50 Jahre in Deutschland: Das Ikea-Prinzip geht mit der Zeit
50 Jahre Ikea in Deutschland:Warum Billy, Pax & Co nicht älter werden
von Frank Bethmann
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Die Schweden haben den Möbelkauf revolutioniert. Das Ikea-Prinzip hat viele Nachahmer gefunden, weit über die Möbelbranche hinaus. Doch die Bilanz ist nicht durchweg makellos.
Heute vor 50 Jahren eröffnete die erste Ikea-Filiale in Deutschland. Seit Beginn lautet das Motto: Günstige Möbel zum Selbstaufbau – vorausgesetzt man versteht die Anleitung.17.10.2024 | 1:31 min
Der Kunde muss beim Zusammenbau selbst Hand anlegen. Dieser Grundsatz ist untrennbar mit dem Ikea-Prinzip verbunden. Und das schon, so ist es oft erzählt worden, seitdem der inzwischen verstorbene Gründungsvater Ingvar Kamprad anno 1947 einen Arbeiter dabei beobachtete, wie er die Beine von einem Tisch abschraubte, damit dieser besser in ein Auto passte.
Mit dieser Idee wurde Ikea groß und eröffnete im Oktober 1974 auch in Deutschland sein erstes Einrichtungshaus, in Eching bei München. Inzwischen sind es 54, gut verteilt über die gesamte Republik.
Ikea-Prinzip - oft kopiert und anpassungsfähig
In 50 Jahren wurde das Ikea-Prinzip oft kopiert. Erst von Wettbewerbern aus der eigenen Branche, dann darüber hinaus. Vom Essenslieferanten, der die Zutaten zum Selberkochen vorbeibringt, bis zum Industriepartner, der mobile Kransysteme anbietet, die in einer Art Steckkastenprinzip vor Ort aufgebaut werden können. Das Prinzip ist immer das Gleiche: Man muss mit anpacken. Der Lohn dafür: Das Produkt ist meist günstiger.
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In 50 Jahren hat Ikea seine Idee aber auch immer wieder angepasst, auch mit eigenen Regeln gebrochen. "Du kannst alles selber machen. Musst du aber nicht." Mit diesem Slogan boten die Schweden mit der Zeit an, dass, wenn man nicht ganz so geübt ist, die Küchenzeile doch besser von Ikea-Monteuren aufbauen lassen sollte. Gegen Aufpreis, versteht sich. Selbstredend veränderte auch das Internet einiges.
Ikea-Chef Jesper Brodin ist aber fest davon überzeugt, es braucht beides, online wie offline: "Mehr als 80 Prozent unserer Kunden schauen erst online auf unsere Seite, bevor sie in ein Einrichtungshaus gehen." Schließlich will, wer ein Sofa kauft, vorher sichergehen, dass man darin bequem sitzen kann.
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Möbelhaus zieht in die Innenstädte
Über 80 Millionen Menschen besuchten im vergangenen Jahr die gelb-blauen Einrichtungshäuser. Und doch erreicht Ikea eine Zielgruppe immer weniger: junge und vor allem umweltbewusste Kunden. Die, die in den Städten leben und kein Auto haben.
Ikea steuert seit ein paar Jahren dagegen und ist nun auch, vor allem in Metropolen wie Berlin oder Hamburg, in Innenstädten zu finden. Allerdings kleiner. In der Regel sind es Läden, die eher einem Showroom ähneln, mit angeschlossenem Planungsstudio.
Heute vor 50 Jahren eröffnete die erste Ikea-Filiale in Deutschland. Seit Beginn lautet das Motto: Günstige Möbel zum Selbstaufbau - vorausgesetzt man versteht die Anleitung. 17.10.2024 | 1:43 min
Ikea-Chef selbstkritisch
Der Aufwand, die Kunden zu erreichen, ist in 50 Jahren sehr viel größer geworden. Nicht immer ist es in dieser Zeit gelungen, die Preise niedrig zu halten. Ein Problem, denn mindestens genauso wie das Zusammenbauen gehört der günstige Preis zum Markenkern der Schweden. Brodin ist durchaus selbstkritisch:
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Das gelingt mal besser, mal schlechter. Beim CO2-Ausstoß wähnt sich der Konzern auf einem guten Weg. Bis 2030 will man die Emissionen wie geplant um die Hälfte verringern. Problemfeld Nummer eins bleibt die Herstellung der Möbel. Ikea verbraucht Holz, Metall und Kunststoffe in rauen Mengen. Brodin weiß, das wird künftig so nicht mehr weitergehen können. "Wir müssen hin zu einer Kreislaufwirtschaft."
Der Bedarf an wiederverwerteten Materialien wird massiv steigen müssen. Es bestehe zwar noch Luft nach oben, aber:
Deutschland für Ikea wichtigster Markt
Investitionen in Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg sind für Brodin kein Widerspruch. Im Gegenteil - Ikea wächst weltweit. Deutschland ist dabei der wichtigste Markt, noch vor den USA und Frankreich. Ein Markt, den es zu pflegen gilt. Und dessen Verbraucher sich in den letzten 50 Jahren auch kritisch mit Ikea auseinandersetzen mussten. Etwa, als die Schweden 2012 zugeben mussten, dass man in den 1970er und 1980er Jahren politische Gefangene in der DDR beschäftigt hat.
Ein Umstand, der so gar nicht ins Bild des unbeschwerten, schwedischen Lifestyles passen wollte, den Ikea bis heute versucht, auf Deutschland zu übertragen. Nicht zuletzt dank eines geschickten Marketings. Wer wüsste sonst schon, dass die Schweden den Abschied von Weihnachten feiern, indem sie den Tannenbaum auf die Straße werfen - und das Ganze Knut heißt.