Lindsey Vonn will es noch einmal wissen. Der US-Skistar, der 40 Jahre alt ist, kehrt sechs Jahre nach dem Rücktritt zurück in den alpinen Ski-Weltcup und will wieder Abfahrten fahren, trotz Teilprothese im Knie.
"Ein wildes Huhn", das war der erste Gedanke von ZDF-Ski-Alpin-Experte Marco Büchel bei der Comeback-Meldung von Vonn. "Das ist schon wild", sagt Büchel. Angesichts ihrer gesundheitlichen Vorgeschichte habe er etwas Sorge, ob eine Rückkehr "clever" sei. "Eine Abfahrt ist kein Kindergeburtstag", betont der ehemalige Skirennfahrer Büchel: "Ich würde das Risiko nicht eingehen, aber ich bewundere sie dafür, dass sie das macht."
Bei einem gemeinsamen Abendessen konnte er Vonn nach ihren Gründen fragen. "Sie sagte mir, sie ist schmerzfrei und will schauen, was das Leben noch bereit hält."
Sportmediziner: Vonns Training "außerordentlich"
Orthopäde und Sportmediziner Thomas Stock nennt im Gespräch mit dem ZDF den Vergleich mit einem Formel-1-Wagen: "Bei dem ist der Verschleiß vom Reifen sehr viel höher als beim normalen Auto. Ähnlich sehe ich es bei Implantaten." Eine höhere Belastung könnte zu einer früheren Lockerung des Implantats führen, so der Mediziner: "Aber ich denke, das nehmen sogenannte Sportjunkies in Kauf und sagen: 'Ich mache das, weil es mich glücklich macht und nehme eine mögliche weitere Operation in Kauf.'"
Vonns Trainingspensum sei "außerordenlich", sagt der Sportmediziner. Ob ihre Comeback-Entscheidung richtig oder falsch war, "wissen wir wahrscheinlich in fünf bis zehn Jahren", so Stock.
Büchel traut Vonn Konkurrenzfähigkeit zu
ZDF-Experte Büchel weiß, dass Vonn nicht nur mitfahren will. "Ihr Anspruch ist, dass sie erfolgreich ist", so Büchel. Bei ihrem Vorlauf bei der Abfahrt in Beaver Creek soll Vonn eine Zeit gefahren sein, die wohl für die Top Ten gereicht hätte. Büchel traut ihr zu, Top-15-Platzierungen zu erreichen. Ob man Vonn auch wieder auf dem Podest sehen wird, hänge wohl auch davon ab, wie lange sie wieder fahren will. Büchel vermutet aber, dass Vonn bis zu den Olympischen Spielen 2026 plant.
Büchel kritisiert Gegenwind für Vonn
Das Comeback eines anderen Superstars ist nach kurzer Zeit erstmals schon wieder zu Ende. Der österreichiche Ski-Star Marcel Hirscher kam nach fünf Jahren zurück - und erlitt nach wenigen Wochen einen Kreuzbandriss. "Das ist der Worst Case", so Büchel. Er glaubt nicht, dass Hirscher im Riesenslalom und Slalom den Anschluss an die Weltspitze gefunden hätte. "Sich in den technischen Disziplinen nach vorne zu kämpfen, ist eine andere Hausnummer. Ihm fehlende tausende Trainings-Tore", so Büchel.
Kritisch sieht der ZDF-Experte, dass Vonn im Gegensatz zu Hirscher viel Skepsis entgegenschlug. "Sie hat meiner Meinung nach im Gegenzug zu Hirscher eher die Chance, sehr konkurrenzfähig zu sein und unter die Top Ten zu fahren." Grundsätzlich aber ist der ehemalige Skiprofi der Meinung: "Ein Comeback ist selten eine gute Idee."