Britischer Abgeordneter: Rückkehr nach vierfacher Amputation

    Britischer Abgeordneter :Nach Amputation zurück im Parlament

    |

    Unter großem Beifall ist ein Parlamentarier nach einer Amputation ins britische Unterhaus zurückgekehrt. Wegen einer schweren Blutvergiftung hatte er Hände und Füße verloren.

    Ein vom britischen Parlament veröffentlichtes Handout-Foto zeigt den konservativen britischen Abgeordneten Craig Mackinlay, der zu Beginn der wöchentlichen Fragestunde des Premierministers im Unterhaus im Zentrum Londons am 22. Mai 2024, dem Tag seiner Rückkehr, Beifall und Jubel entgegennimmt. Craig Mackinlay kehrt am 22. Mai 2024 zum ersten Mal ins britische Parlament zurück, nachdem ihm nach einer Sepsiserkrankung beide Hände und Füße amputiert wurden. Mackinlay wurde im September letzten Jahres ins Krankenhaus eingeliefert und verbrachte 16 Tage in einem künstlichen Koma, bevor ihm im Dezember eine vierfache Amputation durchgeführt wurde.
    Craig Mackinlay bekommt Standing Ovations bei seiner Rückkehr ins britische Parlament. 22.05.2024 | 1:05 min
    Der britische Unterhausabgeordnete Craig Mackinlay hat seine sonst so zerstrittenen Parlamentskollegen zu einem seltenen Moment der Einigkeit hingerissen. Nach einer lebensgefährlichen Blutvergiftung, wegen der ihm Hände und Füße amputiert werden mussten, kehrte der 57-jährige Konservative am Mittwoch zum ersten Mal ins Unterhaus zurück.
    Als Mackinlay ohne fremde Hilfe zur traditionellen Fragestunde des Premierministers den Saal betrat, sprangen die Abgeordneten aller politischen Lager auf und spendeten Beifall. Mackinlay grüßte mit erhobener Handprothese.
    "Wie Sie wissen, ist klatschen nicht erlaubt", sagte der Unterhausvorsitzende Lindsay Hoyle. "Aber das hier ist eine Ausnahme." Mackinlays Frau und seine vierjährige Tochter sahen von der Tribüne aus zu.

    Vierfache Amputation nach septischen Schock

    Mackinlay vertritt seit 2015 den Bezirk South Thanet im Südosten Englands im Parlament und war am 28. September wegen Unwohlseins ins Krankenhaus gegangen. Dort sei er hellblau angelaufen, berichtete er in einer Reihe von Interviews.
    Die Sepsis habe eine Gerinnung verursacht, durch die das Blut nicht mehr in seine Gliedmaßen fließen konnte. Eine solche Blutvergiftung entsteht, wenn das Immunsystem bei einer Infektion überreagiert und beginnt, das Gewebe und die Organe des Körpers zu schädigen.
    Blutkonserven hängen an einem Ständer in der Produktionsstätte für Blutprodukte
    Bis zu 30.000 Menschen erhielten in Großbritannien in den 70er und 80er Jahren kontaminierte Blutkonserven. Ein neuer Bericht enthüllt Vertuschungsversuche von Regierungsbeamten. 21.05.2024 | 1:56 min
    Mackinlay erlitt einen septischen Schock und wurde in ein künstliches Koma versetzt. Seiner Frau sei gesagt worden, seine Überlebenschance liege bei fünf Prozent, berichtete er. Als er nach 16 Tagen wieder erwachte, seien seine Gliedmaßen schwarz und hart "wie Plaste" geworden. Hände und Füße seien ausgedörrt, verkrampft und trocken gewesen, sagte er dem "Daily Telegraph".
    Am 1. Dezember seien ihm Hände und Füße amputiert worden. "Sie haben es geschafft, (alles) oberhalb der Ellbogen und oberhalb der Knie zu retten", sagte er der BBC.

    Man könnte also sagen, ich habe Glück.

    Craig Mackinlay, britischer Abgeordneter

    Heute in Europa
    Der britische Premierminister will die Kriterien für Krankschreibungen verschärfen. Das empört nicht nur Menschen, die nicht arbeiten können oder erfolglos nach Jobs suchen, sondern auch Hausärzte.08.05.2024 | 2:25 min

    Mackinlay will sich für Menschen mit Amputationen einsetzen

    Mackinlay lobte den britischen Gesundheitsdienst NHS, der ihm das Leben gerettet habe. Er wolle das Bewusstsein für Anzeichen von Sepsis schärfen und sich für eine bessere Behandlung und Prothesen für Menschen einsetzen, die mehr als ein Körperteil verloren haben.
    Bei der Unterhauswahl, die Premierminister Rishi Sunak auf den 4. Juli festlegte, werde er wieder kandidieren. "Die Leute können nicht glauben, wie fröhlich ich gewesen bin", sagte Mackinlay dem "Daily Telegraph". "Ich hatte nicht viel, worüber ich fröhlich sein konnte. Aber so ist meine Natur: Man kann nicht viel dagegen tun, also gibt es keinen Grund, sich darüber aufzuregen."
    Quelle: AFP, dpa

    Mehr zum Thema Großbritannien