Klimawandel: DWD sieht "gravierende" Folgen für Deutschland

DWD zieht Bilanz:Klimawandel-Folgen für Deutschland "gravierend"

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Hitze, Hochwasser, Dürren: Die Folgen des Klimawandels haben schon jetzt gravierende Folgen für Deutschland, mahnt der Deutsche Wetterdienst.

L-R: Teresa Grimm, Pressesprecherin DWD, Uwe Kirsche, Pressesprecher DWD, Tobias Fuchs, DWD, Renate Hagedorn, Vizepraesidentin DWD, Andreas Becker, DWD
Extremwetterereignisse seien oft "Zahltage für Versäumnisse beim Klimaschutz": Der Deutsche Wetterdienst DWD zieht Bilanz.
Quelle: dpa

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sieht Deutschland stark vom Klimawandel betroffen. "Schon die bisherigen Folgen für Deutschland sind gravierend", sagte DWD-Vorstandsmitglied Tobias Fuchs am Dienstag in Berlin. Seit den 60er Jahren war jede Zehnjahresperiode wärmer als die vorherige. Was zwischen 1881 und 1990 als extrem eingestuft worden sei, "sind heute normale Jahre", so Fuchs. Der Grund dafür sei "eindeutig der Klimawandel".

DWD: Mehr Wetterextreme

Fuchs führte aus, dass es bei Temperaturen und Niederschlag immer stärkere Ausschläge gebe. Deutschland sei unter anderem mit mehr Hitzewellen konfrontiert als früher. Diese beeinträchtigen insbesondere "vulnerable Bevölkerungsgruppen in Großstädten und Ballungsräumen". Extreme Wetterereignisse wie Starkregen und Dürren würden häufiger. Pollenallergiker litten darunter, dass die "winterliche Ruhephase" kürzer werde, so Fuchs weiter. Außerdem breiteten sich durch Insekten wie etwa Zecken übertragene Krankheiten stärker aus.
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Besonders für die Landwirtschaft problematisch sei die Tatsache, dass der Klimawandel "mehr Sturzfluten, Hochwasser und Dürren" bringe, sagte Fuchs auf der Klimapressekonferenz des DWD. Auch die Verkehrswege seien gefährdet, etwa durch Erdrutsche. Die deutschen Küstenregionen wiederum würden vom steigenden Meeresspiegel bedroht. "Wir müssen schnell handeln", mahnte Fuchs.

Jedes durch ambitionierten Klimaschutz vermiedene Zehntelgrad Erderwärmung hilft.

Tobias Fuchs, DWD

Der Leiter des DWD-Bereichs Klimaüberwachung, Andreas Becker, sagte, Extremwetterereignisse seien oftmals "Zahltage für Versäumnisse beim Klimaschutz". Die Zeit für "einen auch international erfolgreichen Klimaschutz läuft uns davon".
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Dreimal so viele heiße Tage wie üblich

Den DWD-Daten zufolge war 2024 gemessen an der Jahresmitteltemperatur das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881. Der Mittelwert lag demnach bei 10,9 Grad und damit noch einmal um 0,3 Grad über dem Wert von 2023, der ebenfalls schon ein Rekord gewesen war. Die Erhöhung um 0,3 Grad sei "ungewöhnlich viel", sagte Fuchs. Vor 2014 hatte es ausschließlich Jahresmittelwerte unterhalb von zehn Grad Celsius gegeben.

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Bisher wurde die Temperaturveränderung mit einem linearen Trend dargestellt. Dazu wurden die Mittelwerte der Jahre seit 1881 berücksichtigt. Demnach lag der Temperaturanstieg bei 1,9 Grad. Allerdings wurde damit die schnellere Erwärmung nicht angemessen dargestellt, wie der Wetterdienst erklärte. In den ersten Jahrzehnten des Gesamtzeitraums habe es auch immer wieder zu kühle Phasen gegeben. Seit den 70er Jahren allerdings lag der Temperaturanstieg pro Dekade bei 0,41 Grad. Der Wetterdienst spricht von einer "warmen Welle" der vergangenen 50 Jahre.
Die neue Klimatrendlinie bilde das besser ab, so der DWD. Klima- und Umweltvorstand Tobias Fuchs erklärte: "Der DWD hat nicht neu gemessen, die Welt ist dieselbe wie vorher." Allerdings werde die Realität nun besser beschrieben.

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