FAQ
Einheitswährung vor Erweiterung:Digitaler Euro wird kommen
von Frank Bethmann
|
Neben Münzen und Papiernoten soll der digitale Euro zusätzliches Zahlungsmittel werden. Nicht sofort - erst in einigen Jahren. Die Frage nach dem Warum stellt sich heute schon.
Der digitale Euro soll Bargeld nur ergänzen, nicht ersetzen. (Symbolbild)
Quelle: imago images
Eine heikle Frage treibt die Beamten des Euro-Systems seit Monaten um. Wie führen wir einen Bargeld-Euro in digitaler Form ein? Wie kann das funktionieren? Inzwischen ist klar: Der digitale Euro soll kommen, einen Gesetzesvorschlag hat Brüssel längst auf den Weg gebracht.
Digitaler Euro soll Bargeld ergänzen
Für die Europäische Zentralbank, federführend bei der Umsetzung, heißt es nun, Antworten zu finden. Denn viele Bürger verunsichert das. Bedeutet der digitale Euro den Abschied vom Bargeld durch die Hintertür?
Nein, sagen EU-Kommission und EZB. Der digitale Euro sei eine Ergänzung, kein Ersatz. Wie Papiergeld und Münzen könne der digitale Euro wie Bargeld verwendet werden, nur eben in virtueller Form. Verwahrt würde er, so die bisherigen Überlegungen, in einer elektronischen Geldbörse.
Bargeldlos bezahlen gehört längst zum Alltag. Bislang wird der Markt allerdings von Unternehmen beherrscht, die außerhalb der EU sitzen. Die EU-Kommission plant eine europäische Alternative.28.06.2023 | 2:05 min
Braucht es den digitalen Euro überhaupt?
Doch noch gibt es viele offene Fragen bei der konkreten Ausgestaltung. Würde der digitale Euro auf Konten bei der Notenbank oder doch bei der eigenen Hausbank geführt? Gilt er nur innerhalb der Eurozone oder auch in anderen Ländern? Wie genau könnte ich mit ihm an der Ladentheke bezahlen? Geht das nur online oder auch offline - sprich, wenn ich keine Internetverbindung habe?
Und überhaupt, auch wenn es nur wenige betreffen sollte, wie kann ich den digitalen Euro nutzen, wenn ich kein Bankkonto oder kein Mobilfunkgerät habe? Wenn die digitale Version der Einheitswährung ein gesetzliches Zahlungsmittel sein soll, müssen all diese Fragen vorher beantwortet sein.
Die wichtigste aller Fragen aber werden andere beantworten. Braucht es die Digitalwährung überhaupt? Wer heute online einkauft, kann zwischen etlichen Bezahlmöglichkeiten wählen - Kreditkarte, PayPal, Apple Pay, Google Pay, Kauf auf Rechnung und noch einigen weiteren Möglichkeiten. Alle Bezahlverfahren funktionieren tadellos. Bedarf nach einem digitalen Euro besteht also nicht.
Währungsprojekt Libra "war Schock für Notenbanken"
Warum der Spezial-Euro dennoch kommen soll, hat viel damit zu tun, dass Facebook-Grüner Mark Zuckerberg 2019 verkündete, er wolle eine eigene, digitale Währung schaffen. Das Projekt mit Namen Libra scheiterte zwar, doch die Idee einer privat organisierten Weltwährung "war ein Schock für die Notenbanken", weiß Ignazio Angeloni, der bis 2019 im Aufsichtsrat der EZB saß.
Der Digital-Euro ist also vor allem der Versuch, die Kontrolle über das Geld zu behalten. Und mehr noch: Der Versuch, beim elektronischen Zahlungsverkehr Boden gutzumachen. Denn dort dominieren mit Mastercard, Visa, Paypal, Apple oder Google ausschließlich US-Konzerne den Markt. "Hier will man zumindest was im Ärmel haben", weiß Arthur Brunner.
Betrügerische Callcenter bringen jedes Jahr Tausende um ihre Ersparnisse. Kunden werden im Netz auf Fake-Investment-Plattformen gelockt und abgezockt.27.09.2023 | 29:03 min
Digitaler Euro soll limitiert werden
Für den einzelnen Bürger verändert der digitale Euro wahrscheinlich wenig, wagt Brunner einen Ausblick. Nur eines hebt er hervor:
Während Geschäftsbanken pleitegehen können und das Guthaben auf dem Konto im schlimmsten Fall weg ist, könnte das mit dem digitalen Euro nicht passieren.
Wissen muss man allerdings, dass in der EU bereits heute Bankguthaben von bis zu 100.000 Euro abgesichert sind. Und dass man nur eine begrenzte Menge von Digitaleuros wird halten können. Stand heute ist von maximal 3.000 Euro die Rede.
Eine Entscheidung über die genaue Höhe sei noch nicht gefallen, hört man aus Kreisen der EZB. Nur so viel: Man wolle, dass der digitale Euro ein Zahlungsmittel sei und keine Form der Geldanlage.
Themen
Mehr zum Thema Geld
Girocard, Smartphone oder Watch:Bargeldloses Bezahlen wird immer beliebter
Teure Gebühren fürs Girokonto:Wie man die Bank wechselt - und Geld spart
von Karen Grass