Tomaten - mit Spuren von Zwangsarbeit in China?

    Exklusiv

    Recherchen von ZDF und BBC:Tomaten - mit Spuren von Zwangsarbeit?

    von Paul Amberg
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    Kommen die Tomaten im Tomatenmark aus Italien, wie auf manchen Tuben zu lesen ist? Recherchen von ZDF und BBC legen nahe, dass ein Teil mit Zwangsarbeit in China produziert wurde.

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    Kommen die Tomaten in unserem Tomatenmark wirklich aus Italien? Recherchen von ZDF und BBC legen nahe, dass einiges auch mit Zwangsarbeit in China produziert wurde.18.12.2024 | 27:04 min
    20 Tuben mit Tomatenmark aus deutschen Supermärkten haben ZDF und BBC in einem Speziallabor testen lassen. Das Ergebnis: Sechs von ihnen schienen Tomaten zu enthalten, die aus China stammen, obwohl zum Teil angegeben wird, dass der Inhalt zu 100 Prozent aus italienischen Tomaten besteht.

    China bestreitet Vorwürfe der Zwangsarbeit

    In China produzierte Tomaten gehören weltweit zu den billigsten. Die meisten der chinesischen Tomaten, die weiterverarbeitet werden, zum Beispiel zu Tomatenmark, kommen aus der autonomen Region Xinjiang. Diese bietet ideale klimatische Bedingungen für deren Anbau. Die Region steht aber auch im Verdacht, dass dort Angehörige der uigurischen Minderheit Zwangsarbeit auf den Feldern leisten müssen.
    Die chinesische Regierung bestreitet in einer Reaktion auf die Recherche von BBC und ZDF, dass Menschen in ihrer Tomatenindustrie zur Arbeit gezwungen werden, und behauptet, dass die Arbeitsrechte rechtlich geschützt seien. Die Vorwürfe der UN, dass Uiguren und andere Minderheiten in der Region Folter und Missbrauch ausgesetzt seien, beruhten auf "Desinformation" und" Lügen".
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    Italienische Firma erhält 36 Millionen Kilogramm Tomatenmark aus China

    Ein Jahr lang hat die BBC Frachtdaten ausgewertet und dabei entdeckt, welchen Weg verarbeitete Tomaten von China nach Europa nehmen. Die Hauptroute führt per Eisenbahn von Xinjiang aus über Kasachstan und Aserbaidschan nach Georgien und von da aus mit dem Schiff weiter nach Italien.
    Dort fiel eine Firma besonders auf, die wiederholt verarbeitete Tomaten aus China erhalten haben soll: Antonio Petti. Sie ist Teil einer Gruppe von großen Tomatenverarbeitern in Italien. Zwischen 2020 und 2023 sollen dort laut Frachtdaten 36 Millionen Kilogramm Tomatenmark von dem chinesischen Unternehmen Xinjiang Guannong und seinen Tochterfirmen hin geliefert worden seien.

    Petti-Gruppe beliefert Eigenmarken deutscher Supermärkte

    Die Petti-Gruppe produziert Tomatenprodukte unter eigenem Namen, beliefert aber auch europaweit die Eigenmarken der Supermärkte. Unsere Tests bei einem renommierten australischen Speziallabor ergaben, dass von 64 in deutschen und britischen Supermärkten gekauften Tomatenmarks 17 chinesische Tomaten zu enthalten schienen. Zehn davon kamen von Petti.
    Dario Sarmadi von der Verbraucherschutzorganisation Food Watch spricht von Verbrauchertäuschung, wenn in Tomatenmarktuben etwas anderes drin ist als angenommen. "Verbraucher*innen erwarten von einem Produkt, wo 100 Prozent Italien drauf steht, wo mit Landesflaggen geworben wird, dass in den Produkten auch zumindest die Hauptzutat aus Italien stammt." Wenn das nicht der Fall sei, dann "müssen wir hier von Betrug an den Verbrauchern sprechen".
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    Supermärkte stellen eigene Untersuchungen an

    Die Supermärkte antworteten auf die Vorwürfe. Sie nähmen sie sehr ernst und hätten eigene Untersuchungen angestellt. Dabei hätten sie keine Beweise für chinesische Tomaten gefunden. Einige bezweifelten sogar die Testmethoden unseres Labors.
    Bei zwei Produkten der Supermärkte Rewe und Penny, auf deren Tuben zum einen 100 Prozent italienische Tomaten zu lesen stand beziehungsweise darauf hingewiesen wurde, dass sie aus italienischer Biolandwirtschaft stammen, fanden wir ein Profil, das mit chinesischen Tomaten übereinstimmt.
    Die Rewe-Group, zu der auch Penny gehört, hat eigene Labortests beauftragt. Diese stünden im Widerspruch zu unseren Testergebnissen. Laut Rewe-Group fänden sich keine Anzeichen dafür, "dass unsere Produkte mit Erzeugnissen chinesischen Ursprungs vermischt wurden". Außerdem schlössen die Vorgaben von Rewe für den Lieferanten A. Petti "die Verwendung von chinesischer Rohware für die genannten Eigenmarken explizit aus". Aus Sicht der Rewe-Group liege "keine Verbrauchertäuschung hinsichtlich der Herkunft der Tomaten vor".

    Petti will keine Tomaten aus China mehr importieren

    Die Firma Petti versicherte, in Zukunft keine Tomaten mehr aus China zu importieren. Außerdem werde sie die "Überwachung der Zulieferer verstärken, um die Einhaltung der Menschen- und Arbeitnehmerrechte zu gewährleisten".
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