Stiefel raus, der Nikolaus kommt! Aber warum genau machen wir das eigentlich?05.12.2021 | 2:16 min
Es ist wieder so weit: Viele Kinder schlagen am Nikolaustag die Augen auf und stürzen zu den Schuhen, die sie am Vorabend, blank geputzt, vor die Haustür gestellt haben. Und die Hoffnung auf Süßigkeiten wird meist nicht enttäuscht.
In vielen Familien herrscht den ganzen Tag gespannte Vorfreude: Die Kleinen fiebern dem Abend entgegen, wenn das Glöckchen den Mann mit weißem Rauschebart, rotem Mantel und Bischofsstab ankündigt. Der dann fragt: "Wart ihr dieses Jahr auch alle brav?", aber in seinem goldenen Buch eh alles nachliest - und je nachdem - lobt oder mahnt, um am Ende Süßes und
Geschenke aus seinem Sack zu fischen.
Aber wer ist dieser Nikolaus überhaupt? Woher kommt der Brauch und was hat er mit dem Weihnachtsmann zu tun?
Ist der Nikolaus eine Erfindung?
Bischof Nikolaus von Myra, einer Küstenstadt in der heutigen Türkei, gab es wirklich. Allzu viel ist über den beliebten Heiligen aber nicht bekannt. Er lebte im 4. Jahrhundert, seine Eltern sollen ihm ein üppiges Vermögen vermacht haben, das er für gute Taten einsetzte. Am 6. Dezember soll der Bischof gestorben sein, wohl um das Jahr 345.
Es gab noch eine zweite historische Person gleichen Namens, die im 6. Jahrhundert nahe Myra lebte: Nikolaus von Sion, später Bischof von Pinora. Forschende gehen davon aus, dass in der Figur des Heiligen Nikolaus beide Lebensgeschichten verwoben sind. Ihm werden Großherzigkeit, Güte, Mut und Zivilcourage zugeschrieben, selbstlos soll er Menschen in Not geholfen haben.
Warum bringt der Nikolaus Geschenke?
Um Nikolaus von Myra ranken sich viele Legenden. Er soll Wunder vollbracht, Tote zum Leben erweckt und seine Stadt vor einer Hungersnot bewahrt haben.
In einer der bekanntesten Legenden - auf sie geht wohl der Nikolaus als Gabenbringer zurück - rettet er drei Mädchen vor der Prostitution. Nachts wirft er Goldklumpen durch das Fenster der Hütte eines armen Mannes, damit er seine Töchter nicht verkaufen muss. In einer anderen Variante der Erzählung wirft er Goldstücke durch den Schornstein - sie landen in Strümpfen, die am Kamin zum Trocknen hängen.
Schon im Mittelalter entwickelt sich der Brauch, dass ein als Nikolaus verkleideter Mann am 6. Dezember Familien besucht - artige Kinder belohnt, unartige bestraft. Für den unschönen Part hat er einen schaurigen Gesellen dabei - je nach Region heißt der Knecht Ruprecht, Krampus oder Hans Muff. Der moderne Nikolaus hat aber nur noch selten den Kinderschreck im Schlepptau.
Warum ist auch das Christkind mit Päckchen unterwegs?
In der Reformation bekommt der Nikolaus Konkurrenz. Martin Luther und seinen Anhängern ist der Kult um Heilige generell ein Dorn im Auge. Den Brauch des Beschenkens finden sie aber nützlich - für den Glauben. Ab etwa 1530 bringt der "Heilige Christ" an Weihnachten die Geschenke. Daraus wird dann im Laufe der Zeit das "Christkind", in weißem Gewand und mit Flügeln.
Was Luther bestimmt wundern würde: Heutzutage ist das Christkind vor allem in katholischen Gegenden unterwegs und in protestantischen Regionen bringt oft ein Weihnachtsmann die Päckchen.
In schwierigen Zeiten ändern sich die Briefe der Kinder. Neben Spielen und Zuckerwatte-Maschinen stehen nun auch Frieden und eine saubere Umwelt auf den Wunschzetteln.
von Dominik Müller-Russell
Was hat der Weihnachtsmann mit dem Nikolaus zu tun?
Roter Mantel und Rauschebart - die beiden Herren sehen sich nicht nur sehr ähnlich, sondern haben auch den gleichen Job. Bei genauerem Hinsehen trägt der Weihnachtsmann Zipfelmütze statt Bischofshut und kutschiert mit seinem Rentierschlitten über Land und durch die Lüfte, außerdem betreibt er am Nordpol eine Geschenkemanufaktur mit vielen Helferlein.
Niederländische Auswanderer brachten den Nikolaus ("Sinterclaas") im 19. Jahrhundert nach Amerika, wo er als "Santa Claus" Vorbild für die Werbung wurde. Mit der Coca-Cola-Kampagne 1931 - der Illustrator Haddon Sundblom malte dafür einen älteren, rundlichen Herrn mit verschmitztem Lächeln - kam dann der Weihnachtsmann richtig in Fahrt.
Aus kirchlicher Sicht hat der kommerzielle Weihnachtsmann wenig mit dem Andenken an den Heiligen Nikolaus zu tun. Sogar bei den Schoko-Nikoläusen wird eine Abgrenzung versucht: Manche tragen Bischofsstab und Mitra.
Quelle: Mit Material von KNA