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Gegenwind für die AfD auf TikTok

Keine Partei ist auf der Videoplattform TikTok so erfolgreich wie die AfD. Gesundheitsminister Lauterbach und private Nutzer wollen dagegenhalten. Wie? Analyse bei ZDFheute live.

Videolänge:
30 min
Datum:
12.03.2024
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 12.03.2025

AfD mit Abstand erfolgreichste Partei auf TikTok

Kaum eine deutsche Partei ist auf TikTok so erfolgreich wie die AfD. Ihre Reichweite ist enorm – dabei zielt die in Teilen als rechtsextrem eingestufte Partei mit ihren Inhalten vor allem auf Jungwähler ab und bespielt die Videoplattform flächendeckend.

Die anderen Parteien hatten der AfD lange das Feld überlassen, auch aus Datenschutz-Bedenken. Kanzler Scholz erklärte zuletzt aber, die Bundesregierung solle künftig auf TikTok präsent sein. Auch Gesundheitsminister Lauterbach will der AfD nicht das Feld überlassen. Er wolle versuchen, "ein gutes Gegengewicht zur AfD" zu bilden, sagte Lauterbach in einem Interview.

Wir dürfen einflussreiche soziale Medien nicht der AfD überlassen. (...) Über TikTok erreicht man besonders junge Menschen sehr gut. Das Medium ist eine besondere Herausforderung, aber auch eine große Chance.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)

Außerdem wächst die Zahl privater Accounts, die rechtsextremen, populistischen, rassistischen und demokratiefeindlichen Videos und Livestreams entgegentreten wollen.

TikToker und Politologe Bösch bei ZDFheute live

Wie setzen sich Nutzer kritisch mit AfD-Inhalten auseinander? Welche Inhalte sind erfolgreich und haben differenzierte, politische Videos eine Chance? Darüber spricht Victoria Reichelt bei ZDFheute live mit den TikTokern Mischa und Anthony. Außerdem mit dabei: Politologe Marcus Bösch, der Desinformationskampagnen auf Social Media untersucht.

Zahlen zur AfD-Dominanz in den sozialen Medien

Die Zahlen zum Erfolg der in Teilen rechtsextremistischen Partei auf der vor allem bei Jugendlichen beliebten Kurzvideo-Plattform sind eindrucksvoll – das zeigt eine Analyse des Politikberaters Johannes Hillje.

Demnach erreichte der offizielle Kanal der AfD-Bundestagsfraktion in den letzten zwei Jahren im Schnitt 430.000 Impressionen pro Video. Die FDP kommt auf rund 53.000 und liegt damit auf Platz zwei. Die Zahlen geben an, wie häufig Inhalte Nutzern angezeigt werden.

Schau keine Pornos, wähle nicht die Grünen, (…) und vor allem, lass dir nicht einreden, dass du lieb, soft, schwach und links zu sein hast. Echte Männer sind rechts.
Maximilian Krah, AfD-Spitzenkandidat bei der Europawahl, in einem Tiktok-Video

Auf YouTube hat die Partei fast doppelt so viele Follower wie alle anderen im Bundestag vertretenen Parteien zusammen. Auch die 529.000 Facebook-Fans sind ein einsamer Spitzenwert.

Sollten AfD-Accounts auf Tiktok gesperrt werden?

Ist es deshalb sinnvoll, AfD-Konten auf TikTok zu sperren, um die Reichweite einzuschränken? Das Kampagnennetzwerk Campact hat dazu heute einen Versuch gestartet. Falls die Marke von 200.000 Unterschriften erreicht sei, werde man diese der TikTok-Zentrale in Berlin überreichen. Vor allem eines halten die Initiatoren für gefährlich:

Die rechtsextremen Parolen erreichen vor allem Kinder und Jugendliche.
Auszug aus der Campact-Mitteilung

Campact mobilisiert nicht zum ersten Mal gegen die AfD: Bereits vor wenigen Wochen hat das Netzwerk eine Petition gestartet, die dazu auffordert, einen Antrag auf Grundrechtsverwirkung gegen den Thüringer AfD-Chef Björn Höcke zu stellen. Realpolitische Folgen hat die Petition bislang nicht. Sie wird von über 1,6 Millionen Menschen unterstützt.

Einfluss auf Erstwähler: Von TikTok in die Wahllokale?

Der rechte Kampagnenmanager Erik Ahrens, der bereits von Maximilian Krah beauftragt wurde, hält Account-Sperrungen auf TikTok für wenig sinnvoll. Grund dafür: Der stark an die Vorlieben der Nutzer angepasste Algorithmus:

Jedes neu hochgeladene Video (…) wird auch zufällig irgendwelchen Leuten in die Timeline gespült. Das heißt, wenn man ein Video hochlädt, bekommt man eine garantierte Grundreichweite.
Erik Ahrens, rechter Kampagnenmanager

Zeigt der TikTok-Erfolg der Alternative für Deutschland bereits erste Effekte an der Wahlurne? Während bei der Bundestagswahl 2021 nur etwa sechs Prozent der Erstwähler AfD wählten, waren es bei den zurückliegenden Landtagswahlen im letzten Jahr deutlich mehr: 15 Prozent in Hessen und 16 Prozent in Bayern

Mit Material von ZDF und dpa.

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