Atemwegserkrankungen nehmen zu

    Akute Atemwegserkrankungen:Erkältung & Co weiter auf Vormarsch

    |

    Corona, Erkältung, Grippe: Die Zahl der Atemwegserkrankungen nimmt weiter zu - und trübt die Vorweihnachtszeit. Warum sind aktuell so viele Menschen krank?

    Eine Frau putzt sich mit einem Taschentuch die Nase, aufgenommen am 28.10.2023
    Steigender Trend bei Atemwegserkrankungen: Rund anderthalb Wochen vor Weihnachten liegen immer mehr Menschen flach.
    Quelle: Imago

    Die Vorweihnachtszeit in Deutschland wird getrübt durch zunehmende Infektionszahlen bei akuten Atemwegserkrankungen. Corona, Erkältungen und auch Grippe sind immer noch oder zunehmend auf dem Vormarsch, wie aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht.
    Im Bericht zur Lage in der Woche bis 10. Dezember ist von hochgerechnet etwa 7,9 Millionen akuten Atemwegserkrankungen bundesweit die Rede, unabhängig von Arztbesuchen. In der Woche davor waren es 7,1 Millionen.
    Service: "Heftige" Erkältungswelle
    Die Heilung einer Erkältung könne man nicht beschleunigen, man müsse "da eben leider durch", sagt der Immunologe und Epidemiologe Timo Ulrichs.12.12.2023 | 12:44 min

    Von Influenza hauptsächlich Kinder betroffen

    Nachdem vor allem Corona schon länger dominiert, rief das RKI jüngst noch den Beginn einer RSV-Welle aus. RSV steht für Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen. Nun nehmen auch Grippe-Nachweise deutlich zu.
    Eine Grippewelle hat nach RKI-Definition aber noch nicht begonnen. "Von Influenzaerkrankungen sind bisher vornehmlich Kinder im Schulalter und junge Erwachsene betroffen", heißt es im Bericht.

    Meldezahlen der Erkrankungen

    Die Meldezahl, also im Labor bestätigte Fälle von Influenza, ist mit rund 1.400 für die Vorwoche bundesweit noch relativ niedrig. Sie hat sich aber im Wochenvergleich mehr als verdoppelt. Corona wird hierzulande noch sehr viel häufiger festgestellt: Rund 26.850 Erkrankte wurden für die vergangene Woche gemeldet.
    Die Meldezahlen sind bei beiden Erkrankungen aber nur Spitze des Eisbergs zu verstehen. Insgesamt schätzt das RKI, dass vorige Woche pro 100.000 Einwohner 9.500 eine akute Atemwegserkrankung hatten (Bericht der Vorwoche: rund 8.500). Vor einem Jahr um diese Zeit war die Rate noch höher.
    Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung

    ZDFheute Infografik

    Ein Klick für den Datenschutz
    Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.

    Saison akuter Atemwegserkrankungen

    Bei Atemwegserkrankungen kann sich die Entwicklung ohnehin von Saison zu Saison erheblich unterscheiden. Bei den derzeit hohen Werten könnte Fachleuten zufolge immer noch ein kleiner Nachholeffekt eine Rolle spielen: Das bedeutet, dass sich gerade womöglich noch etwas mehr Menschen mit Erregern anstecken, mit denen sie in den Pandemie-Jahren nicht oder seltener als üblich in Kontakt kamen. Der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl erläutert:

    Aber man muss natürlich auch beachten, dass wir jetzt einen Erreger für Atemwegserkrankungen mehr haben.

    Carsten Watzl, Immunologe aus Dortmund

    Krankheitswelle rollt
    Erkältung, Grippe oder Corona - die Atemwegsinfektionen nehmen wieder spürbar zu. Die Wartezimmer sind voll, die Wartezeiten lang. Auch die Verfügbarkeit von Medikamenten ist eingeschränkt.11.11.2023 | 3:47 min

    Mehr Arztbesuche

    Wenn man den derzeit relativ hohen Anteil von Sars-CoV-2 an allen Atemwegsinfektionen betrachte, so sei es kein Wunder, dass die gesamte Inzidenz über dem Niveau der Jahre vor der Pandemie liege. Der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb sagte:

    Zudem ist von einer höheren Aufmerksamkeit in der Bevölkerung auszugehen.

    Hajo Zeeb, Bremer Epidemiologe

    Und damit tendenziell auch von mehr Arztbesuchen wegen Atemwegserkrankungen, die sich auch in der Statistik beziehungsweise den Arbeitsunfähigkeitszahlen niederschlagen könnten.
    Watzl widerspricht indes Behauptungen, wonach die Hygienemaßnahmen in der Pandemie dem Immunsystem geschadet haben könnten. Dies stimme einfach nicht. "Ich muss mein Immunsystem nicht durch Infektionen trainieren, damit es überhaupt erst aktiv ist." Dass vermiedene Infektionen von damals nun nachgeholt werden, bedeute keine Schwächung des Immunsystems.
    Quelle: dpa

    Mehr zu Atemwegserkrankungen