Interview
Tesla, Intel, TSMC:Deshalb investieren Weltkonzerne im Osten
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Tesla, Intel und jetzt TSMC - große Firmen investieren in Ostdeutschland. Das hat positive Auswirkungen auf die Region, die gute Standortbedingungen bietet.
Als der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) den Ostdeutschen 1990 "blühende Landschaften" versprach, hatte er selbst wohl nur vage Vorstellungen vom Zeitpunkt.
Erst einmal brach die Wirtschaft im Osten ein, die Menschen wanderten massenhaft in Richtung Westen ab. Auch mehr als drei Jahrzehnte später klafft eine Lohnlücke zwischen Ost und West. Doch der Osten zieht an. Das zeigen die Rieseninvestitionen bei Tesla in Brandenburg, die Pläne von Intel in Magdeburg und jetzt TSMC in Dresden.
Viele Arbeitsplätze geschaffen - aber nicht immer gut bezahlt
Seit der deutschen Wiedervereinigung ging es nach Worten des Dresdner Wirtschaftswissenschaftlers Joachim Ragnitz bei Großinvestitionen in Ostdeutschland vor allem darum, Arbeitsplätze zu schaffen. Das sei auch gelungen.
Allerdings seien es nicht immer die am besten bezahlten Jobs gewesen. Und entlegenen Regionen Ostdeutschlands hätten die Großansiedlungen nicht viel gebracht.
Deshalb seien die wirtschaftlichen Effekte auf die Großräume begrenzt.
Investition kann für ganze Region positive Wirkung haben
Dennoch kann eine Investitionsentscheidung viel auslösen. "Was wirklich eine Rolle spielt, ist die Signalwirkung", sagt Martin Gornig, Experte für Industriepolitik beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.
"Anschließend hat das Auswirkungen auf die Forschungslandschaft, wenn es um ein technologisch anspruchsvolles Feld geht. Dann können Zulieferer kommen und weitere indirekte Effekte", erklärt Industrieexperte Gornig.
Grünheide in Brandenburg zufrieden mit Tesla-Effekt
Solche Erwartungen knüpften sich auch an die "Gigafactory" des US-Autokonzerns Tesla in Brandenburg. Laut dem Bürgermeister der zuständigen Gemeinde Grünheide haben sich viele Hoffnungen erfüllt.
"Ich habe damals gesagt, die Entscheidung von Tesla für Grünheide ist ein Lottogewinn, und dabei bleibe ich auch", sagt Bürgermeister Arne Christiani. "Das bezieht sich weniger auf das Finanzielle."
Positive Auswirkungen durch Tesla-Ansiedlung
- 11.000 Menschen arbeiten ungefähr in der Firma.
- Das Arbeitsamt Frankfurt an der Oder hat eigenen Angaben zufolge rund 1.500 Arbeitslose in unbefristete Jobs dort vermittelt - vom Produktionsarbeiter bis zur Bürokraft.
Die Mehrzahl der Tesla-Leute pendelt in die Fabrik, aber auch da sieht Bürgermeister Christiani das Positive. Die Regionalbahn ist nun viel enger getaktet - darauf habe man zuvor jahrelang gehofft.
Und es gebe jetzt in der Nähe des Werks eine Rettungsstation mit Feuerwehr und einsatzbereitem Notarzt an 365 Tagen im Jahr. Umweltverbände haben weiter große Bedenken wegen des Wasserverbrauchs der Tesla-Anlagen.
Deshalb ist Ostdeutschland für Firmen interessant
Gunther Schnabl, Professor an der Universität Leipzig, hält die Standortbedingungen im Osten für vergleichsweise gut. "Es gibt eine hoch qualifizierte Arbeitnehmerschaft, die Immobilienpreise sind im Vergleich zum Westen günstiger und das Lohnniveau ist noch niedriger. Aus dieser Sicht ist Ostdeutschland ein attraktiver Standort."
Allerdings gebe auch in Ostdeutschland inzwischen einen generellen Arbeitskräftemangel. Mit steigenden Löhnen würden hier Jobs wieder attraktiv, meint Schnabl.
Wirtschaftsforscher Ragnitz nennt einen anderen Standortvorteil für Ostdeutschland: die erneuerbaren Energien vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. In Teilen Ostdeutschlands gebe es zudem eine gute Infrastruktur, beispielsweise in Leipzig mit zwei Autobahn-Anbindungen, Flughafen und Bahn. Dazu kämen mancherorts sehr gute Forschungseinrichtungen und Hochschulen.
Unternehmen nähmen bei ihren Standortentscheidungen immer ein Bündel an Faktoren in den Blick. "Da muss alles zusammenpassen", so Ragnitz.
Quelle: Verena Schmitt-Roschmann und Jörg Schurig, dpa
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