Gibt es Szenarien für ein Ende des Ukraine-Kriegs? - Was passiert bei ZDFheute live?
Seit bald zwei Jahren führt der russische Präsident Putin Krieg gegen die Ukraine. An der Front im Osten des Landes gab es zuletzt kaum Bewegung, aber heftige Kämpfe mit großen Verlusten auf beiden Seiten. Weder Russland noch die Ukraine könnten den Krieg militärisch zu ihren Gunsten entscheiden, schreibt der amerikanische Politikberater Samuel Charap von der RAND Corporation in seinem Aufsatz "An Unwinnable War – Washington Needs An Endgame in Ukraine" im Magazin Foreign Affairs. Möglich sei ein Kriegsende nur mit Verhandlungen. Er fordert außerdem, dass die USA und ihre Verbündeten ihre Prioritäten ändern und "ein Szenario für das Ende des Krieges entwickeln". Der Spiegel berichtete im Dezember, Charap habe über seine Thesen auch bei einem Dinner in der deutschen Botschaft in Washington gesprochen, bei dem auch Kanzleramtsminister Schmidt dabei gewesen sein soll. Allerdings gibt es keine Bestätigung, wer tatsächlich bei diesem Treffen war.
In der Öffentlichkeit erklärt Bundeskanzler Scholz (SPD) immer wieder, Deutschland wolle die Ukraine nicht zu Verhandlungen drängen. Für ihn liege es an Russlands Präsident, seine Truppen zurückzuziehen und den Weg für einen dauerhaften Frieden zu ebnen. Inzwischen wird eine Sicherheitspartnerschaft mit der Ukraine vorbereitet. Dabei geht es auch um Garantien für das Land nach einem Ende des Krieges mit Russland.
Wichtigster Verbündeter der Ukraine im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg sind weiter die USA. Allerdings sind die bisherigen Ukraine-Hilfen weitgehend aufgebraucht und neue Mittel wegen einer Streitigkeit im Kongress noch nicht bewilligt. Obwohl Biden ein Ende des Krieges am Verhandlungstisch vorhersagte, lehnte sein Umfeld bisher ab, Russland Friedensverhandlungen anzubieten.
Auch der ukrainische Präsident Selenskyj sieht bislang keine Chance für einen Frieden mit Russland unter Kremlchef Putin. Der wolle mit dem Angriffskrieg die gesamte Ukraine einnehmen. Auch lehnt er weiter Gebietsabtretungen an Russland ab, um einen Frieden zu erreichen.
Das Ende sei nur durch einen Sieg der Ukraine möglich. Dafür benötige er jedoch die Unterstützung des Westens.
ZDFheute live spricht mit US-Politikberater Samuel Charap über seine Forderung nach Verhandlungen. Die ZDF-Korrespondenten Elmar Theveßen und Andreas Kynast erklären, wie sich die Regierungen in Washington und Berlin positionieren und die Ukraine unterstützen.
Taurus-Ringtausch mit Großbritannien?
Neuer Schwung kommt in die Debatte um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern. In der Bundesregierung gibt es nach Medienberichten Überlegungen Taurus an die britische Armee zu liefern, wenn Großbritannien im Gegenzug Storm-Shadow-Marschflugkörper an die Ukraine abgibt. Auch Frankreich zeigt demnach Bereitschaft für einen Ringtausch. Beide Länder liefern bereits Marschflugkörper, die allerdings als nicht so präzise und leistungsstark wie Taurus gelten. Eine direkte Taurus-Lieferung lehnt die Bundesregierung nach wie vor ab und verweist dabei unter anderem auf eine bisher fehlende Abstimmung mit den USA. Die Ukraine hatte die Bundesregierung bereits im Mai vergangenen Jahres offiziell um Taurus-Marschflugkörper gebeten. Diese können Ziele in bis zu 500 Kilometern Entfernung mit großer Präzision treffen. FDP-Verteidigungsexpertin Strack-Zimmermann kritisierte die Taurus-Ringtauschpläne mit dem Wort „Kindergarten“, denn die Ukraine brauche umgehend weitere Unterstützung. In der kommenden Woche wollen die Länder der Europäischen Union über weitere Waffenhilfe für die Ukraine beraten.
Erneut schwere Angriffe auf Kiew und Charkiw
In den vergangenen Tagen wurden bei russischen Raketenangriffen nach Angaben der Ukraine 18 Menschen getötet und 130 verletzt. Dabei wurden mehr als 40 ballistische Raketen, Marschflugkörper sowie Flugabwehr- und Lenkraketen eingesetzt. Mindestens zwei Menschen starben bei einem Angriff mit russischen Kampfdrohnen auf ein Wohngebiet in der südukrainischen Region Odessa.
Mit Informationen von RAND Corporation und SPIEGEL und Material von dpa, AP und AFP
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