der Gesellschaft.
Ein weiterer Befund: Deutlich mehr Studierende erhalten laut TKK-Studie Antidepressiva. Der Anstieg um 30 Prozent sei alarmierend. Es gibt Hilfsangebote, aber wie an der TU Berlin - drei Psychologen auf 35.000 Studierende - einfach zu wenig.
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Depression ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland: Jede fünfte Person leidet im Laufe ihres Lebens daran. Wie es ist, daran zu erkranken - und was hilft.