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Neue Formen der Arbeitszeitgestaltung

Uhr mit Aufschrift Arbeitszeit

Finanzielle Anreize allein reichen immer weniger aus, um Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Die Bedingungen müssen insgesamt stimmen, dazu gehören auch flexible Arbeitszeiten, weiß Arbeitspsychologe Prof. Dr. Thomas Rigotti.

Datum:
31.10.2018
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Frei über Arbeitszeit und Bezahlung entscheiden – kann das langfristig funktionieren? Prof. Dr. Thomas Rigotti, Arbeitspsychologe an der Uni Mainz, sagt: „Je flexibler die Zeiten, desto zufriedener sind Angestellte mit ihrer Arbeitssituation. Ob dieser Weg funktioniert, hängt von den Menschen ab, die dort zusammen arbeiten.“ Ein weiterer Punkt ist die Mitbestimmung: Entscheidungen gemeinsam zu treffen, schlägt sich in der Regel auch in der Zufriedenheit der Mitarbeiter nieder. Davon profitiert wiederum der Chef: „Angestellte, die sich zum Unternehmen zugehörig fühlen und mitbestimmen dürfen, arbeiten motivierter und besser. Das ist sozusagen ein Garant für den Erfolg“, so Rigotti.

Risiko der Mehrarbeit

Freiheit in der Arbeitszeitgestaltung birgt das Problem, dass quasi „unbemerkt“ mehr gearbeitet werden kann. „Wenn keine Zeiten dokumentiert werden, neigen viele dazu, eher mehr zu machen – gerade, wenn sie sich mit einem Unternehmen identifizieren“, sagt der Arbeitspsychologe. Das muss nicht zwingend zu Unzufriedenheit führen, aber Rigotti gibt zu bedenken, dass der Mensch Ruhezeiten zur Erholung braucht, die dann eventuell nicht ausreichend berücksichtigt werden.

Die Arbeitszeit zu verkürzen, indem Pausen eingespart werden, hält Thomas Rigotti nicht für optimal: „Durch das erhöhte Arbeitspensum setzt auch die Ermüdung schneller ein, wodurch Pausen eigentlich notwendig wären. Meine Empfehlung wäre: Lieber eine Stunde dran hängen und regelmäßige kurze Pausen ermöglichen, um die Leistungsfähigkeit aufrecht zu erhalten. Außerdem hat die Kaffeepause natürlich auch eine wichtige soziale Funktion und kann die Teamarbeit fördern.“

Neue Arbeitszeitmodelle

Die Flexibilität und Entgrenzung in Bezug auf den Arbeitsort und die Arbeitszeit nehmen zu. „Es gibt kein Universal-Modell mehr, das in jedem Unternehmen funktioniert. Arbeitgeber müssen eigene attraktive Modelle entwickeln, die die Arbeitnehmer an ihre Firma bindet“, so der Experte. Ein ganz wichtiger Punkt für viele Angestellte ist dabei die Selbstbestimmung. Rigotti rät: „Das gemeinsame Aushandeln ist der einzig richtige Weg. Weder kann ein Chef seinen Angestellten ein Modell aufdrücken, und noch weniger kann der Angestellte frei entscheiden. Gewinnbringend ist es daher, wenn beide Seiten schauen, wo die individuellen Möglichkeiten im Unternehmen liegen.“ Natürlich muss das System immer zur Branche und zur Tätigkeit passen und darüber hinaus muss jede individuelle Lösung auch mit den Regelungen für das gesamte Team harmonieren.

Zudem sind Arbeitszeitmodelle branchenabhängig. Vor allem in kreativen Berufen macht es Sinn, flexible Zeiten zu vereinbaren, um die Arbeitszeit zu optimieren und so freie Zeit zu erzeugen – die meisten guten Ideen entstehen nicht unter Zeitdruck. Bei vielen anderen Tätigkeiten ist die Flexibilität sehr eingeschränkt – Polizisten, Krankenpfleger oder Ärzte zum Beispiel sind in feste Schichten eingeteilt. In solchen Berufen wird die flexiblere Arbeitszeitgestaltung auch in Zukunft eine Herausforderung sein.

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