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Start der ITB in Berlin:Trotz Krise - gereist wird immer noch
von Roman Leskovar
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Die Reisebranche ist derzeit eine Ausnahme: Während andere Branchen in der Krise stecken, steigen die Umsätze im Tourismus. Entsprechend gut ist die Laune bei der ITB in Berlin.
Man blickt in entspannte Gesichter dieser Tage, wenn man im Berliner Reisebüro Boomtours vorbeischaut. Wo früher um diese Jahreszeit Hochbetrieb herrschte, weil der Sommerurlaub gebucht wird, sind es jetzt eher Kurzentschlossene, die noch etwas für die Osterfeiertage suchen. Der Sommerurlaub ist bei vielen längst fest eingeplant. Die Frühbucher-Rabatte führen offensichtlich dazu, dass über die wichtigste Reise im Jahr immer früher entschieden wird.
"Wir hatten bereits Mitte Oktober eine große Nachfrage, als die ersten Gäste aus dem Herbsturlaub zurückkamen. Und Ende Januar sind die meisten Frühbucher-Rabatte abgelaufen, sodass wir jetzt schon 75 bis 80 Prozent der Buchungen im Kasten haben" sagt die Inhaberin des Reisebüros, Kathrin Neuperti.
Reisebranche erwartet auch 2025 ein Umsatzplus
Hier ist man zufrieden mit der bisherigen Saison - so wie die gesamte Branche. Großes Wehklagen wie in vielen anderen Wirtschaftszweigen ist nach zwei Jahren allgemeiner Rezession im Tourismus nicht zu hören. Im Gegenteil: Das Vor-Corona-Niveau ist bereits wieder erreicht. Der Deutsche Reiseverband (DRV) rechnet zum zweiten Mal hintereinander mit rund sechs Prozent mehr Umsatz. DRV-Präsident Norbert Fiebig erklärt dies so:
Das Letzte, auf das die Menschen verzichten wollen, ist der Urlaub.
Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands
"Wir haben ein rückläufiges Konsumverhalten, gespart wird aber an anderer Stelle - nicht an den schönsten Wochen des Jahres", sagt Fiebig.
Sorge wegen Flughafengebühren und Steuern
Dennoch schaut man mit Sorge auf die ungleichen Reise-Rahmenbedingungen. Flughafengebühren und Steuern belasteten die Airlines hierzulande stärker als in vielen anderen Ländern. Die neue Bundesregierung müsse für bessere Rahmenbedingungen sorgen, damit der Urlaub für die Reisenden bezahlbar bleibt, fordert der Reiseverband.
Noch scheinen die Preise aber kaum jemanden vom Reisen abzuhalten. Dafür spricht auch, dass gemessen am Umsatz unter den Top-Flugpauschal-Reisezielen im Sommer auf Rang neun die nicht unbedingt preiswerten Malediven liegen.
Hitze schreckt Urlauber offenbar nicht ab
Mit die größten Zuwächse verzeichnet mit 35 Prozent Ägypten - erstaunlich, wenn man bedenkt, dass schon die nördlichen Mittelmeer-Anrainer im Sommer zunehmend unter Hitze-Rekorden mit Temperaturen über 40 Grad leiden. Der vermeintliche "coolcation"-Trend - eine Kombination aus cool und vacation - des vergangenen Sommers scheint sich jedenfalls als Marketing-Gag zu erweisen. Damals wurde davon gesprochen, dass immer mehr Touristen dem Süden Adieu sagen und lieber ins kältere Skandinavien ausweichen.
"Die Menschen vergessen schnell, dass es im letzten Jahr sehr heiß war. Und dann werden die alten Ziele wiedergewählt", erklärt der Tourismusexperte Jürgen Schmude die Urlaubspräferenzen. Der emeritierte Professor der Ludwig-Maximilians-Universität München sieht keine "kühleren" neuen Lieblingsziele, allenfalls Verschiebungen in der Reisezeit:
Wir haben ein Ausweichen auf die Oster- Pfingst - oder Herbstferien, aber auch nicht im großen Stil. Das könnte eine Entwicklung sein, die künftig an Bedeutung gewinnt.
Jürgen Schmude, Tourismusexperte
ITB-Partnerland Albanien hofft auf deutsche Touristen
In Albanien, dem Partnerland der diesjährigen Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin, dürfte es im Sommer ebenfalls sehr heiß werden. Das Land versucht seit längerem, verstärkt Touristen ins Land zu locken. Hierzulande offensichtlich mit Erfolg: 36 Prozent mehr Umsatz erzielte die Branche mit Reisen in den Balkan-Staat, wenn auch auf noch niedrigem Niveau. Der einstige Geheimtipp mausert sich, zur Freude des albanischen Regierungschef Edi Rama bei der Eröffnung der ITB. Die Bedeutung deutscher Touristen schätzt er hoch ein:
Wenn die Deutschen kommen, dann ist das eine starke Basis, um den Tourismus bei uns in Albanien weiterzuentwickeln.
Edi Rama, Ministerpräsident von Albanien
Entwickeln sich die Zahlen weiter so positiv für die deutsche Reiseindustrie dürfte sicher auch Albanien weiter profitieren. Die aktuelle Krise kann dem Tourismus jedenfalls bislang nichts anhaben. Der Deutschen liebstes Kind scheint mittlerweile weniger das Auto als der Urlaub zu sein.
Quelle: dpa
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