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Gespräche mit Nato-Partnern:Berlin erwägt Taurus-Ringtausch für Ukraine
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Die Debatte über deutsche Lieferungen von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine ist seit Monaten verfahren. Nun bietet Großbritannien einem Bericht zufolge einen Ausweg.
Seit Monaten bittet die Ukraine eindringlich um deutsche Taurus-Marschflugkörper.
Quelle: dpa
Deutschland will sich möglicherweise über einen Ringtausch an der Lieferung von Marschflugkörpern in die Ukraine beteiligen. Nach dpa-Informationen gibt es Überlegungen, Nato-Partnern wie Großbritannien oder Frankreich Taurus-Raketen der Bundeswehr zu liefern. Im Gegenzug würden diese Länder dann ähnliche, nicht ganz so leistungsstarke Waffensysteme in die Ukraine exportieren.
Das "Handelsblatt" berichtete unter Berufung auf Diplomaten und Regierungsvertreter, Großbritannien habe bereits vor Wochen angeboten, der Ukraine im Gegenzug für Taurus weitere seiner Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow überlassen zu wollen.
Dieses Angebot werde noch geprüft. Das Kanzleramt wollte den Bericht am Mittwochabend nicht kommentieren.
Sorge vor weiterer Eskalation
Die Ukraine hatte die Bundesregierung bereits im Mai vergangenen Jahres offiziell um Taurus-Marschflugkörper gebeten. Die Waffen können Ziele in bis zu 500 Kilometern Entfernung mit großer Präzision treffen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich Anfang Oktober vorerst gegen eine Lieferung entschieden.
Dahinter steckt die Befürchtung, dass der Beschuss russischen Territoriums mit den deutschen Raketen zu einer weiteren Eskalation des Konflikts führt und Deutschland mit hineingezogen wird.
Moskau liegt etwas weniger als 500 Kilometer Luftlinie von der ukrainischen Grenze entfernt, also in Taurus-Reichweite.
Ukraine versichert: Wollen Russland nicht angreifen
Ukraine versichert: Wollen Moskau nicht angreifen Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba war den deutschen Bedenken in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview von "Bild", Welt.tv und Politico erneut entgegen getreten.
Er betonte, dass die Ukraine das Waffensystem stattdessen benötige, um die russische militärische Infrastruktur auf dem von Moskau besetzten ukrainischen Gebiet zu zerstören.
Großbritannien und Frankreich liefern bereits Marschflugkörper
Großbritannien und Frankreich haben der Ukraine zu diesem Zweck bereits Marschflugkörper der praktisch identischen Typen Storm Shadow und Scalp geliefert. Diese gelten aber als nicht so präzise und leistungsstark wie Taurus.
Der französische Verteidigungsminister Sébastian Lecornu kündigte erst vor wenigen Tagen die Lieferung weiterer 40 Scalp-Raketen an. Frankreich soll knapp 400 davon haben. Der Taurus-Bestand der Bundeswehr liegt nach Experten-Schätzung bei etwa 500.
Der slowakische Ministerpräsident Fico hat bei seinem Antrittsbesuch in Berlin seine Unterstützung für die Ukraine bekräftigt. Das sagt er nach einem Gespräch mit Kanzler Scholz.25.01.2024 | 0:23 min
Strack-Zimmermann nennt Idee "untauglich"
In den Koalitionsfraktionen im Bundestag trifft die Ringtausch-Idee auf ein geteiltes Echo. Der für Verteidigung zuständige SPD-Haushaltsexperte Andreas Schwarz sagte dem "Handelsblatt": "Wenn es der Ukraine nutzt, dann ist das sicherlich eine Option im Zuge der internationalen Zusammenarbeit."
Für die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, ist ein Ringtausch dagegen keine gute Lösung. "Die Ukraine braucht Taurus, und zwar sofort", sagte sie.
Deutschland dürfe nicht nachlassen, die Ukraine zu unterstützen, sagt Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Sie fordert die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an Kiew.02.01.2024 | 0:49 min
Der Sinn eines Ringtauschs erschließe sich ihr nicht. "Dann ist Taurus für die Bundeswehr nicht mehr vorhanden und die Ukraine hat trotzdem keine. Storm Shadow ist kein gleichwertiger Ersatz. Insofern ist der Vorschlag untauglich."
Quelle: dpa
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