Chemotherapie für Kinder: Neue Pillen aus dem 3D-Drucker
Neues Mittel bei Chemotherapie:Kinder-Pillen aus dem 3D-Drucker
von Nico Marsänger
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Gummiartig, rosafarben und mit Himbeergeschmack - neue Medikamente für krebskranke Kinder kommen jetzt aus dem 3D-Drucker. Experten sehen darin die Zukunft der Medizin.
3D-Druck von Tabletten für Kinder am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) verabreicht erstmals Medikamente, die in der hauseigenen Klinikapotheke im 3D-Drucker hergestellt werden. Individuell dosiert sollen sie krebskranke Kinder vor Übelkeit während einer Chemotherapie bewahren.
Bis zu 20 Kinder sind nun Teil einer gemeinsamen Studie der Klinikapotheke und der Kinderonkologie und bekommen die gummibärchenartigen Pillen.
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Arzneien für Kinder oftmals ungeeignet
Die Kinderheilkunde steht täglich vor Problemen. Viele Wirkstoffe gibt es nicht als Tropfen oder Säfte, sodass klassische Tabletten zum Einsatz kommen müssen. Doch das ist ein Problem, erklärt Beate Winkler, Oberärztin in der Klinik für Onkologie des UKE.
Einige der kleinen Patientinnen und Patienten finden den Geschmack so furchtbar oder die Tabletten zu groß, dass sie sie nicht schlucken können.
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Beate Winkler, Klinik für Onkologie am UKE
Außerdem gebe es Probleme in der Dosierung, etwa wenn Medikamente nicht auf Kinder ausgerichtet sind oder verschiedene Tabletten miteinander kombiniert werden müssen, sagt Claudia Langebrake, Studienleiterin der Klinikapotheke.
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3D-Drucker in der Medizin: Spielerei oder Fortschritt?
Die Lösung dieser Probleme ist zähflüssig und kommt aus dem 3D-Drucker. "Zum Drucken verwenden wir gelatinehaltige Grundmasse, die durch leichtes Erwärmen eine dickflüssige Konsistenz hat", so Langebrake.
In drei Dimensionen entsteht dann Schicht für Schicht etwa ein rosafarbenes Herz, das im kalten Zustand einem Gummibärchen ähnelt. Allerdings handelt es sich um eine Tablette mit dem Wirkstoff Dexamethason, der zur Vorbeugung von Übelkeit gegeben wird.
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Gummibärchen-Tabletten stehen vor letzter Hürde
Auch Professor Uwe Fuhr, Leiter der Arzneimittelkommission der Uniklinik Köln, zeigt sich vom 3D-Druck von Medikamenten begeistert. Er ordnet ein: "Es werden mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen."
Man kann genauer dosieren, Wirkstoffe gut beifügen und die Form regulieren.
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Uwe Fuhr, Uniklinik Köln
Im Zuge der Studie bekommen bis zu 20 Kinder, die noch zwei Zyklen einer wortwörtlich "üblen" Chemotherapie vor sich haben, einmal herkömmliche Tabletten und einmal die gedruckte Variante. Im Anschluss folgen Nachbefragungen an den Kindern, den Eltern sowie den Pflegenden.
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"Es geht darum, die neue Arzneiform auf Komplexität und Akzeptanz zu prüfen", erklärt Langebrake. Das bedeute heruntergebrochen, ob die Kinder die neuen Medikamente nicht nur in der Theorie mögen.
UKE-Erfahrungen mit Druck von Parkinson-Tabletten
Seit drei Jahren forscht das UKE an Medikamenten aus dem 3D-Drucker. Die Forschenden bewiesen anhand eines Präparats gegen Parkinson, dass der Medikamentendruck möglich ist.
In direkter Abstimmung mit der Kinderonkologie wurde anschließend das Medikament gegen Übelkeit für das Drucken angepasst - mit Erfolg. Nach einem langen Genehmigungsprozess dürfen die neuartigen Medikamente nun im Bereich der Kinder-Krebsbehandlung im UKE verabreicht werden.
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Laut Professor Fuhr ist das Forschen an 3D-gedruckten Medikamenten grundsätzlich nicht neu.
Die tatsächliche Verwendung individuell gedruckter Arzneimittel ist jedoch meines Wissens bisher allenfalls in Pilotprojekten realisiert.
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Uwe Fuhr, Pharmakologe Uniklinik Köln
"Das gilt für Deutschland, aber auch weltweit",so der Mediziner weiter.
Ausweitung auf weitere Wirkstoffe und Patientengruppen geplant
Voraussichtlich 2026 soll die Studie zum Ende kommen. Für den Fall, dass alles gut läuft, gibt es schon nachfolgende Pläne. Langebrake hält die "Ausweitung auf weitere Wirkstoffe und auf andere Patientengruppen" für möglich.
Auch die individuelle Kombination mehrerer Wirkstoffe - beispielsweise aus fünf Tabletten eine machen - sei realistisch. "Ich glaube, dass es absolut zukunftsfähig ist", meint auch Professor Fuhr.
Quelle: dpa
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