Erkältung, Grippe, Corona: Warum macht Deutschland schlapp?
Interview
Erkältungen, Grippe, Corona:Warum macht Deutschland schlapp?
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Der Krankenstand in Deutschland ist überdurchschnittlich hoch - woran liegt das? Virologin Protzer spricht von einer Viren-Mischung - und seit Corona gebe es "einfach eins mehr".
"Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit haben wir das SARS-Corona-Virus dazu", sagt Virologin Ulrike Protzer. Wir müssten uns daran gewöhnen, "dass es mehr wird als es früher mal war."29.11.2023 | 4:19 min
Deutschland schnieft, der Krankenstand ist vielerorts hoch, Hausärzte ächzen unter der Menge kranker Patienten. Und eine Trendwende ist im aktuellen Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) nicht zu erkennen.
Aber warum ist das so? Corona, Grippe, profane Erkältung? Eine neue Corona-Welle alleine sei nicht das Problem, sagt die Virologin Ulrike Protzer von der Technischen Universität und vom Helmholtz Zentrum München im ZDF Morgenmagazin. "Es ist gemischt", betont sie. Denn es kursierten auch Rhinoviren, also "banale Erkältungsviren".
Der Krankenstand in Deutschland ist momentan auf einem Höchstwert - weit höher als vor der Coronapandemie. Der Grund dafür ist ganz einfach.29.11.2023 | 1:46 min
Virologin: Wahrscheinlichkeit für schwere Corona-Erkrankung gering
Die Wahrscheinlichkeit für eine schwere Erkrankung sei sehr gering. Damit seien Menschen gemeint, die wegen einer Corona-Infektion ins Krankenhaus und eventuell beatmet werden müssen. Dennoch müssten Infizierte mit Symptomen rechnen.
Überblick über die neusten Erkenntnisse22.11.2023 | 2:45 min
Krankenstand auf hohem Niveau
Und das schlägt sich in Zahlen nieder: Die Krankmeldungen in Deutschland steuern in diesem Jahr offenbar auf ein Rekordhoch zu. Daten der großen Krankenkassen zufolge könnte es mehr als 20 Fehltage pro Beschäftige und Jahr geben.
Virologin Protzer betont, dass es im Vergleich zu vor Corona jetzt einen Virus mehr gibt. Und Sars-CoV-2 entwickle sich immer mehr zu einem saisonalen Erreger. Der Winter mit kurzen, kalten Tagen und wenig UV-Licht sei prädestiniert für diese Viren. "Und dann ist es jetzt halt einfach eins mehr."
Protzer nahm zudem Impfskeptikern den Wind aus den Segeln, die etwa in sozialen Medien behaupten, dass das Immunsystem durch eine Corona-Impfung schwächt.
Es gebe viele Statistiken, die das Thema behandeln und eindeutig zeigten, dass die Geimpften besser geschützt sind als die nicht Geimpften.
Expertin rät Älteren zur Impfung
Die Virologin empfiehlt generell eine Corona- oder Grippeschutzimpfung für Menschen ab 60 Jahren, wenn die letzte Infektion oder Impfung mehr als zwölf Monate her war. Auch Menschen mit Vorerkrankungen sollten sich impfen lassen.
Die Expertin hält zudem das Maskentragen etwa in Krankenhäusern für sinnvoll. In der Pandemie habe sich gezeigt, dass Masken, Abstandhalten und das Meiden von vielen Menschen in Innenräumen geholfen hätten.
Arzt Christoph Specht informiert über die Grippe-Saison 2023.04.10.2023 | 5:55 min