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Die Sachbuch-Bestenliste für März 2022

Von ZDF, Deutschlandfunk Kultur und DIE ZEIT

Michael Wildt, Zerborstene Zeit Deutsche Geschichte 1918 bis 1945, C.H. Beck, 638 Seiten, 32,– €
Michael Wildt, Zerborstene Zeit Deutsche Geschichte 1918 bis 1945, 638 Seiten, 32,– €
Quelle: C.H. Beck

1 (-) Wie konnte es zur Katastrophe gekommen? Die meisten Historiker suchen Kontinuitäten der deutschen Geschichte in der großen Politik. Michael Wildt wählt einen anderen Weg: Er begibt sich in dunkle Hinterhöfe und besucht migrantische Communities oder Varieté Shows. Über das Wechselspiel von Oben und Unten im „Zeitalter der Extreme“. 90 Punkte

John McWhorter, Die Erwählten: Wie der neue Antirassismus die Gesellschaft spaltet, a. d. Amerikanischen von K. Riesselmann, Hoffmann und Campe, 256 Seiten, 23,– €
John McWhorter, Die Erwählten: Wie der neue Antirassismus die Gesellschaft spaltet, a. d. Amerikanischen von K. Riesselmann, 256 Seiten, 23,– €
Quelle: Hoffmann und Campe

2 (-) Der Antirassismus der Woken nehme religiöse Züge an, schreibt John McWhorter, Linguistik-Professor und Kolumnist der New York Times. Dabei sei er gerade eines nicht: antirassistisch. Weiße bewiesen ihre Tugendhaftigkeit, statt sich mit den wirklichen Problemen der schwarzen Bevölkerung auseinanderzusetzen. Das nächste Kapitel der Debatte um die Identitätspolitik, bissig und pointiert. 55 Punkte

Thomas von Steinäcker, Ende offen, Das Buch der gescheiterten Kunstwerke, S. Fischer, 608 Seiten, 35,– €
Thomas von Steinäcker, Ende offen, Das Buch der gescheiterten Kunstwerke, 608 Seiten, 35,– €
Quelle: S. Fischer

3 (3) Ob Michelangelo, Schubert, Stanley Kubrick, die Beach Boys oder Ludwig II: Selbst die Allergrößten sind irgendwann einmal gescheitert. Der Schriftsteller Thomas von Steinäcker hat die Geschichten jener Werke gesammelt, die nie fertiggestellt wurden. Ein Kuriositätenkabinett des Größenwahns, zugleich: Eine Huldigung an die menschliche Fantasie. 35 Punkte

Nora Bossong, Die Geschmeidigen Meine Generation und der neue Ernst des Lebens, Ullstein, 240 Seiten, 19,99 – €
Nora Bossong, Die Geschmeidigen Meine Generation und der neue Ernst des Lebens, 240 Seiten, 19,99 – €
Quelle: Ullstein

4 (-) Keine Boomer mehr, aber noch keine Millenials: Die Schriftstellerin Nora Bossong beschreibt den Seelenzustand ihrer Generation, der heute 40-Jährigen. Aufgewachsen mit der Gewissheit, dass alles gut wird, sehen sie sich nun mit einer Kaskade an Krisen konfrontiert. Die „Geschmeidigen“ sind leise und konsensorientiert – aber vielleicht gerade deshalb die besseren Krisenmanager? 30 Punkte

Carl Safina, Die Kultur der wilden Tiere, A. d. Amerikanischen von S. Schmid und G. Würdinger, C.H. Beck, 428 Seiten, 28,– €
Carl Safina, Die Kultur der wilden Tiere, A. d. Amerikanischen von S. Schmid und G. Würdinger, 428 Seiten, 28,– €
Quelle: C.H. Beck

4 (-) Die „Die Intelligenz der Tiere“ war ein internationaler Bestseller. In seinem neuen Buch geht der Meeresbiologe Carl Safina einen Schritt weiter und zeigt: Tiere sind nicht nur klug, sondern auch kultiviert. Wale gründen Familien, Papageien haben Sinn für Schönheit und Schimpansen schließen Frieden. Eine eindrückliche Absage an die Idee, nur der Mensch sei Kulturwesen. 30 Punkte

Philipp Felsch, Wie Nietzsche aus der Kälte kam: Geschichte einer Rettung, C.H. Beck, 288 Seiten, 26,– €
Philipp Felsch, Wie Nietzsche aus der Kälte kam: Geschichte einer Rettung, 288 Seiten, 26,– €
Quelle: C.H. Beck

