Agroforstwirtschaft als Mittel gegen den Klimawandel

    Interview

    Agroforstwirtschaft im Fokus:Ideen gegen Klimawandel für Landwirte gefragt

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    Europa ist laut Europäischer Umweltagentur (EEA) der Kontinent, der sich durch den Klimawandel am schnellsten erwärmt. Es drohen Dürren und Ernteausfälle. Neue Ideen sind gefragt.

    Yanniek, die Leiterin der Regeneration Academy, steht mit Gemüse in den Händen in ihrem Gemüsegarten und lächelt.
    Bäume auf dem Acker, Wasserrinnen auf dem Feld – mit neuen Formen der Landnutzung reagieren Landwirtinnen und Landwirte auf den Klimawandel.09.05.2024 | 29:45 min
    Eine Lösung, um Böden an die neuen Klimabedingungen in Europa anzupassen und die Ernten wieder sicher zu machen: Agroforstwirtschaft. Agrarwissenschaftler Janos Wack erklärt, warum Agroforst so viel Zukunftspotential hat.
    ZDFheute: Warum braucht es ein Umdenken in der Landwirtschaft?
    Janos Wack: Weil wir vor riesigen Herausforderungen stehen, die durch den Klimawandel noch verstärkt werden. Und wir deswegen einen riesigen Handlungsbedarf haben hinsichtlich Bodenschutz, Biodiversität, aber auch Klimaschutz und Tierwohl.

    Ein Profilbild von Janos Wack
    … ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Kassel sowie Referent für Bildung, Netzwerk und Entwicklung im Verein für Regenerative und Soziale Landwirtschaft. Er ist Spezialist für die Integration von Gehölzen auf Äckern. Um Landwirtinnen und Landwirten auf diesem Gebiet zu beraten, hat er mit zwei Partnern die Planungsagentur "Triebwerk" gegründet.

    ZDFheute: Was sind die Vorteile der Agroforstwirtschaft?
    Wack: Die Agroforstwirtschaft ist eigentlich erst mal ein integrativer Ansatz, der konventionelle Landwirtschaft wie Ökolandbau mitnimmt. Wir haben eine Klimawandelanpassung auf unseren landwirtschaftlichen Flächen und gleichzeitig können wir einen gigantischen Hebel beim Klimaschutz ansetzen, weil wir riesige Mengen an Kohlenstoff binden können.
    Und das ist auch mittlerweile vom Umweltbundesamt bestätigt, dass das eine der Maßnahmen in der Landwirtschaft ist, die mit riesigem Abstand das höchste Klimaschutzpotenzial hat. Im Schnitt rechnen wir mit 10,4 Tonnen Kohlenstoff oder CO2-Äquivalenten pro Hektar. Und das ist mehr als der Faktor zehn im Vergleich zu unproduktiven Flächen. Und dabei sind wir landwirtschaftlich weiterhin produktiv. Das ist eine Win-Win-Situation.

    Was ist Agroforstwirtschaft




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    ZDFheute: Gibt es auch Nachteile?
    Wack: Es erfordert sehr, sehr viel Umdenken. Ich habe einen Kapitalbedarf, ich habe einen höheren Wissensbedarf, ich habe einen Arbeitszeitbedarf und das alles on top im laufenden landwirtschaftlichen Betrieb.
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    ZDFheute: Reicht es schon, einfach Bäume auf dem Acker zu pflanzen?
    Wack: Ja, wenn es so einfach wäre, würde ich sagen, dann ginge es schneller. Ich denke, da ist planerisch einfach sehr, sehr viel Vorarbeit nötig. Ich muss den Standort kennen, ich muss den Betrieb kennen, ich muss die ganzen Gehölze kennen und mit ihren ganzen Vor- und Nachteilen kombinieren. Muss mir das wirtschaftlich überlegen, muss den Investitionsbedarf kennen, um dann auch zu schauen, was ist denn für den Betrieb im Budget drin und wo muss ich Abschläge machen. Und dann sollte ich mir das Ganze rechtlich auch noch angucken, was ist erlaubt und was nicht.
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    ZDFheute: Wie weit verbreitet ist die Agroforstwirtschaft?
    Wack: Absolut eine Nische aktuell. Aber eine Nische mit einer gigantischen Entwicklung. Die Bundesregierung hat ein Ziel formuliert von 65.000 Hektar Gehölzfläche in Agroforstsystemen in Deutschland bis 2027. Momentan sind wir so schätzungsweise bei 1.000 bis 1.200 Hektar Gesamtsystemfläche. Das heißt, es ist absolut überschaubar.
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    ZDFheute: Kann denn überhaupt so viel gepflanzt werden in dieser kurzen Zeit?
    Wack: Wir sind dran. Aber ich halte das Ziel für zu hoch gegriffen und dafür die Förderung für viel zu niedrig. Aber man könnte das Ziel ja noch etwas runterschrauben und die Förderung weiter hochschrauben. Das wäre ein großer Schritt aus der Nische heraus.
    Das Gespräch führte Peter Scholl.

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