Deiche gegen Hochwasser: Wie gut ist Deutschland gewappnet?

    FAQ

    Deiche als Schutz:Hochwasser: Wie gut Deutschland gewappnet ist

    von Scarlett Sternberg und Moritz Steidl
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    Deutschland im Hochwasser - ohne Deiche wären etliche Gemeinden dramatisch ins neue Jahr gestartet. Wie gut sind wir für zukünftige Katastrophen gewappnet?

    Nach sinkenden Pegelständen wird mit schwerem Gerät die Deichöffnung nördlich von Mönchpfiffel-Nikolausrieth an der Landesgrenze Sachsen-Anhalt und Thüringen wieder verschlossen am 12.01.2024
    Deiche sollen dafür sorgen, dass bei Hochwasserlagen Ortschaften nicht überschwemmt werden.
    Quelle: picture alliance/dpa

    2024 rutscht die Republik nass ins neue Jahr. Vor allem Niedersachsen und Sachsen-Anhalt kommen vom Regen in die Traufe - ins Hochwasser. Seit Beginn der Aufzeichnungen hat Niedersachsen mit knapp 160 Liter pro Quadratmeter im Dezember noch nie so viel Niederschlag erlebt wie 2023. Klimaforschende weltweit bestätigen: Aufgrund der Erderwärmung werden Starkregen und Hochwasserereignisse drastisch zunehmen. Wohnregionen werden immer häufiger zu Flutgebieten.
    Bei diesem Blick in die Zukunft gibt es zwei Möglichkeiten: Umziehen oder schützen. Umzüge sind hinlänglich bekannt, sehen wir uns also unseren Schutz an: Deiche. Wie viele Deiche gibt es und wann brechen diese eigentlich? Ein Überblick.
    Blick auf das Hochwassergebiet, nachdem der Fluss Ems über die Ufer getreten ist steht das Wasser auf vielen flachen im Landkreis Emsland.
    Hochwasser in Deutschland: Wieder einmal laufen Keller voll, Straßen werden unterspült. Doch wer kommt für die Schäden auf? Hat Deutschland aus den vergangenen Hochwassern gelernt?09.01.2024 | 8:53 min

    Wie viele Deiche gibt es in Deutschland?

    Insgesamt gibt es schätzungsweise mehr als 6.265 Deiche in ganz Deutschland mit einer Gesamtlänge von über 13.260 Kilometern laut Bundesanstalt für Gewässerkunde. Davon sind es an den Küsten etwa 1.400 Kilometer. Die allermeisten Deiche erfüllen ihre Aufgabe zuverlässig.
    Deichlängen in den Bundesländern

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    Wann bricht ein Deich?

    Es gibt zwei maßgebliche Versagensmechanismen: Bei einem Hochwasser übersteigt der Wasserpegel die Höhe des Deiches. An der flussabgewandten Seite wird er dadurch von den Wassermassen abgetragen und zerfällt. Die andere Situation: Das Wasser sickert durch den Deich durch. Er wird weich und versagt als Barriere.
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    Viele Deiche in Deutschland sind in die Jahre gekommen. Bei anhaltendem Hochwasser saugen sie sich voll und können brechen. Sanierung oder Neubau bieten dann den besten Schutz.03.01.2024 | 0:34 min

    Minusgrade bei Hochwasser: Sprengt der Frost die Deiche?

    Wie eine vergessene Colaflasche im Eisfach können Deiche nicht platzen. Sie haben keine feste Außenschicht, sind formbar. In bestimmten Fällen kann Frost sogar stabilisierend wirken: Zum einen verfestigt sich der Boden, zum anderen kann durch die gefrorene Erdoberfläche kein weiterer Regen eindringen.
    Anders ist es, wenn die Minusgrade nach dem Hochwasser kommen, wie Anne Rickmeyer, Direktorin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), erklärt:

    Steht bereits vor der Frostperiode relativ warmes Wasser am Deich an, so wird der Bereich unter dem Wasserspiegel nicht gefrieren und dort werden keine positiven Effekte eintreten.

    Anne Rickmeyer, Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz

    Flussdeich versus Küstendeich - welcher ist sicherer?

    Flussdeiche müssen vor allem Durchfeuchtung aushalten, da ein Hochwasser wochenlang andauern kann und am Deich steht. Sie sind relativ steil, da ihre Hauptaufgabe das Auffangen des hohen Wasserpegels ist. Die Steigung eines Deiches im Binnenland hat das Verhältnis 1:3. Stellen wir uns diesen Deich im Querschnitt vor, dann hebt er sich bei drei Metern Breite um einen Meter in die Höhe. Die meisten Flussdeiche wurden ab den 60er Jahren so nachgerüstet, dass sie einem Jahrhunderthochwasser standhalten können.
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    2023 war nicht nur das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn, sondern auch das sechstnasseste. Meteorologin Christa Orben erklärt in 3D, wie es den Böden damit erging. 29.12.2023 | 0:40 min
    Küstendeiche müssen eine enorme Wellenenergie auffangen. Sie sind daher deutlich flacher und haben eine stabilere Oberfläche. Eine Durchfeuchtung eines Küstendeiches ist unwahrscheinlich, weil eine Sturmflut höchstens 24 Stunden anhält. Auch die Hinterseite eines Küstendeiches muss flach sein. Wenn diese steil wäre, könnte der Deich durch die Wellen von hinten ausgehöhlt werden und würde instabil.
    Die Neigung eines typischen Deiches an der Nordseeküste hat ein Verhältnis von 1:6 oder sogar 1:10. Küstendeiche sind also meist größer und breiter als Flussdeiche. Hinter einem Küstendeich ist es deutlich sicherer als hinter einem Flussdeich.
    Auf dem Bild sieht man einen Mann vor einem Geragentor
    Im Jahr 2023 führten extreme Wetterlagen wie Trockenheit oder Hochwasser zu erheblichen Schäden. Die Münchner Rückversicherung zieht eine Bilanz: Der Klimawandel wird immer teurer.09.01.2024 | 1:38 min

    Der Klimadeich: Küstenschutz der Zukunft?

    Vor allem Küstendeiche müssen an die Herausforderungen der Zukunft angepasst werden. Bis zum Jahr 2100 soll der Meeresspiegel nach Angaben des Weltklimarates um bis zu einem Meter ansteigen.
    Viele der Küstendeiche sind für diesen Wasseranstieg nicht gewappnet. Diese Deiche sollen zu Klimadeichen ausgebaut werden. Sie sind höher, flacher und breiter. Das Idealmodell ist 130 Meter breit und etwa neun Meter hoch. Außerdem ist der höchste Teil des Deiches doppelt so breit.
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