6 (-) Nach 1945 war Friedrich Nietzsches Ruf ruiniert: Die Nazis hatten seinen „Übermenschen“ für ihre Eugenik missbraucht. Ausgerechnet zwei italienische Antifaschisten befreiten das Werk des Philosophen von Verfälschungen – und stießen damit ungewollt eine philosophische Bewegung an, die die Wahrheit selbst infrage stelle. Der Beginn der Postmoderne. 28 Punkte

Michael Kempe, Die beste aller möglichen Welten: Gottfried Wilhelm Leibniz in seiner Zeit, S. Fischer, 352 Seiten, 24,– €
Michael Kempe, Die beste aller möglichen Welten: Gottfried Wilhelm Leibniz in seiner Zeit, 352 Seiten, 24,– €
Quelle: S. Fischer

6 (-) Sieben Tage, die für ein ganzes Leben stehen: Michael Kempe lässt den Leser an den Schlüsselmomenten des Gottfried Wilhelm Leibniz teilhaben. Man sieht ihn beim Tratsch mit Kurfürstin Sophie in Hannover. Oder im Bett seiner Pariser Wohnung, wo er Berge von Notizzetteln vollschreibt, um schließlich das Integralzeichen zu erfinden. Eine vergnügliche Reise in den Kopf des großen Universalgelehrten. 28 Punkte

Amia Srinivasan, Das Recht auf Sex, Feminismus im 21. Jahrhundert, A. d. Englischen von C. Arlinghaus und A. Emmert, 320 Seiten, Klett-Cotta, 24,– €
Amia Srinivasan, Das Recht auf Sex, Feminismus im 21. Jahrhundert, A. d. Englischen von C. Arlinghaus und A. Emmert, 320 Seiten, 24,– €
Quelle: Klett-Cotta

8 (-) Sex gilt als Privatsache und soll Spaß machen. Dennoch ist er aufgeladen von gesellschaftlichen Erwartungen, manifestiert Ungleichheit und geht häufig mit Gewalt einher. Differenziert und unaufgeregt diskutiert die Oxford-Philosophin Amia Srinivasan die Ambivalenzen der Sexualität. In Großbritannien ist das Buch ein Bestseller – nun erscheint es auf Deutsch. 26 Punkt

Karl-Heinz Ott, Verfluchte Neuzeit Eine Geschichte des reaktionären Denkens, Hanser, 432 Seiten, 26,– €
Karl-Heinz Ott, Verfluchte Neuzeit Eine Geschichte des reaktionären Denkens, 432 Seiten, 26,– €
Quelle: Hanser

9 (-) Ein Schamane, der im Herzen der Demokratie wütet – Bilder wie nach dem Sturm auf das Kapitol galten lange als undenkbar. Dabei gibt es Feinde der Vernunft, seitdem es die Aufklärung gibt. In seinem Essay erkundet der Schriftsteller Karl-Heinz Ott die Geschichte der Antimoderne. Denn er weiß: Die Vernunft kann nur dann siegen, wenn sie ihre Gegner kennt. 25 Punkte

Aaron Sahr, Die monetäre Maschine. Eine Kritik der finanziellen Vernunft, Ch.Beck, 447 Seiten, 28,– €
Aaron Sahr, Die monetäre Maschine. Eine Kritik der finanziellen Vernunft, 447 Seiten, 28,– €
Quelle: Ch.Beck

10 (-) Die Geldmenge wächst kontinuierlich, investiert wird trotzdem nicht. Woran liegt das? Vor allem an einem falschen Verständnis vom Wesen des Geldes, schreibt der Wirtschaftssoziologe Aaron Sahr. Es sei kein unschuldiges Werkzeug – sondern politische Institution. Der einzige Ausweg aus den Krisen der Gegenwart: Die Vergesellschaftung der Geldmaschine. 24 Punkte

Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.

Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Marlen Hobrack (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (DIE ZEIT), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Inge Kutter (DIE ZEIT), Hannah Lühmann (DIE WELT), Ijoma Mangold (DIE ZEIT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Catherine Newmark (Deutschlandfund Kultur), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)

aspekte - Die Kultursendung

Frau vor Ausstellungswand mit Schrift "Ich blute, also bin ich"

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  • Untertitel

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22.11.2024
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