Gleichzeitig hat der Holocaust für immer weniger Europäer eine Bedeutung. Laut einer aktuellen Studie des amerikanischen Fernsehsenders CNN sagen 33 Prozent der Befragten, sie wüssten "wenig" oder "gar nichts" über den Holocaust.
Nationalistische Töne und antisemistische Klischees
Für Harry Schnabel vom Zentralrat der Juden ist das ein alarmierendes Ergebnis: "Ich hätte mir vor zehn oder 20 Jahren noch nicht vorstellen können, dass wir wieder einmal darüber diskutieren müssen, ob der Holocaust überhaupt passiert ist und in welcher Intensität er passiert ist." Mit großer Sorge beobachtet er, wie jetzt vor den Europawahlen am rechten Rand Stimmung gemacht wird - mit nationalistischen Tönen und antisemitischen Klischees.
Jüngstes Beispiel dafür ist die polemische Plakatkampagne der ungarischen Regierung gegen den EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker und den aus Ungarn stammenden jüdischen US-Milliardär George Soros. Seit Jahren verbreitet die Orbán-Regierung Verschwörungstheorien gegen Soros und behauptet, er wolle mit unkontrollierter Masseneinwanderung "Europa zerstören".
Ungarns umstrittene Plakatkampagne
Viktor Orbán arbeite mit Angstmache, kritisiert der EVP-Spitzenkandidat für die Europawahl, Manfred Weber (CSU): " Ich erwarte, dass die Poster umgehend verschwinden, dass sie wieder abgenommen werden. Das ist nicht der Stil, wie wir in der EU miteinander umgehen", sagte er im Frontal21-Interview. Zu einem Ausschluss von Orbáns Fidesz-Partei aus dem konservativen europäischen Parteienbündnis EVP kam es jedoch bisher nicht.
Das Erstarken der Populisten gefährde Europa, warnt Schnabel: "Wenn wir das dulden oder regungslos oder auch nur passiv zur Kenntnis nehmen und sonst uns nicht einbringen, dann sieht es tatsächlich um eine demokratische Zukunft Europas schlecht aus."