Girokonto: Wie man die Bank wechselt - und Geld spart
Teure Gebühren fürs Girokonto:Wie man die Bank wechselt - und Geld spart
von Karen Grass
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Kostenlose Girokonten sind rar. Doch nicht alle Anbieter erheben für die gleichen Services Gebühren. Vier Schritte, wie man mit dem Girokonto zu einer anderen Bank wechselt.
Um hohe Kontoführungsgebühren zu vermeiden, lohnt sich oft ein Wechsel der Bank.
Quelle: colourbox.de
Ob fürs Geldabheben, Überweisungen oder die Girocard: Banken bitten ihre Kund*innen beim Girokonto immer stärker zur Kasse: Zu diesem Schluss kommt die Stiftung Warentest in ihrer September-Ausgabe des Magazins Finanztest.
"Es ist nachvollziehbar, dass Banken für ihre Girokonto-Services Geld verlangen, schließlich kosten die ja auch etwas", sagt Kerstin Föller, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg.
Doch auch solch günstige Konten bis 60 Euro Jahresgebühr werden laut der Finanztest-Untersuchung immer seltener.
Bankenverband: Gratis-Konten werden quersubventioniert
Der Bankenverband Deutsche Kreditwirtschaft (DK) schreibt dazu auf Anfrage: "Den Kunden die umfassende Dienstleistung eines Girokontos bereitzustellen, ist (...) selbst nie kostenlos. Wenn ein Institut sich dafür entschieden hat, diese Dienstleistung mit null Euro zu bepreisen, ist das nur über Quersubventionierung möglich."
Verbraucherzentralen und Finanztest beobachten außerdem folgenden Trend: Bankhäuser knüpfen kostenlose Konten oder geringe Gebühren an Bedingungen. So werden etwa Modelle angeboten, mit denen Kund*innen sparen können, je mehr Produkte wie Wertpapieranlagen oder Immobilienversicherung sie beim Anbieter ihres Girokontos abschließen.
Wer dies nicht tut, für den erhöhen sich teils die Gebühren. Die DK schreibt dazu:
Preisspanne für Kontoführungsgebühren hoch
Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale vermutet dahinter allerdings teils versteckte Preiserhöhungen. Über den gesamten Markt betrachtet ist die Gebührenspanne aber hoch, sodass sich laut Finanztest bei einem Wechsel Geld sparen lässt.
Und so geht’s:
Schritt 1: Überblick verschaffen - Wie teuer ist mein Konto im Vergleich?
Durch die EU ist vorgeschrieben, dass allen Bürger*innen ein kostenloser Girokontovergleich ermöglicht werden muss. Als Übergangslösung unterstützt der Staat deshalb den aktuell kostenlosen Girokontovergleich der Stiftung Warentest (Finanztest). Der Unterschied zu Vergleichsportalen: Es sind keine kommerziellen Interessen und auch keine Werbepartnerschaften im Spiel.
Schritt 2: Das richtige Kontomodell finden
"Dazu sollte ich mir vor Augen führen, wie ich das Konto nutze", so Föller.
Menschen, die dagegen viel online oder mit Karte zahlen, können eher darauf achten, dass diese Services kostenlos sind und die Grundgebühr des Kontos niedrig.
Löst ein Kunde elektronisch eine Zahlung aus, sendet das Kartenlesegerät eine Anfrage an die Bank. Wenn das Konto gedeckt ist, erfolgt die Zahlung.18.09.2023 | 0:50 min
Zu guter Letzt: Langfristig den Dispokredit zu nutzen, ist oft eine Kostenfalle - wer jedoch teils nicht umhinkommt, sollte auch hier auf möglichst niedrige Zinsen achten. Finanztest empfiehlt, zunächst bei der bisherigen Bank nachzufragen, ob es ein geeigneteres Konto gibt.
Außerdem sei es wichtig, alle Bedingungen für ein Konto zu beachten: Wie oben geschildert, knüpfen einige Banken günstige Konditionen nämlich an die Voraussetzung, dass sich ein*e Kund*in auch durch andere Produkte an sie bindet. Nur wenn das auch zu Ihren Bedürfnissen passt, sollten Sie einschlagen.
Ein Tagesgeldkonto bietet viele Vorteile, darunter Zinsen zu erhalten und frei auf das Geld zugreifen zu können. Bei Tagesgeld und Festgeld sollte dennoch einiges beachtet werden.
von Sven-Hendrik Hahn
mit Video
Schritt 3: Das richtige Timing finden
Das Girokonto können Sie im Prinzip jederzeit, ohne lange Fristen wechseln. Kerstin Föller empfiehlt:
Das neue Konto könnte also zum Beispiel zum 1. Oktober starten, das alte aber erst zum 31. Oktober auslaufen. Verbindlichkeiten können so zur Not auch noch vom alten Konto abgebucht werden, wenn der Wechsel noch nicht bei allen Zahlungspartner*innen angekommen ist.
Schritt 4: Den Kontenwechsel smooth gestalten
Auch hier hilft eine gesetzliche Vorgabe: Die Kontenwechselhilfe, zu der die alte und die neue Bank verpflichtet sind. "Diesen Anspruch würde ich auf jeden Fall nutzen", sagt Föller, "dann müssen Sie sich nicht so sehr mit dem nervigen Orga-Kram herumschlagen."
Kund*innen können auf die neue Bank zugehen und sie mittels eines Formulars ermächtigen, beim alten Institut Daten über Daueraufträge, regelmäßige Lastschriften und Zahlungseingänge abzufragen. Anhand dieser Listen wird die Bank in der Ermächtigung genannte Daueraufträge einrichten sowie Lastschriftempfänger*innen und regelmäßigen Zahler*innen die neue Kontoverbindung mitteilen. Geht dabei etwas schief und es entsteht ein Zahlungsverzug, haben Sie sogar Schadensersatzanspruch.
Für alle, die es lieber digital mögen, empfiehlt Finanztest die digitale Kontowechselassistenz, die diverse Banken freiwillig anbieten: Hier läuft alles online, allerdings bestehen nicht zwingend dieselben Rechte und Pflichten wie bei dem gesetzlichen Anspruch. Beide Services können gegebenenfalls etwas kosten.
Karen Grass ist Redakteurin des ZDF-Magazins WISO.
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