Nach fünf „TV-Duellen“ seit 2002 kommt es in diesem Jahr zum ersten Mal zum „Triell“. ARD-Moderatoren Oliver Köhr moderiert zusammen mit ZDF-Moderatorin Maybrit Illner das "Triell" und spricht in einem vorab Interview über seine Erwartungen.
Sie moderieren die Runde der Kanzlerkandidatin und der Kanzlerkandidaten zwei Wochen vor der Wahl – diesmal ein „Triell“ – zum ersten Mal. Worin liegt für Sie der besondere Reiz und welche Akzente möchten Sie setzen?
Es ist die erste Bundestagswahl überhaupt, bei der die amtierende Kanzlerin oder der amtierende Kanzler nicht wieder antritt, also keiner mit Amtsbonus dabei ist. Und zum ersten Mal ist nicht nur die Frage: Schwarz oder Rot, sondern es gibt eine dritte Option. Beides hat den Wahlkampf deutlich konfrontativer gemacht, und ich erwarte auch ein konfrontativeres „Triell“ als bei den bisherigen Duellen. Akzente setzen können und sollten die Moderatorin und der Moderator durch eine stringente Gesprächsführung und Nachhaken, wenn Fragen nicht beantwortet werden.
Bei dieser Bundestagswahl geben sehr viele Erstwähler*innen ihre Stimme ab. Werden Sie dem in der Moderation bei der Themenbehandlung und im Fragestil Rechnung tragen?
Wir wollen möglichst die Breite der Bevölkerung im Blick haben. Natürlich wird es auch um Themen gehen, die viele junge Leute umtreiben. Und was den Fragestil angeht: Mir ist wichtig, dass alle die Fragen und die Antworten verstehen.
Wie viel Raum für Spontaneität und Emotionalität erlauben die Regeln diesmal? Gibt es da Veränderungen, vielleicht sogar größere Freiräume, gegenüber dem Duell von 2017?
Natürlich gibt‘s auch dieses Mal einige Regeln und Vorgaben. Aber Frau Baerbock, Herr Laschet und Herr Scholz sind daran interessiert, dass es nicht zu einem starren Abfragen von Themen kommt, sondern zu Interaktion und einem richtigen Streitgespräch. Dazu gehört auch, dass wir häufiger nachhaken und Emotionen zulassen.
Wie intensiv und detailliert ist die Abstimmung mit Ihrer Kollegin Maybrit Illner zur Fragestrategie im Vorfeld des „Triells“?
Wir stimmen uns natürlich eng ab, erarbeiten gemeinsam das Konzept und die Themenblöcke.
Diesmal gibt es drei Aufeinandertreffen der Kanzlerkandidat:innen. Welche Vorteile hat das aus Ihrer Sicht für das Publikum und auch für die Moderation?
Es war in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten etwas misslich, dass mehr Moderatoren und Moderatorinnen als Kanzlerkandidatinnen und -kandidaten im Studio waren. Die Vorteile jetzt: Zum einen stehen Frau Baerbock, Herr Laschet und Herr Scholz im Mittelpunkt. Nachfragen sind einfacher, weil sich nicht vier Moderatoren abstimmen müssen. Und die drei Veranstaltungen haben für das Publikum den Vorteil, dass sich mit dem Abstand von zwei Wochen vielleicht auch noch ganz andere Themen ergeben. Wir haben ja gesehen, dass sich auch die Umfragen innerhalb kürzester Zeit immer wieder erheblich verändert haben.
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Kanzlerkandidatin Bündnis 90/ Die Grünen
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Kanzlerkandidat SPD
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Kanzlerkandidat CDU/CSU
In anderen Ländern, vor allem den USA, sind die Aufeinandertreffen der Spitzenkandidaten der Höhepunkt des Wahlkampfs. Mediales Spektakel oder echte Aufklärung – was erhoffen Sie sich von dem „Triell“?
Es wird schon deshalb kein Medienspektakel, weil wir es nicht als solches inszenieren. Im Mittelpunkt stehen die Frau und die beiden Männer, die Deutschland in den kommenden Jahren regieren wollen. Jede Menge völlig neuer Erkenntnisse sind da vielleicht nicht zu erwarten. Wohl aber ein Blick auf die Kandidatin und die Kandidaten am Ende eines harten, nervenaufreibenden Wahlkampfs. Zwei Wochen vor der Wahl zu sehen, wie klar sie auch unter einem solchen Druck ihre Politik erklären können, ihre Ziele gegenüber der direkten Konkurrenz verteidigen. Das kann echte Aufklärung auch über die Eignung als Kanzlerin oder Kanzler liefern.
Wann ist das „Triell“ aus Ihrer Sicht ein Erfolg? Und glauben Sie, dass es einen Einfluss auf die Wahlentscheidung der Bürger*innen haben wird?
Ein Erfolg ist es, wenn unentschlossene Wählerinnen und Wähler danach klarer sehen. Wenn deutlich wird, in welchen Politikfeldern es fundamentale Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt. Aber wer vorher ein glühender Baerbock-Fan war, wird hinterher wahrscheinlich auch nicht Laschet wählen.