André Wiersig: Wie er die Ocean's Seven bezwingen konnte

Extremschwimmen durch die Ozeane:Wie schafft man die Challenge Ocean's Seven?

von Inga Rabe
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Sieben Meerengen, insgesamt 206 Kilometer: Als erster Deutscher hat André Wiersig die Challenge Ocean's Seven absolviert. Welche Vorbereitung der Extremschwimmer dafür brauchte.

Ein Buckelwal von unten knapp unter der Meeresoberfläche.
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Meterhohe Wellen, Begegnungen mit Walen, Hindernisse wie Europaletten, Kälte und Schmerzen: Nichts konnte André Wiersig aufhalten. 2014 beschloss er durch den Ärmelkanal zu schwimmen.

Wiersig wollte einer der Kanalschwimmer werden

"Jedes Jahr steigen mehr Leute auf den Mount Everest, als die durch den Ärmelkanal schwimmen" erzählt Wiersig. "Und ich wollte auch dazugehören. Ich wollte das erreichen."

Ich wollte auch einer dieser Kanalschwimmer werden.

André Wiersig, Extremschwimmer

Zu diesem Zeitpunkt schwamm er schon mehr als "normale" Leute. Ein Profisportler war der IT-Manager nicht. Um den Ärmelkanal, eine der befahrensten Wasserstraßen der Welt zu bezwingen, musste er von England nach Frankreich schwimmen. Durch die Strömung sind es mehr als 45 Kilometer. Und das bedeutete für Wiersig: Trainieren, Trainieren, Trainieren. Plus Vollzeitjob, plus Familie.
Extremschwimmer André Wiersig mit Robbe im Wasser
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Vorbereitung extrem

Zum Training gehörte Eisbaden in der Tonne auf der Terrasse zuhause. Nur so kann der Körper mit dem Kälte-Stress umgehen, wenn die Kerntemperatur dann im Meer auf 35 Grad oder niedriger absinkt. "Es kann halt sein, dass dann letztendlich die Atmung abflacht, der Blutdruck abfällt, auch die Herzfrequenz abfällt. Bis hin zu Herzrhythmusstörungen, bis zur Bewusstlosigkeit und letztendlich auch zum Tod", beschreibt Sportmedizinerin Dr. Katrin Esefeld die Gefahren.
Doch nicht nur Abhärtung, sondern auch Fitness ist essentiell. Seinen Trainer Ralph Najda hat Wiersig ausgesucht, weil er viel stärker ist als er selbst. Der Schwergewichtsboxer kannte keine Gnade. Sein Programm für den Schwimmer bestand vor allem aus Krafttraining.
Blick von schräg oben: Extremschwimmer André Wiersig krault in der Nordsee.
Extremschwimmer André Wiersig hat 2014 beschlossen, den Ärmelkanal zu durchschwimmen. Danach folgten sechs weitere Meerengen, um die Ocean's Seven zu komplettieren.
Quelle: ZDF

Dabei gingen sie "so weit an die Grenze, dass er (André Wiersig) einfach nur noch auf dem Rücken liegen kann, kurz vorm Brechen, ihm schwindelig ist, kurz vor der Bewusstlosigkeit", sagt Najda.

Aber für so eine Extrembelastung als Extremschwimmer muss man halt auch extreme Maßnahmen in Kauf nehmen.

Ralph Najda, Trainer von Extremschwimmer André Wiersig

Auch wenn sich das nicht nicht sehr gesund anhöre, "aber ohne diese wird er da draußen wahrscheinlich untergehen", betont Najda.

Der Startschuss für die Ocean's Seven

Nach neun Stunden und 43 Minuten erreichte André Wiersig Frankreich. Erst da fällte er den Entschluss: "Ich schwimme die Ocean's Seven." Für Schwimmer sind die sieben gefährlichsten Meerengen der Welt so etwas wie die Seven Summits (höchste Berggipfel jedes Erdteils) für Bergsteiger.

  • Cookstraße (Neuseeland)
  • Nordkanal (Schottland/Irland)
  • die Straße von Gibraltar (Marokko/Spanien)
  • der Kaiwi-Kanal (Hawaii)
  • die Tsugaru-Straße (Japan)
  • der Ärmelkanal (England/Frankreich)
  • der Santa-Catalina-Kanal (USA)

Mit dem Ärmelkanal hatte Wiersig die erste der Meerengen bezwungen, sechs weitere folgten bis 2019. Er ist der 16. Mensch überhaupt, der die extreme Challenge schafft.

Die Grenzen des Machbaren zu verschieben, das treibt mich an - eigentlich seit ich denken kann. Körperlich und mental.

André Wiersig, Extremschwimmer

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Streamen Sie die dreiteilige Doku "Man of the Ocean" jederzeit in Web und App. Im TV sind die Folgen am 13., 20. und 27. April, jeweils um 15:45 Uhr zu sehen.

Resilienz als Grundvoraussetzung

Neben dem körperlichen Training ist auch eine mentale Stärke wichtig. "Es gibt viele Dinge, die man nicht mit menschlichem Verstand erklären kann, wenn es um extreme Sachen geht", sagt Ralph Najda. "Um das durchzustehen psychologisch, muss man so weit mit sich abgeklärt sein."
Diese Fähigkeit besitze Wiersig, konstatiert sein Trainer. Anlernen könne man so etwas auch nicht.
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Extremschwimmen nur mit Team möglich

Geholfen hat dem Extremschwimmer natürlich auch sein Team. Das ist nicht groß, aber voller Engagement und Leidenschaft. Vom Begleitboot aus half es beim Navigieren. Jemand kümmerte sich um die Nahrungsaufnahme, ums Trinken. Auch der Zuspruch und die Motivation auf der Strecke war wichtig. Als Einzelkämpfer wird man nicht Man of the Ocean.
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Quelle: dpa

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