Friedensnobelpreis für Menschenrechtlerin Narges Mohammadi
Iranische Menschenrechtlerin:Friedensnobelpreis für Narges Mohammadi
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Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die iranische Menschenrechtlerin Narges Mohammadi. Sie ist die 19. Frau, die mit dem Preis ausgezeichnet wird.
Die iranische Frauenrechtsaktivistin Narges Mohammadi wird in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Das gab das norwegische Nobelkomitee am Freitag bekannt.
Sie bekommt den prestigeträchtigen Preis "für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran und ihren Kampf für die Förderung der Menschenrechte und der Freiheit für alle", wie die Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen, bei der Preisbekanntgabe in Oslo sagte.
Reiss-Andersen weiter: "Wir hoffen, dass er eine Ermutigung ist, die Arbeit in der Form fortzusetzen, die diese Bewegung für angemessen hält."
Mohammadi verbüßt aktuell langjährige Haftstrafe
Narges Mohammadi ist eine der bekanntesten Menschenrechtsaktivistinnen im Iran und wurde bereits mehrfach inhaftiert. Aktuell verbüßt sie eine langjährige Haftstrafe im berüchtigten Ewin-Gefängnis in Teheran.
Seit Jahrzehnten setzt sich Mohammadi für die Menschenrechte in ihrer Heimat ein, insbesondere die Rechte von Frauen - zuletzt unterstützte sie aus dem Gefängnis die Proteste nach der Tötung der jungen Kurdin Mahsa Jina Amini im Polizeigewahrsam.
Die 51-jährige Mohammadi fordert die Abschaffung der Todesstrafe und berichtet aller Repression zum Trotz über die miserablen Haftbedingungen.
Ende 2022, während der landesweiten Aufstände gegen Irans Machtapparat, brachte sie einen Bericht ans Licht, der mutmaßliche Folter an Dutzenden Frauen im Hochsicherheitsgefängnis aufdeckte. Misshandlungen, Isolationshaft, Folter. All das wirkt sich auch auf ihren Gesundheitszustand aus: Sie ist herz- und lungenkrank.
Wie Mohammadi stemmt sich auch die Frauenrechtlerin Masih Alinejad bereits seit Jahren gegen das Regime. Wie viele andere organisiert und engagiert sie sich im Exil. 19.12.2022 | 14:09 min
Insgesamt zu 31 Jahren Gefängnis verurteilt
Bereits als junge Physikstudentin setzte sich Mohammadi laut dem Nobelkomitee für die Rechte von Frauen ein. Später war sie als Vizepräsidentin für die Menschenrechtsorganisation "Defenders of Human Rights Center" tätig.
Das erste Mal wurde sie 2011 festgenommen. Insgesamt wurde sie nach Angaben des Nobelkomitees in mehreren Verfahren zu 31 Jahren Gefängnis und 154 Peitschenhieben verurteilt.
Mohammadi hat seit über acht Jahren ihre Kinder nicht mehr gesehen
Mohammadis Mann Taghi Ramahi lebt seit Jahren mit den gemeinsamen Zwillingen im Exil in Frankreich. Seit Juli 2015 hat Mohammadi ihre Kinder nicht mehr gesehen.
Sie hätte nach eigenen Worten ebenfalls die Möglichkeit gehabt, nach Frankreich zu gehen, wenn sie den Iran illegal verlässt. Das iranische Regime wolle, dass sie verschwinde, sagte sie 2021 in einem Interview mit der Deutschen Welle, als sie für ein paar Monate nicht im Gefängnis war. Mohammadi aber blieb.
19. Frau, die Friedensnobelpreis erhält
Angesichts einer angespannten Weltlage mit Ukraine-Krieg, Klimakrise sowie weiteren Krisen und Konflikten waren in diesem Jahr 259 Persönlichkeiten und 92 Organisationen für den Friedensnobelpreis im Rennen gewesen. Die Gesamtzahl von 351 Kandidatinnen und Kandidaten war damit die zweithöchste jemals.
Quelle: epa
Der Friedensnobelpreis gilt als wichtigster politischer Preis der Erde. Seit der ersten Vergabe 1901 haben ihn nunmehr über 140 Personen und Organisationen erhalten. Mohammadi ist die 19. Frau, die mit dem Preis ausgezeichnet wird. Dagegen stehen 92 Männer auf der Liste der Preisträger, seitdem die Auszeichnung 1901 zum ersten Mal vergeben wurde.
Im vergangenen Jahr waren der inhaftierte belarussische Menschenrechtsanwalt Ales Bjaljazki sowie die Menschenrechtsorganisationen Memorial aus Russland und Center for Civil Liberties aus der Ukraine ausgezeichnet worden.
Nobelpreise mit umgerechnet 950.000 Euro dotiert
Alle Auszeichnungen sind in diesem Jahr mit elf Millionen schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro) und damit mit einer Million Kronen mehr als in den Vorjahren dotiert.
Der Friedensnobelpreis ist der einzige der Nobelpreise, der nicht in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo vergeben wird. In Stockholm wurden ausgezeichnet:
Feierlich überreicht werden sie dann traditionell am 10. Dezember, dem Todestag des schwedischen Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896).
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FAQ
Quelle: dpa, Reuters, epd, AP
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