Special Olympics:Disqualifiziert - wegen zu guter Leistung
von Magdalena Austermann
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Athletinnen und Athleten können bei den Special Olympics aufgrund von zu guten Leistungen disqualifiziert werden. Ein Beispiel zeigt, wie positiv Betroffene damit umgehen.
Leonie Spehr nach dem Halbfinale: Um eine Minute gesteigert.
Quelle: dpa
Schaut man auf den Ergebnisbericht, könnte man meinen, dass der Tag von Leonie Spehr nicht schlechter hätte laufen können. Die junge Leichtathletin taucht darauf in ihrer Disziplin, dem 800-Meter-Lauf, gar nicht erst auf. Was war passiert?
Die 15-Jährige wurde noch vor dem Finale disqualifiziert - aus einem von außen schwer nachvollziehbarem Grund. "Sie hat sich um eine Minute gesteigert", erzählt Bundestrainerin Franziska Weidner. Wofür sie im vergangenen Jahr noch 4:20 Minuten gebraucht hat, hat sie bei den Weltspielen in 3:25 Minuten geschafft.
Klassifizierung sorgt für Fairness
Dass eine solche Leistungsexplosion bestraft wird, ist normal bei den Special Olympics. Um einen fairen Wettkampf zu ermöglichen, durchlaufen die Athletinnen und Athleten ein Klassifizierungssystem. Dadurch werden sie in Leistungsgruppen für die Finals eingeteilt. Wer dort zu sehr von der vorher gemessenen Leistung abweicht, wird disqualifiziert.
Ein wichtiges, aber gleichzeitig hartes System, das die Sportlerinnen und Sportler während ihres Wettkampfs ausblenden müssen. "Ich mache mir keine Gedanken darüber. Ich laufe so, wie ich drauf bin, und gebe mein Bestes", sagt der Bronzemedaillen-Gewinner über die 5.000 Meter, Matthias Hoffmann.
Das besondere System der Leichtathletik
So auch Leonie Spehr, deren Fall außergewöhnlich ist: In sechs Special-Olympics-Sportarten gibt es ein neues System. Das sieht eine weitere Klassifizierungsstufe vor und wird auch in der Leichtathletik angewandt. "Die Trainerinnen und Trainer teilen die Athletinnen und Athleten schon vor Beginn der Spiele in Gruppen ein", erklärt Weidner.
Die Betreuerinnen und Betreuer müssen also abschätzen, wie gut ihre Schützlinge in der Klassifizierung performen werden. Leonie Spehrs "enorme Steigerung" bei den Weltspielen sei einfach nicht vorhersehbar gewesen, so die Bundestrainerin. "Sie wurde von der Stimmung mitgerissen und ist dadurch enorm schnell gelaufen."
Alle Athleten bekommen eine Medaille
Eine Strafe für die persönliche Bestleistung - das muss für eine Athletin schwer nachvollziehbar sein. Nicht so für die erst 15-jährige Leonie Spehr. "Sie hat das gut verstanden", beschreibt Weidner die Reaktion der Leichtathletin.
Der Stolz über die starke Leistung steht im Vordergrund - und wird trotz der Disqualifikation geehrt. Bei den Special Olympics World Games bekommen alle Athletinnen und Athleten eine Medaille, ganz unabhängig, ob sie den Wettbewerb beendet haben.
Für Trauer und Frust hat Leonie Spehr aktuell sowieso keine Zeit. Die Schleswig-Holsteinerin geht in Berlin noch in anderen Wettbewerben an den Start. "Darauf konzentriert sie sich jetzt", sagt Bundestrainerin Weidner. Ihre Bestzeit aus dem 800-Meter-Lauf dürfte sie in der Vorbereitung beflügeln und zu weiteren Höchstleistungen treiben. Und vielleicht kann sie die bald auch in einem Finale zeigen.
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