Pandemie: Alle zusammen gegen die nächste? | Terra-X-Kolumne
Kolumne
Terra X - die Wissens-Kolumne:Alle zusammen gegen die nächste Pandemie?
von Jens Foell
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Nach Corona hatte die Welt beschlossen, nicht noch einmal so unvorbereitet zu sein. Aber ist ein wirksamer und gerechter Schutz vor der nächsten globalen Seuche überhaupt möglich?
Für den folgenden Satz müssen wir alle ganz stark sein: Die nächste Pandemie wird kommen.
Das weiß die Forschung schon sehr lange. "Es wäre unentschuldbar, wenn uns die nächste Pandemie immer noch in einem Zustand der wissenschaftlichen Unfähigkeit vorfinden sollte", hieß es bereits 1937 - rund zwei Jahrzehnte nach der Spanischen Grippe. Und auch heute noch könnte man mit unserer Einstellung über die drohende Gefahr einer neuen globalen Seuche durchaus hart ins Gericht gehen.
In der Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker sowie Gastexpert*innen jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.
Fehleranalyse und gute Absichten
Die gute Nachricht: Es gibt auch schon längst Ideen, um uns besser auf diese drohende Gefahr vorzubereiten. Und seit Corona hat die Weltgemeinschaft auch ein ernsthaftes Interesse daran, welche davon umzusetzen. Daher hat die Weltgesundheitsversammlung schon im Mai 2020 eine Kommission angeregt, die feststellen sollte, welche Fehler im Umgang mit SARS-CoV-2 gemacht wurden und wie die Länder der Welt den nächsten Erreger möglichst noch im Keim ersticken können.
Fünf Jahre nach dem ersten Corona-Fall gibt es in Deutschland bisher keine wirkliche Aufarbeitung Maßnahmen. Wie wichtig wäre dies? Wir sprechen mit dem Immunologen Carsten Watzl.27.01.2025 | 3:51 min
In ihrem Bericht nehmen die Expert*innen kein Blatt vor den Mund: Die globale Reaktion auf das Virus sei begrenzt und unkoordiniert gewesen, eine vorbereitete Welt benötige nicht nur nachhaltige Investitionen von mehreren Milliarden Euro jährlich, sondern auch ein anderes Vorgehen der Regierungen. Das erklärte, hochgesteckte Ziel: "Covid-19 soll die letzte Pandemie gewesen sein."
Fünf Jahre nach der bisher verheerendsten Pandemie des 21. Jahrhunderts geht ein ZDF-Themenschwerpunkt der Frage nach, was aus der Corona-Pandemie für Lehren gezogen wurden und werden. In der Zeit vom 8. bis zum 21. März 2025 beschäftigen sich sowohl aktuelle Magazinsendungen als auch Doku-Formate mit dem Thema.
Wir bündeln alle Inhalte auf unserer Themenseite zum Coronavirus.
Internationales Pandemie-Abkommen beschlossen
Was ist seitdem passiert? Überraschend viel: Noch 2021 beschlossen die 194 Mitgliedstaaten der WHO, darunter auch Deutschland, ein internationales Pandemie-Abkommen aufzusetzen. Es sollte sicherstellen, dass die Empfehlungen der Wissenschaft zur Prävention möglichst umfassend und transparent diskutiert und umgesetzt werden würden. Doch leichter gesagt als getan: Vergangenes Jahr sollte das Abkommen verabschiedet werden, aber die Einigung scheiterte.
Wenn morgen die nächste Pandemie ausbrechen würde, würden wir dieselben Fehler wiederholen? Oder haben wir dazugelernt? Was braucht es für eine bessere Prävention und Reaktion?27.01.2025 | 7:59 min
Widerstand: "Beschämend und ungerecht"
Widerstand kam aus unterschiedlichen Richtungen, vor allem was Organisation und Finanzierung angeht. Überraschend harte Kritik kam auch aus der Wissenschaft: "Beschämend und ungerecht", titelte ein Leitartikel im renommierten Wissenschaftsjournal "The Lancet". Dabei wehren sich die Kritiker*innen nicht gegen die Idee eines internationalen Abkommens, eher im Gegenteil: Es sei eine Gelegenheit, die nicht vergeudet werden dürfe.
Corona traf vor allem Arbeitende mit Niedriglöhnen und Selbstständige. Soziologin Bettina Kohlrausch untersucht die Folgen der Pandemie, die bis heute zu spüren sind.
27.01.2025 | 7:21 min
Aber in seiner damaligen Version sei der Text des Abkommens aus Sicht der Forschenden nicht dazu geeignet, Arm und Reich gleichermaßen vor den Gefahren der nächsten Pandemie zu schützen. Die Inhalte des Abkommens seien abgeschwächt und mit Floskeln angereichert worden und zusätzlich werde ihre Umsetzung von mangelnder Verantwortlichkeit untergraben. Die Chance, aus der letzten Pandemie zu lernen, würde von einer handvoll mächtiger Länder sabotiert. Allerdings: Noch sei Zeit, diese Mängel zu korrigieren.
Corona, Aids oder auch die Spanische Grippe haben viele Millionen von Toten gefordert. Weltweit versuchen Forschende, solche Pandemien in Zukunft besser vorherzusagen.19.09.2024 | 29:47 min
Trumps Austritt aus der WHO könnte vieles verändern
Jedoch hat sich die Situation der WHO jüngst dramatisch verändert: Am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit veranlasste US-Präsident Donald Trump den Austritt seines Landes aus der Organisation. Sollte dieser Schritt tatsächlich vollzogen werden, würde die WHO ihren größten Geldgeber sowie wichtiges Fachpersonal verlieren. Wie sich das speziell auf das internationale Pandemie-Abkommen auswirken wird, ist dabei noch unklar.
Sieben Jahrzehnte lang hat die WHO gemeinsam mit den USA zahlreiche Leben gerettet. Das soll nun vorbei sein. Was bedeutet dies im Hinblick auf künftige Pandemien? 29.01.2025 | 4:16 min
Prävention ist alternativlos
Eins ist allerdings klar: Dem nächsten Erreger sind die Interessen von populistischen Politikern und frustrierten Forscher*innen gleichermaßen herzlich egal. Wie eingangs festgestellt: Mit unserem Verhalten züchten wir die nächste Pandemie geradezu heran und daran scheint sich so schnell nichts zu ändern. Die primäre Frage, die sich uns allen nun stellt, ist, ob wir die weltpolitische Motivation aufbringen können, um sie effektiv zu bekämpfen.
Die nächste Pandemie kommt bestimmt, die Frage ist nur: wann und wie? Mai erklärt, warum das Risiko für Pandemien immer weiter steigt und wie wir uns darauf vorbereiten können.06.04.2025 | 29:27 min
... ist promovierter Neuropsychologe, Bestsellerautor und Redakteur bei MAITHINK X. Seine Leidenschaft gilt der Vermittlung von Wissenschaft durch Forschende. Zu diesem Zweck gründete er den beliebten Twitter-Account "Real Scientists DE" und gibt regelmäßig Seminare und Vorträge zum Thema.
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