BMW meldet Gewinneinbruch - Geht es Herstellern so schlecht?
Krise in der Autoindustrie:Geht es den Herstellern wirklich so schlecht?
von Klaus Weber
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Die Gewinnzahlen der Autobauer brechen drastisch ein. Bei BMW standen unter dem Strich 7,68 Milliarden Euro, 36,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Doch ein genauer Blick lohnt sich.
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Gewinn des Autoherstellers BMW im Jahr 2024 um 37 Prozent gesunken. Für das Unternehmen handelt es sich um den zweiten starken Rückgang.14.03.2025 | 0:20 min
Der Münchener Premium-Hersteller gab einen drastischen Absturz von 37 Prozent bekannt. Über die Gründe ist Hinreichendes bekannt. Vor allem das schwache China-Geschäft macht den Unternehmen zu schaffen. Wer also noch weitere Indizien benötigt hatte, wie schlecht es um die deutschen Autobauer bestellt ist, dem wurde diese Woche reichlich Stoff geliefert.
Doch Moment mal. Ist die Lage wirklich so aussichtslos, dass man nun wieder den Abgesang auf die deutschen Autohersteller anstimmen muss?
Immer noch Milliardengewinne
Dazu lohnt ein etwas genauerer Blick auf die jüngsten Zahlen, die da aus Wolfsburg, Stuttgart und München kamen. Denn: VW lieferte immerhin noch einen Gewinn von 12,4 Milliarden Euro ab. Nach Steuern wohlgemerkt. Die Rede ist also von Reingewinn.
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Beim relativ kleinen Sportwagenbauer Porsche lag das Nettoergebnis immerhin bei 3,6 Milliarden Euro. Und bei BMW standen unterm Strich letztlich auch noch stolze 7,7 Milliarden Euro. Es wird also durchaus noch gut verdient in Deutschlands wichtigster Industrie.
Bleiben wir deshalb am besten gleich mal beim Beispiel BMW. Ja, gegenüber dem Rekordergebnis aus dem Jahr 2022 sieht der aktuelle Gewinn fast armselig aus. Damals verdienten die Münchner satte 18,6 Milliarden Euro. Auch 2021 und 23 gab es einen zweistelligen Milliardengewinn. Dies waren allerdings eher Ausreißer nach oben. Im Jahr 2017 verdiente BMW beispielsweise 8,7 Milliarden Euro. Dagegen wiederum wirkt der aktuelle Gewinn durchaus konkurrenzfähig.
Sonderkonjunktur beendet
Beachten sollte man nämlich unbedingt, dass die Rekordjahre in der Autoindustrie durch eine Art Sonderkonjunktur verursacht wurden. Frank Schwope, Automobilexperte von der Fachhochschule des Mittelstands in Köln und Hannover, sieht das so: "Wir sehen im Moment eine Normalisierung nach einer Sondersituation mit bisher nicht gekannten Profiten."
Nach dem ersten Corona-Einbruch 2020 gab es in den folgenden Jahren - insbesondere durch den Chip- beziehungsweise Fahrzeugmangel - kaum Rabatte und eine Verschiebung hin zu teureren Modellen.
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Frank Schwope, Automobilexperte
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Eine absolute Ausnahmesituation, die den Autobauern exorbitante Gewinnmargen eingebracht hätte, die so normalerweise nicht zu erreichen seien. Die Stimmung scheint also schlechter als die tatsächliche Lage. Von einer wirklichen Krise wie in den Jahren 1974 und 1993 als der Konzern rote Zahlen schrieb, sei beispielsweise VW "weit entfernt", meint Schwope.
Herausforderungen rechtzeitig stellen
Er glaubt, dass auch das ständige Krisengerede durch den Verband der Automobilindustrie einen Zweck erfülle. "Wer nicht jammert, der bekommt nichts", sagt Schwope, "wahrscheinlich will die Autoindustrie auf eine Elektroprämie hinaus."
Allerdings will er auch die Herausforderungen nicht klein reden. Denn klar ist: Die Zukunft wird durchaus anspruchsvoll. Der Absatz in China schwächelt strukturell. Die internationale Hersteller-Konkurrenz wird größer. Bei den E-Autos gibt es keine klare Richtung. Dazu noch der akute Zollwirrwarr, bei dem niemand weiß, wohin er noch führen wird.
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Die Konzerne täten deshalb gut daran, die Kosten neu zu ordnen und "die Strukturen frühzeitig wetterfest zu machen", glaubt Schwope. Auch die Unternehmensberatung AlixPartners sieht die globale Autoindustrie besonders von Disruption betroffen. Die größten Probleme seien gestörte Lieferketten, steigende Materialkosten und wachsende Unsicherheiten in internationalen Handelsbeziehungen.
Dennoch sollte man hinterfragen, ob es tatsächlich gerechtfertigt ist, ständig den Untergang der deutschen Autohersteller zu beschreien. Jenseits der teilweise hysterischen Diskussion ist die nüchterne Betrachtungsweise wohl eher diese: Alarmstufe ja, aber eher gelb als rot.
Klaus Weber ist Redakteur im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.
Quelle: dpa
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