Nach Corona: Wie geht es weiter in der Tourismusbranche?
Nach Krisenjahren wegen Corona:Wie geht es weiter in der Tourismusbranche?
von Anne Stadtfeld
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Gestiegene Energiepreise und Arbeitskräftemangel setzen der Tourismusbranche zu. Das Konzept "Workation" verbindet Arbeit und Urlaub. Könnte das die Umsätze wieder ankurbeln?
Die Übernachtungszahlen sind so hoch wie auf Vor-Corona-Niveau. Viele Hoteliers klagen trotzdem: Sie fahren Verluste ein. Auf Rügen startet jetzt ein neues Tourismus-Projekt: Homeoffice im Hotel.27.12.2023 | 2:34 min
Raus aus dem Homeoffice - rein ins Gemeinschaftsbüro mit Hotel von Hannes Trettin, an der Boddenseite Rügens in Lietzow. Die Mischung aus Arbeit und Urlaub nennt der Start-up-Gründer "Workation".
Lassen sich durch Konzepte wie dieses die mauen Corona-Jahre in der Tourismus- und Gastronomie-Branche wieder wettmachen?
Mit "Workation" Umsätze steigern
Für Trettin ist "Workation" das Tourismus-Konzept der Zukunft. Denn: Sein Geschäft ist dadurch unabhängig von der Urlaubssaison, das steigert die Umsätze ganzjährig.
2022 haben etwa 25 Prozent aller Arbeitnehmenden in Deutschland zum Teil im Homeoffice gearbeitet. Eine Chance? Trettins Haus auf Rügen ist fast dauerhaft ausgebucht: "Wir sind 2020 mal mit zwölf Zimmern gestartet, da hatten wir 36 Schlafplätze." Im vergangenen Jahr sind noch 13 weitere Apartments gebaut worden. Außerdem betreibt er zusätzlich Co-Working-Spaces, also Gemeinschaftsbüros, integriert in 25 Hotels deutschlandweit.
Gäste kommen aus der ganzen Welt
Genutzt wird Trettins "Workation"-Alternative von Menschen aus der ganzen Welt. Unter den Gästen sind aber auch Einheimische, die ihr Homeoffice tageweise verlagern, wie Tobias Kind: "Es gibt häufig neuen Input, weil man neue Leute kennenlernt aus Vietnam, aus England."
Für Anja Müller ist das mobile Arbeiten zum Lebensstil geworden, sie arbeitet freiberuflich als Übersetzerin:
Besonders die ergonomischen Arbeitsplätze im Co-Working-Space sind für Müller wichtig.
Start-ups auf Rügen gegründet
Die Gäste beleben die gesamte Region. "Geschäfte drumherum können nicht nur in der Saison offen haben", sagt Hannes Trettin. Außerdem erzeugt das Netzwerk Geschäftsideen:
Verluste in der Tourismusbranche
Klar ist aber auch: Nach den Krisenjahren wegen der Corona-Pandemie fährt die Tourismusbranche das vierte Jahr in Folge Verluste ein. Auch der Arbeitskräftemangel setzt den Betrieben zu.
Guido Zöllik, Bundespräsident der Dehoga, fordert vom Bund "schnellere und einfachere Zuwanderung von Mitarbeitern nach Deutschland."
Der Tourismus in Südeuropa boomt, doch die Urlaubs-Regionen suchen dringend Personal.14.07.2023 | 2:15 min
Obwohl die Preise in der Tourismusbranche im Schnitt um zehn Prozent gestiegen sind, kämpfen die Betriebe mit gesunkenen Erträgen. Der Grund: erhöhte Energie- und Lebensmittelpreise sowie Personalkosten, sagt Tobias Woitendorf, Geschäftsführer des Landestourismusverbandes MV:
In Mecklenburg-Vorpommern sind die Übernachtungszahlen mit knapp 27 Millionen bis Ende September dafür fast wieder auf Vor-Corona-Niveau.
Die Rückerhöhung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent auf Speisen im Restaurant bedeute, "dass noch mehr abgeschafft wird an Leistungen, was man anzubieten hat und letztendlich wird es erhebliche Preissteigerungen geben müssen", sagt Dehoga-Chef Zöllik. Er befürchtet die Schließung von 12.000 Betrieben bundesweit.
"Panikmache" vermeiden
"Falsch und übertrieben" nennt Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung diese Befürchtung. Für ihn gebe es keinen Grund, die Subventionierung einer einzelnen Branche aufrechtzuerhalten. "Die Corona-Pandemie ist vorbei", sagt er.
Warum sollte die "Gastronomie jetzt besser gestellt werden, als andere Branchen", wie zum Beispiel der Einzelhandel, fragt Fratzscher. Denn durch die Senkung der Mehrwertsteuer hatte der Staat auf etwa drei Milliarden Euro verzichtet.
Kreative Wege aus der Krise sind also im Tourismus gefragt - Hannes Trettins "Workation"-Konzept könnte helfen, die Branche wieder anzukurbeln. Arbeiten mit Boddenblick, wie in seinem Co-Working Space auf Rügen.